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UNTERNEHMEN/2476: E.ON - Trotz Aufspaltung ganz der Alte (urgewald)


urgewald - Pressemitteilung vom 5. Mai 2015

E.ON: Trotz Aufspaltung ganz der Alte

- Menschenfeindliche Kohleimport-Praxis sofort beenden
- Konzernaufspaltung für bessere Standards im Kohlegeschäft nutzen


Sassenberg/Essen, 05.05.2015 Zur Hauptversammlung von E.ON am 07. Mai 2015 mahnen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, der Energiekonzern dürfe sich mit seiner angekündigten Aufspaltung nicht aus der Verantwortung für eine jahrelang verfehlte Geschäftspolitik ziehen. Gäste aus den wichtigen Kohlelieferländern USA und Kolumbien werden auf der Hauptversammlung sprechen. Sie kämpfen mit den schwerwiegenden Umwelt- und Gesundheitsproblemen, die der Kohleabbau verursacht.

In Kolumbien bezieht E.ON unter anderem Steinkohle des Bergbaukonzerns Drummond. Drummond steht in Verdacht, in schwere Menschenrechtsverletzungen verstrickt zu sein. In einem Bericht der niederländischen Friedensbewegung PAX sagen Täter und Opfer aus, dass sowohl Drummond als auch der Kohleförderer Prodeco im Zeitraum von 1996 bis 2006 paramilitärische Gruppen finanziert und koordiniert haben. In genau dieser Zeit haben paramilitärische Gruppen 55.000 Einwohner aus der Bergbauregion Cesar vertrieben und über 3000 Menschen getötet, mehr als 240 Menschen sind verschwunden. Auch heute ist die paramilitärische Gewalt noch spürbar und Drummond profitiert weiter davon. Wouter Kolk von Pax: "Wir appellieren an E.ON, in den Dialog mit Drummond zu treten über die Notwendigkeit eines Aussöhnungsprozesses mit Gewaltopfern. Wenn das nicht zu einem klaren Resultat führt, sollte E.ON seine Geschäftsbeziehungen mit Drummond überdenken."

Paul Corbit Brown ist aus den USA angereist. Er kämpft dort mit der Organisation Keepers of the Mountains gegen die verheerenden Auswirkungen des Kohleabbaus durch das Verfahren Mountaintop Removal. Dafür werden ganze Bergspitzen weggesprengt, um an die darunter liegende Kohle zu gelangen. Der mit Chemikalien verseuchte Abraum wird in nebenliegenden Tälern verklappt. Dieses Verfahren verunreinigt nicht nur Wasser und Luft, es hat auch schwere Konsequenzen für die Gesundheit der lokalen Bevölkerung: erhöhte Krebsraten, mehr Tote durch Herzkrankheiten, Missbildungen bei Neugeborenen. "Viele europäische Banken geben mittlerweile Mountaintop-Removal-Unternehmen keine Kredite mehr aufgrund ihrer zerstörerischen Praktiken. E.ON als direkter Käufer der Kohle stellt zwar fest, dass es sich um eine kontroverse Technik handelt, aber schafft es bislang nicht, diese Unternehmen als Lieferanten auszuschließen", sagt Brown.

Als Reaktion auf die jahrelange Konfrontation von urgewald und anderen Organisationen verweist der Konzern stets auf die Industrie-Initiative "Better Coal", die E.ON vor drei Jahren zusammen mit weiteren Versorgern wie Vattenfall und RWE gegründet hat. Doch "Better Coal" hat nichts geändert. "Die Initiative hat trotz der Verstrickungen von Drummond mit Paramilitärs bei ihren Audits keine signifikanten Verstöße feststellen können. Gleichzeitig verklagt Drummond zivilgesellschaftliche Gruppen und Opfer vor Ort. In Kolumbiens Kohleabbaugebieten ist nichts besser, aber vieles schlimmer geworden", sagt Kathrin Petz von der Organisation urgewald.

E.ON sollte die Konzernaufspaltung nutzen, um endlich Verantwortung zu beweisen:

  • Ein Kohleausstieg muss sofort eingeleitet werden.
  • Transparenz und Menschenrechte in der Kohle-Lieferkette müssen gewährleistet werden.
  • Keine Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen, die gegen Menschenrechte verstoßen oder die Umwelt zerstören.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 5. Mai 2015
Moritz Schröder - Pressesprecher
urgewald e.V.
Von-Galen-Straße 4, 48336 Sassenberg
Telefon: +49-2583/30492-19, Fax +49-2583-4220
E-Mail: moritz@urgewald.org
Internet: http://www.urgewald.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2015

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