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BERICHT/317: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2013 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 11. November 2013

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2013 [1]

• Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal weiter gewachsen.
• Impulse kommen primär von der Binnennachfrage: Die privaten Konsumausgaben entwickeln sich robust, die Ausrüstungsinvestitionen legen zu.
• Die Industrie ist wieder auf Wachstumskurs. Die Auftragseingänge haben sich trotz verhaltener Auslandsnachfrage leicht belebt.
• Die Beschäftigung erreicht neue Rekordstände und nimmt in gemäßigtem Tempo weiter zu.



Die konjunkturelle Belebung der deutschen Wirtschaft schreitet voran. Die gesamtwirtschaftliche Leistung hat sich den vorliegenden Indikatoren zufolge im dritten Quartal weiter erhöht. Die Wachstumsrate dürfte allerdings niedriger ausgefallen sein als im zweiten Quartal, in dem witterungsbedingte Nachholeffekte für zusätzlichen Schub gesorgt hatten. Darauf deutet die weniger starke Ausweitung von Produktion und Beschäftigung hin. Neben der robusten Entwicklung des privaten Konsums dürften vor allem die Investitionen in Ausrüstungen weiter Tritt gefasst haben. Hierfür spricht die beschleunigte Ausweitung der Inlandsumsätze mit Investitionsgütern im dritten Quartal. Während die Binnennachfrage entscheidende Wachstumsimpulse liefert, dürfte der Wachstumsbeitrag des Außenhandels gering ausgefallen sein. Insgesamt hat sich die konjunkturelle Belebung weiter gefestigt und an Breite gewonnen. Die vorlaufenden Indikatoren signalisieren für die kommenden Monate ein leicht beschleunigtes Produktionswachstum. Angesichts der nach wie vor nur verhaltenen Impulse aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld wird die wirtschaftliche Dynamik allerdings maßvoll bleiben.

Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich im Verlauf des Jahres etwas beschleunigt, es bleibt aber weiterhin verhalten. Die Bewältigung der Folgen der Finanzkrise ist noch nicht abgeschlossen. Die strukturellen Anpassungserfordernisse in vielen Ländern und Regionen dürften noch für einige Zeit die wirtschaftliche Dynamik dämpfen. Die Impulse kommen zurzeit vornehmlich von den Industriestaaten. Die Schwellenländer können das aus den vergangenen Jahren gewohnte hohe Wachstumstempo nicht aufrechterhalten. In den USA wird sich die Konjunktur nach der Belastung durch den Budget-Streit weiter leicht beleben. Die japanische Wirtschaft wird nach wie vor durch eine expansive Geld- und Fiskalpolitik stimuliert. Der Euroraum verzeichnet langsame Fortschritte bei den notwendigen strukturellen Anpassungen, die allmählich wieder Wachstumskräfte freisetzen. Insgesamt dürften sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft langsam weiter aufhellen.

Aufgrund der verhaltenen Entwicklung der deutschen Absatzmärkte verändern sich die deutschen Ausfuhren derzeit tendenziell wenig. Die Warenexporte nahmen im gesamten dritten Quartal saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen lediglich um 0,4 % zu. Im September erhöhten sie sich um 1,7 %. Die Wareneinfuhren gingen im dritten Quartal um 0,3 % zurück. Dabei wurden im September 1,9 % weniger Waren als im Vormonat eingeführt. Insgesamt fiel damit der Handelsbilanzüberschuss im dritten Quartal in jeweiligen Preisen geringfügig höher aus als im Vorquartal. Angesichts der nach wie vor nur zögerlichen Entwicklung der Auslandsaufträge für die Industrie bleiben die Aussichten für den deutschen Exportsektor weiterhin verhalten.

