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EDITORIAL/173: Kurzgegriffen ... (SB)



Wochendruckausgabe 173 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 9. April 2022


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

Kurzgegriffen ...


Umbruchs- und Verteilungskämpfe. Soziale und Besitztums- beziehungsweise Eigentumskämpfe. Kämpfe der konkurrierenden Interessen auf gesellschaftlichen Einfluss und Vorherrschaft. Kämpfe der Einzelnen und Gruppen um gegenwärtige, historische oder perspektivische Positionen. Zwietracht und Streit um Selbstverständliches oder um Geltung und Beschuldigungen bei der Frage nach dem Wesentlichen und dem Verzichtbaren. Und allzumal liefern Aggressionen mit ihren gefährlichen oder gar vernichtenden Konsequenzen dem Menschen ebenso statthafte Gründe wie Angst, Unsicherheit und Spontaneität.

Leidenschaftliche Triumphe und verzehrende Trauer im Feuer der Verachtung oder im Lichte des Begreifens können als menschliche Taten, Umtriebe oder Zufälligkeiten ebenso ihren schicksalhaft schmerzlichen Tribut fordern wie sie Reichtümer, Genüsse und Zugewinne zur Folge haben können, die den Menschen darüber hinaus für Augenblicke des Feierns dem Scheine nach ins tiefe Vergessen zu versenken vermögen.

Nicht erst mit Kain und Abel kam das Böse in die Welt, denn dieser klassische Brudermord hat seine Ursachen und findet, wie jeder andere Streit auch, seine Wurzeln am Ende doch in Neid und Habgier, in Missachtung und fehlender Rücksicht, in Egozentrik und in Selbstüberhöhung.

Dem Pazifismus und der Friedfertigkeit wird gerne in dieser Debatte der Platz der Träumer und Wirklichkeitsentrückten zugewiesen. Steht also deshalb der Ratio allgemeiner Teilbarkeit von Gütern und einer auf Ausgleich angelegten Kommunikation nur die Bosheit räuberischer Absichten und aggressiver Wildheit entgegen? Mitnichten, denn diesem archaischen Missklang der Natur hätte der Mensch doch das Streben nach Vollendung und damit das friedliche Mühen um Bewältigung von Ungerechtigkeit sowie von Schmerzen und Not und Angst entgegenzusetzen. Mag dieses auch nicht minder aufwendig erscheinen wie Krieg und Streit, so würde eine solche Haltung doch wenigstens das Licht des Tages und den Schlaf in der Nacht auf ihrer Seite haben.

Ihre Schattenblick-Redaktion


veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 9. April 2022


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