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INTERNATIONAL/129: Indien - Geringe Nachfrage nach Solarpumpen, Bauern scheuen hohe Kosten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Januar 2013

Indien: Geringe Nachfrage nach Solarpumpen - Bauern scheuen hohe Anschaffungskosten

von Manipadma Jena


Bild: © Kartik Wahi/IPS

Solarpumpe im Bundesstaat Bihar
Bild: © Kartik Wahi/IPS

Anand, Indien, 18. Januar (IPS) - Als der 29-jährige Kartik Wahi seinen Abschluss an der 'Kellogg School of Management' in Chicago in der Tasche hatte, kehrte er sofort in seine Heimat Indien zurück, um solarbetriebene Bewässerungspumpen zu vermarkten. Für seine Ideen findet Wahi bisher jedoch nur wenig Unterstützung.

Gemeinsam mit zwei Partnern muss der Jungunternehmer mit einem Minibudget wirtschaften. Er ist davon überzeugt, dass die Vorteile erneuerbarer Energien die Entwicklung einiger ländlicher Regionen des Subkontinents voranbringen können. Nach drei Jahren hat er aber immer noch viele Hindernisse zu überwinden, bevor er seine Pumpen in großem Stil in Bundesstaaten wie Rajasthan im Nordwesten und Bihar im äußersten Nordosten verkaufen kann.

Die Solar-Pumpen werden mit Strom aus Fotovoltaikanlagen betrieben. In Indien gibt es sie bereits seit etwa 20 Jahren, wie Tushaar Shah erklärt. Der Experte leitet ein Partnerschaftsprogramm des in Sri Lanka ansässigen 'Water Management Institute' (IWMI) und dem 'Sir Ratan Tata Trust', einer wohltätigen indischen Familienstiftung.

Zurzeit sind in dem Land mit insgesamt 1,2 Milliarden Einwohnern allerdings erst rund 7.000 solcher Pumpen im Einsatz. Das IWMI-Tata-Programm (ITP) beriet kürzlich in Anand im Bundesstaat Gujarat über die indische Position zu Fragen der Bewässerung, Energiegewinnung und Landwirtschaft. "Der größte Hemmschuh für Solarpumpen ist die unterschwellige Angst vor neuen Technologien", meint Wahi.

Als sein Unternehmen 'Claro Energy' an die Behörden in Bihar herantrat und anbot, Bauern in der Region den Zugang zu den Pumpen zu erleichtern, erklärten ihm Beamte, dass sie an der Effizienz dieser Geräte zweifelten. Um das Gegenteil zu beweisen, machte die Firma umgerechnet 27.000 US-Dollar locker, um zu Demonstrationszwecken eine Pumpe am Rand der Hauptstadt von Bihar, Patna, zu installieren.


Hoher Grundwasserspiegel und viel Sonne sind ideale Voraussetzungen

"Wir haben uns Bihar ausgesucht, weil dort hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wird", sagt Wahi. "Außerdem ist Elektrizität in der Region sehr knapp, sodass teure Dieselpumpen betrieben werden müssen. Der hohe Grundwasserspiegel in Bihar und die hohe Sonneneinstrahlung bieten zudem die Voraussetzungen für kleinere Solaranlagen, die Kosten sparen helfen.

Dennoch haben sich die Solarpumpen in dem Bundesstaat und in anderen Agrarregionen im Osten Indiens bisher nicht durchgesetzt. Die Bauern scheuten vor den Neuerungen zurück, solange sie sich von dem Erfolg der Pumpen nicht überzeugen könnten, erklärt Hemant Lamba, dessen in Pondicherry ansässige Firma 'Auroville Renewable Energy' (AuroRE) 2004 den Ashden-Preis für nachhaltige Energie - auch bekannt als 'Grüner Oscar' - gewonnen hat. Ähnliche Vorbehalte habe es auch bei der Markteinführung von PCs vor einigen Jahrzehnten gegeben, erinnert er sich.

Laut Bibhash Dhar, dem leitenden Manager der Abteilung für Technologiefinanzierung in der 'ICICI Bank' in Mumbai, gibt es für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zwar generell leicht Kredite. Der Solarpumpenmarkt sei jedoch noch immer unreguliert. "Keine Organisation oder Regierungsabteilung ist dafür zuständig, die Produkte zu zertifizieren", kritisiert er.

Dhar führt die Skepsis der Bauern darauf zurück, dass einige von ihnen auf billige und schlechte Ware hereingefallen sind. Bei der Vermarktung von Solarpumpen in Indien würden häufig keine vollständigen Informationen gegeben, sagt Prem Kalra vom Indischen Institut für Technologie (IIT) in Jodhpur im Bundesstaat Rajasthan.

"Indien verfügt noch nicht über die nötige Technologie, um Solarzellen zu testen und zu bewerten oder um ihr Funktionieren nach einigen Jahren zu überprüfen", merkt er an. Die Solarzellen würden in Ländern hergestellt, in denen es nicht wie in der Wüstenregion von Jodhpur bis zu 80 Grad Celsius heiß werden könne. Dort gebe es zudem Sandstürme und einen enormen Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperaturen. "Wie kann da versprochen werden, dass eine Solarpumpe 25 Jahre hält?" fragt er.

Nach Ansicht des Experten müsste außerdem darüber beraten werden, inwieweit die Tiefe des Grundwassers die Leistung und Haltbarkeit einer Pumpe beeinträchtigt. Auch die Qualität von Solarzellen müsse thematisiert werden.

Nach Gesprächen mit mehreren Banken stellte Wahi fes, dass Banken offenbar eher bereit sind, Kredite für Solarlampen als für -pumpen bereitzustellen. "Seit 2008 fallen die Preise für Dünnschicht-Photovoltaikmodule. Die Banken fürchten, dass die Kredite nicht zurückgezahlt werden."

Eine Solarpumpe erfordert zunächst eine hohe Kapitalinvestition, verursacht nach der Inbetriebnahme aber nahezu keine Kosten mehr. Experten nehmen an, dass die beträchtlichen Installationskosten diese Pumpen für Kleinbauern unattraktiv machen. Die Anbieter der Anlagen werben jedoch damit, dass die Farmer die Investitionen schnell wieder hereinholen können, wenn sie die Felder anderer Bauern gegen Geld bewässern. Acht bis zehn Bauern, die nah beieinander wohnten, könnten sich bei der Wassernutzung zusammenschließen.

Nitya Kacob, Leiter des Wasserprogramms am Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu-Delhi sieht allerdings die Gefahr, dass die Solarpumpen zu einer Übernutzung des Grundwassers verführen könnten. Es sei daher notwendig, hier genaue Grenzen festzulegen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.iwmi.cgiar.org/iwmi-tata/
http://www.claroventures.com/
http://www.ashden.org/ashden_awards
http://www.cseindia.org/
http://www.ipsnews.net/2013/01/solar-powered-water-pumps-struggle-to-see-the-light/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2013