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MARKT/1598: Handwerksbericht - Gute Lage, aber große Herausforderungen (idw)


RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - 06.02.2020

RWI-Handwerksbericht: Gute Lage, aber große Herausforderungen


Dem deutschen Handwerk geht es derzeit wirtschaftlich gut. Im gerade zu Ende gegangenen Jahr hat es seine Umsätze um etwa 4 bis 5 Prozent gesteigert, im Jahr 2020 wird es sie voraussichtlich um weitere 3 Prozent steigern können. Zu dieser Einschätzung kommt der aktuelle "Handwerksbericht" des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Trotz der positiven Entwicklung steht das Handwerk in den kommenden Jahren jedoch vor großen Herausforderungen. Um weiter wachsen zu können, braucht es genügend Fachkräfte und eine höhere Innovationsfähigkeit. Zudem gilt es, sich auf dem Markt gegen Konkurrenten zu behaupten, die nicht aus dem Handwerk kommen.

Die wichtigsten Ergebnisse:

• Die wirtschaftliche Lage im deutschen Handwerk bleibt ausgesprochen positiv. Für das Jahr 2019 ist erneut mit einer deutlichen Umsatzsteigerung von 4 bis 5 Prozent zu rechnen. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Gewerbegruppen. So hat insbesondere das Baugewerbe wieder kräftige Umsatzsteigerungen erzielt. Auch die Handwerke für den privaten Bedarf erholten sich gegenüber dem schwachen Jahr 2018. Dagegen ist das Umsatzwachstum der Handwerke für den gewerblichen Bedarf aufgrund der Schwäche der Industrie deutlich zurückgegangen.

• Der Beschäftigungsaufbau kam 2019 ungeachtet der anhaltenden Umsatzsteigerungen annähernd zum Erliegen, wohl auch, weil es in einigen Bereichen des Handwerks zunehmend Probleme gibt, Ausbildungs- und Fachkräfte zu finden.

• Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürften für das Handwerk in diesem und im kommenden Jahr günstig bleiben. Zwar wird die Investitionszurückhaltung der Unternehmen Spuren hinterlassen, die Konsumausgaben und Bauinvestitionen werden aber weiter spürbar steigen. Insgesamt dürften die Umsätze des deutschen Handwerks 2020 Jahr um 3 Prozent zulegen, die Erwerbstätigkeit wird allerdings eher stagnieren.

• Zwar ist die wirtschaftliche Gesamtsituation des deutschen Handwerks weiter gut, in den kommenden Jahren sind jedoch erhebliche Herausforderungen zu bewältigen. Hierzu gehört unter anderem, trotz abnehmender Ausbildungsbereitschaft und eines rückläufigen Arbeitskräfteangebots genügend Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Zudem gilt es, die Produktivität durch eine höhere Innovationsfähigkeit weiter zu steigern und Marktanteile gegenüber Wettbewerbern aus dem Nicht-Handwerk zu sichern.

• Im zulassungsfreien Handwerk sind nur noch ein Viertel der Betriebsinhaber bzw. -leiter Meister. Anfang 2020 wurde daher für zwölf Gewerke die sogenannte "Meisterpflicht" wieder eingeführt. Die Wirkungen dieser neuerlichen Regulierung dürften zunächst aber begrenzt sein, da der Anteil der rückvermeisterten Gewerke an den gesamten Handwerksumsätzen mit gut 3 Prozent relativ gering ist und die seit der im Jahr 2004 erfolgten Aufhebung der Meisterpflicht gegründeten Betriebe Bestandsschutz genießen.

Zur Situation des deutschen Handwerks sagt RWI-Wissenschaftler Jochen Dehio: "Dem deutschen Handwerk geht es derzeit insgesamt gut. Weite Teile haben in den kommenden Jahren jedoch große Herausforderungen zu bewältigen, um weiter wachsen zu können."


Dieser Pressemitteilung liegt der "Handwerksbericht" aus dem aktuellen Konjunkturbericht des RWI (Heft 4/2019) zugrunde. Er kann als pdf-Datei heruntergeladen werden unter:
http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-konjunkturberichte/

Originalpublikation:
Dehio, J.(2019),
Handwerksbericht: Lage weiter gut - Herausforderungen bleiben groß.
RWI Konjunkturberichte70(4): 35-58.

Weitere Informationen unter:
http://www.rwi-essen.de/kb
- RWI-Konjunkturberichte auf der RWI-Homepage

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution145

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, 06.02.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2020

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