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TELEKOMMUNIKATION/692: Breitbandanschlüsse im Süden Mangelware - ITU dringt auf Ausbau (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Oktober 2011

Technologie: Breitbandanschlüsse im Süden Mangelware - ITU dringt auf Ausbau

Von José Domingo Guariglia


New York, 30. September (IPS) - Obwohl die Zahl der Internetnutzer auf globaler Ebene zunimmt und sich Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) überall durchsetzen, bleibt die Kluft zwischen Entwicklungs- und Industrieländern speziell bei Breitbandanschlüssen groß.

Die Hürden auf dem Weg zur Versorgung der Südländer mit Informationstechnologien seien nach wie vor hoch, heißt es in dem Bericht 'Measuring the Information Society 2011' der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). Die Untersuchung vergleicht die weltweite Zugänglichkeit, die Leistungen und die Kosten dieser Technologien zwischen 2008 und 2010.

Breitbandverbindungen seien unverzichtbar für die Umsetzung von E-Government-Projekten und die Erreichung der UN-Millenniumsziele, sagte Gary Fowlie von der ITU im Gespräch mit IPS. Zu den bis 2015 anvisierten Entwicklungszielen gehören die Verringerung der Armut, Bildung für alle, die Gleichstellung der Geschlechter, Verbesserungen bei der ärztlichen Versorgung von Frauen und Kindern. "Breitband macht es unter anderem möglich, die medizinische Versorgung auch aus der Ferne zu organisieren", erklärte Fowlie.

"Der Ausbau des Zugangs zu Breitbandverbindungen sorgt dafür, dass die Technologien kostengünstiger werden und sich damit weiter verbreiten können", sagte ITU-Generalsekretär Hamadoun Touré.

Der Report stützt sich auf Daten des ICT-Entwicklungsindexes, der die Verwendung der Kommunikationstechnologien in 152 Ländern aufzeigt. Der ICT-Preisindex misst dagegen die Preisentwicklung in diesem Sektor in 165 Staaten.


Südkorea Spitzenreiter bei Entwicklung von Informationstechnologien

An der Spitze der Länder mit den am höchsten entwickelten Technologien steht Südkorea, das bereits internationaler Vorreiter bei Breitbandtechnologien ist. "Viele europäische Staaten haben nationale Breitband-Projekte und arbeiten Regulierungssysteme aus", erklärte er IPS. Zudem sei die Bevölkerung in diesen vergleichsweise kleinen Ländern homogen.

Nach Ansicht von Fowlie sind staatliche Regelungen wichtig, um die Technologie auch in entlegene Gegenden zu bringen. Sie allein dem privaten Sektor zu überlassen, würde wahrscheinlich eine Kluft zwischen ländlichen und städtischen Gebieten aufreißen.

Entwicklungsländer verzeichnen dem Experten zufolge die rasantesten Zuwächse bei der Einführung neuer Kommunikationstechnologien. So nahm die Verbreitung von Mobilfunktelefonen in Afrika am stärksten zu, obgleich die Staaten zu den Schlusslichtern des Entwicklungsindexes gehören. Dieses Missverhältnis wird darauf zurückgeführt, dass die Technologien noch zu teuer sind und die Behörden wenig Interesse an ihrer Verbreitung zeigen.

"Aufgrund des Kostenproblems ist es wichtig, nationale Breitband-Pläne zu verfolgen", meinte Fowlie. Er empfahl eine Strategie, die den allgemeinen Zugang zu den Technologien, ein effizientes System von Betreiberlizenzen und die Investitionsförderung durch den privaten Sektor miteinander verbindet.

Dem Bericht zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen ICT-Entwicklung und Einkommen. Die Erfahrungen hätten gelehrt, dass staatliche Maßnahmen und die Förderung der modernen Informationstechnologien deren Verbreitung beschleunigen könnten. So seien ICT-Entwicklungsraten in Staaten wie Australien, Japan, Neuseeland und Südkorea höher, als es die Einkommenssituation hätte vermuten lassen.


Kosten sinken

Der ICT Preisindex umfasst die Kosten für Festnetztelefonleitungen, für Mobiltelefone und für Breitband-Internetverbindungen. Demnach sind die durchschnittlichen Kosten für ICT-Dienstleistungen zwischen 2008 und 2010 global um 18 Prozent gesunken. Bei Breitbandangeboten betrug der Rückgang sogar 52 Prozent.

Vor allem in Ländern des Südens, in denen die unterentwickelte Infrastruktur den Ausbau von Festnetzleitungen erschwert, haben sich Mobiltelefone weiter durchgesetzt. Dadurch hätten selbst die ärmsten Menschen Zugang zu modernen Technologien, sagte der ITU-Generalsekretär Touré. Die Bemühungen zur Verbreitung der Breitband-Internetanschlüsse sollten an diese Erfolge anknüpfen.

Auf dem letzten Weltgipfel zur Informationsgesellschaft 2005 in Tunis stellten die Teilnehmer fest, dass Regierungen zunehmend Informationstechnologien nutzten, um ihren Bürgern zu dienen und Länder, die noch nicht soweit seien, zur Entwicklung nationaler Programme für 'E-Government' zu ermutigen.

Trotz der Versprechen, den Bürgern einen freien Umgang mit den Kommunikationstechnologien zu ermöglichen, versuchten Länder wie Tunesien und Ägypten während der jüngsten Proteste in der arabischen Welt den Zugang zum Internet zu blockieren. Doch Fowlie zufolge haben die Ereignisse gezeigt, dass die Verbreitung dieser Technologien mittlerweile weder einfach zu kontrollieren noch einzuschränken ist. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.itu.int/ITU- D/ict/publications/idi/2011/Material/MIS_2011_without_annex_5.pdf
http://www.itu.int/en/Pages/default.aspx
http://www.un.org/millenniumgoals/
http://www.itu.int/wsis/docs2/tunis/off/6rev1.html
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=105297

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 30. September 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2011