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BERICHT/261: IWF-Frühjahrstagung sowie Treffen der G20 und G7 (BMF)


Bundesministerium der Finanzen (BMF)
Newsletter vom 18. April 2011

IWF-Frühjahrstagung sowie Treffen der G20 und G7


Die Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer berieten vom 14. bis 16. April 2011 in Washington sowohl im G7- und im G20-Rahmen als auch im Lenkungssausschuss des Internationalen Währungsfonds (IWF) über wichtige weltwirtschaftliche Fragen und die Gestaltung der Globalisierung.


Zu den Diskussionsschwerpunkten zählten ein Austausch über die Lage der Weltwirtschaft, sowie die Reform des internationalen Währungssystems. Erörtert wurden darüber hinaus das Rahmenwerk für ein starkes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum, die Lage an den Rohstoffmärkten und Fortschritte bei der Finanzmarktregulierung.

Bei ihrer Bewertung der Lage der Weltwirtschaft waren sich die Finanzminister und Notenbankchefs einig, dass die globale Erholung an Breite gewinnt und sich zunehmend selbst trägt. Hervorgehoben wurde hier insbesondere die zunehmende Stärkung der privaten Nachfrage, die auch in Deutschland große Dynamik aufweist. Die positive Wirtschaftsentwicklung in Deutschland wurde insgesamt betont. Auch bei der Einschätzung der weltweiten Risiken bestand weitgehend Übereinstimmung. Neben der weiter bestehenden Notwendigkeit zur Sicherstellung der Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte sowie der anhaltenden Anfälligkeit der Bankensysteme seien weitere Unsicherheiten - auch mit Blick auf steigende Energie- und Rohstoffpreise infolge der Situation im Nahen Osten und in Nordafrika sowie in Japan - hinzu getreten.

Bei der Diskussion zum G20-Rahmenwerk für starkes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum nahmen die Finanzminister und Notenbankchefs eine weitere Hürde. Die Identifizierung der Indikatoren für Ungleichgewichte in der globalen Wirtschaftsentwicklung war bereits im Rahmen des letzten G20-Treffens im Februar 2011 in Paris erfolgt. Nunmehr verständigte man sich auf das Verfahren zur Festlegung der konkreten Länder, die anhand dieser Indikatoren analysiert werden sollen. Diesen Ländern kommt dann eine besondere Verantwortung beim Abbau globaler Ungleichgewichte zu.

Mit Blick auf das Schwerpunktthema der französischen G20-Präsidentschaft, der Reform des Internationalen Währungssystems, zu dem Deutschland gemeinsam mit Mexiko eine G20-Arbeitsgruppe leitet, gab es eine Reihe von Fortschritten mit Blick auf die folgenden Arbeitsfelder. Angestrebt wird ein gemeinsamer Ansatz zum Umgang mit globalen Kapitalströmen, der sich in einem weiteren Schritt in ein entsprechendes globales Rahmenwerk überführen lassen könnte. Einig waren sich die Finanzminister und Notenbankgouverneure dabei, an die bereits erzielten Fortschritte beim Aufbau lokaler Anleihe- und Kapitalmärkte mit Hilfe der Weltbank und der regionalen Entwicklungsbanken anzuknüpfen und diese Erfolge auszubauen.

Ferner kam es zu einer Vereinbarung über einen Pfad zur Erweiterung des den Sonderziehungsrechten des IWF zugrunde liegenden Währungskorbs. Dieser soll sich an klaren Kriterien orientieren, wie z.B. an der freien und breiten Nutzung einer Währung. Darüber hinaus wurde der IWF beauftragt, Analysen zur Stärkung der multilateralen finanziellen Sicherheitsnetze sowie zur Zusammenarbeit des IWF mit regionalen Finanzierungsabkommen vorzunehmen. Abschließend soll die Arbeit des IWF mit Blick auf die Überwachung der Stabilität des internationalen Währungssystems gestärkt werden.

Die IWF- und G7/G20-Gremien setzten zudem ihre intensive Diskussion zur Funktionsfähigkeit der Rohstoffmärkte und zu Maßnahmen zur Reduzierung übermäßiger Preisschwankungen auf diesen Märkten fort. Konsens bestand darüber, dass die Markttransparenz über eine verbesserte Datenlage erhöht werden soll, dies insbesondere im Energiesektor. Außerdem soll durch nachhaltige Investitionen von privater und öffentlicher Seite die Agrarproduktivität in Entwicklungsländern gesteigert und damit der Nahrungsmittelknappheit entgegen gewirkt werden. Einigkeit bestand auch darüber, die bereits in Paris diskutierten Ansätze zur besseren Beaufsichtigung und Regulierung des Handels mit Rohstoffderivaten entschlossen voranzubringen.

Bei der Umsetzung der Finanzmarktagenda war der Umgang mit systemrelevanten Finanzinstituten zentrales Thema. Grundlage der Diskussion waren die Arbeiten des Financial Stability Board (FSB) zur Erhöhung der Verlusttragfähigkeit dieser Institute. Das FSB erhielt zudem den Auftrag, konkrete Handlungsempfehlungen zur besseren Regulierung und Beaufsichtigung so genannter Schattenbanken auszuarbeiten. Hintergrund dieses Auftrags ist die Befürchtung, dass systemische Risiken für die Finanzmärkte auch außerhalb des klassisch bankaufsichtlichen Bereichs - etwa bei Hedgefonds oder in Zweckgesellschaften - entstehen können. Dies gilt insbesondere dann, wenn Kreditinstitute einer schärfen Aufsicht und Regulierung unterzogen werden als solche Schattenbanken.


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Quelle:
BMF-Newsletter vom 18.04.2011
Herausgegeben vom Referat K (Kommunikation) des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2011