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FORSCHUNG/892: Masterarbeit untersucht empirisch Ausbildungsperspektiven von Flüchtlingen (idw)


Hochschule Ruhr West - 23.08.2017

Masterarbeit untersucht empirisch Ausbildungsperspektiven von Flüchtlingen

86 Prozent der Unternehmen geben gesellschaftliche Verantwortung als Einstellungsgrund an // In den vergangenen Jahren kamen über 1,2 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland.


Mülheim an der Ruhr / Bottrop, 22. August 2017: In den vergangenen zwei Jahren kamen über 1,2 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland. Diejenigen, die in Deutschland eine neue Heimat suchen, sollen möglichst schnell integriert werden. Über 55 Prozent der Geflüchteten sind unter 25 Jahre alt. Daher ist ein Ansatz, eine Integration über den Ausbildungsmarkt zu erreichen. Eine Masterarbeit am Wirtschaftsinstitut der Hochschule Ruhr West untersuchte jetzt die Ausbildungsperspektiven von Flüchtlingen. Sie kommt zum Schluss, dass es in der Ausbildung von Flüchtlingen mehr Gemeinsamkeiten als Besonderheiten gibt, die die Flüchtlinge von regulären Auszubildenden trennen.

"Ich habe mich für das Thema der Ausbildung von Flüchtlingen entschieden, weil es gesellschaftlich sehr relevant und aktuell ist. Ich arbeite im Personalbereich und die Betreuung von Auszubildenden war ein Bestandteil meiner Arbeit., Daher weiß ich, dass das Thema der Integration von Flüchtlingen aus Unternehmenssicht interessant ist", begründet die BWL-Masterstudentin, Lea Marit Nattefort, die Themenwahl ihrer Abschlussarbeit. Die 26-jährige Münsterländerin hat es sich bei der Wahl nicht leicht gemacht, denn statistische Daten und repräsentative Untersuchungen zum Thema der dualen Berufsausbildung von jungen Flüchtlingen fehlen. Auch die Besonderheiten der dualen Berufsausbildung von Flüchtlingen in Deutschland aus Sicht der Unternehmen wurde in dieser Größenordnung noch nicht erforscht.

Befragung von 1450 Unternehmen

Das Ziel ihrer Masterarbeit war es, eventuelle Besonderheiten in der Ausbildung von Flüchtlingen innerhalb der dualen Berufsausbildung in Deutschland aufzuzeigen. Dabei stützte sich Nattefort auf Erfahrungswerte von Unternehmen, die bereits in der jüngsten Vergangenheit Flüchtlinge ausgebildet haben oder zum jetzigen Zeitpunkt Flüchtlinge in der dualen Berufsausbildung beschäftigen. Ihr Fokus lag besonders auf den interkulturellen Besonderheiten und die Herausforderungen für die Ausbildungsbetriebe. Die größte Schwierigkeit vor der die HRW Studentin stand, war es, diese Unternehmen, die bereits Erfahrung in der Ausbildung von Flüchtlingen haben, überhaupt zu finden. Über 1450 Unternehmen hat sie für ihre Masterarbeit "Besonderheiten in der Ausbildung von Flüchtlingen" befragt. Insgesamt nahmen 82 Unternehmen an der Umfrage teil, eine Rücklaufquote, die nicht ungewöhnlich ist. Dennoch hat Nattefort Aussagen über rund 400 Flüchtlinge, die eine Ausbildung absolvieren, sammeln können.

Ein Ergebnis der Studie: außerordentliche Leistungsbereitschaft der Flüchtlinge

Die Ergebnisse zeigen, dass diese geflüchteten jungen Menschen gut in die Ausbildung integriert sind. Besonders positiv werden ihre interkulturellen Kompetenzen von den Unternehmen bewertet. Darüber hinaus zeigt die Untersuchung, die Flüchtlinge eine hohe Anpassungsfähigkeit im Arbeitsleben, die in der Fluchterfahrung begründet sein kann. Kritisiert werden institutionelle Hürden, mit denen Unternehmen konfrontiert werden, wenn diese Flüchtlinge ausbilden wollen. Auch fehlende Sprachkenntnisse werden kritisiert.Besonders die Wahrnehmung der außerordentlichen Leistungsbereitschaft der Flüchtlinge ist ein positives Ergebnis der vorliegenden Studie. Unternehmen gaben mit 86 Prozent an, dass die gesellschaftliche Verantwortung ein Einstellungsgrund sei. Weitere Einstellungsgründe für Unternehmen sind der Mangel an qualifizierten (deutschen) Bewerbern und die Motivation und hohe Leistungsbereitschaft begründet in der Fluchterfahrung. Fast ein Viertel der Unternehmen gaben an, dass sie die interkulturellen Kompetenzen im Unternehmen ihrer Beschäftigten fördern möchten.

"Diese sehr gute Masterarbeit hat viele positive Beispiele für eine gelungene Integration in die Ausbildung gezeigt. Die Unternehmen sind engagiert und leisten einen erheblichen Teil zum Gelingen der Integration. Eine gelungene Ausbildung stellt eine Win-Win Situation für die Flüchtlinge und die Ausbildungsunternehmen und letztendlich für die Gesellschaft dar", schlußfolgert der Betreuer Prof. Dr. phil Lijun Tang vom Wirtschaftsinsitut an der HRW.


Interessierte Unternehmen können über info@ausbildungsberatung-flüchtlinge.de Kontakt mit Lea Nattefort aufnehmen und weitere Informationen zum Thema erhalten.


Über die Hochschule Ruhr West
Die Hochschule Ruhr West (HRW) ist eine staatliche Fachhochschule mit Standorten in Mülheim an der Ruhr und Bottrop. Gegründet im Jahr 2009, zählt die HRW heute rund 5.400 Studierende. Im Herzen der Metropole Ruhr zeichnet sich die HRW vor allem durch die Vielfältigkeit ihrer Beschäftigten, Studierenden und die offene Hochschulkultur aus. Das Studienangebot umfasst zum kommenden Wintersemester 20 Bachelor- und sechs Masterstudiengänge aus den Bereichen Informatik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaft. Neben der Lehre bildet die anwendungsorientierte Forschung der Wissenschaftler*innen eine tragende Säule der Hochschule.

Weitere Informationen unter:
http://www.hochschule-ruhr-west.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1459

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Ruhr West, Beatrice Liebeheim-Wotruba, 23.08.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2017

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