Im Produzierenden Gewerbe hält der Aufwärtstrend an. Die Gesamterzeugung stieg im dritten Quartal noch über das bereits hohe Niveau des zweiten Quartals (+0,6 % [3]). Im September war allerdings ein Rückgang der Produktion zu verzeichnen (-0,9 %). Sie verringerte sich sowohl in der Industrie (-1,1 %) als auch im Baugewerbe (-1,8 %). In der Industrie machte sich vor allem die spürbare Einschränkung der Investitionsgüterproduktion bemerkbar, die im Monat zuvor jedoch kräftig ausgeweitet worden war. Im dritten Quartal insgesamt lieferte die Erzeugung von Investitionsgütern die positiven Impulse. In den kommenden Monaten ist mit einem moderaten Wachstum der Industrieproduktion zu rechnen. Der Umfang der Auftragseingänge erhöhte sich im dritten Quartal um 1,6 %. Der Anstieg bei den Bestellungen kam maßgeblich aus dem Inland (+2,6 %). Dieser stützte sich vor allem auf eine gestiegene Inlandsnachfrage nach Investitionsgütern (+4,0 %). Die Bestellungen aus dem Ausland legten im September nicht zuletzt aufgrund von Großaufträgen zwar deutlich zu, insgesamt entwickeln sie sich aber noch wenig dynamisch. Die Bauleistung wurde im zweiten und zu Beginn des dritten Quartals durch kräftige Nachholeffekte gestützt. Im September ist sie mit ihrem erneuten Rückgang (-1,8 %) auf einen etwas moderateren Wachstumspfad eingeschwenkt. Die Bauproduktion lag aber auch im dritten Quartal deutlich (+2,1 %) über dem Ergebnis des starken zweiten Quartals.

Der private Konsum wird weiterhin durch den steten Anstieg der Beschäftigung, die steigenden Einkommen, die stabilen Preise sowie die niedrigen Zinsen gestützt. Gleichwohl sind die Einzelhandelsumsätze (ohne Einbeziehung des Kfz-Handels) im dritten Quartal leicht um 0,1 % zurückgegangen. Bei den Pkw-Neuzulassungen scheint der Tiefpunkt jedoch durchschritten. Die Stimmung unter den Konsumenten und Einzelhändlern bleibt weiterhin überdurchschnittlich. Vor dem Hintergrund der konsumfreundlichen Rahmenbedingungen signalisiert sie, dass die private Konsumnachfrage eine verlässliche Stütze der binnenwirtschaftlichen Belebung bleiben wird.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv. Die Herbstbelebung fiel allerdings relativ schwach aus. Die Erwerbstätigkeit im Inland stieg im September saisonbereinigt lediglich um 7.000 Personen. Im gesamten dritten Quartal nahm sie um 51.000 Personen zu, nach +70.000 im zweiten Quartal. Die Entwicklung spiegelt weiterhin insbesondere die Zuwächse der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wider. Die Kräftenachfrage hat sich nach einer längeren Schwächephase wieder etwas belebt. Die Zahl der gemeldeten Stellen nimmt saisonbereinigt seit Mitte des Jahres leicht zu. Trotz der positiven Beschäftigungsentwicklung stieg die Zahl der Arbeitslosen im Oktober saisonbereinigt weiter leicht um 2.000 Personen an. Die Zahl der Unterbeschäftigten, die neben den registrierten Arbeitslosen zusätzlich Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen umfasst, bildete sich jedoch weiter zurück. Insgesamt gestaltet sich die Vermittlung von Arbeitslosen zunehmend schwieriger, da ihre Profile häufig nicht den regionalen und qualifikatorischen Anforderungen der Unternehmen entsprechen (sog. Mismatch). Aufgrund der zu erwartenden konjunkturellen Belebung dürften sich die positiven Grundtendenzen am Arbeitsmarkt aber in gedämpfter Form fortsetzen.


Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Dezember-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 48. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.


Anmerkungen:

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 08. November 2013 vorlagen.

[2] Erste Ergebnisse zur gesamtwirtschaftlichen Leistung der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal 2013 veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 14. November in seiner Schnellmeldung.

[3] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 11. November 2013
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: pressestelle@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2013