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PRESSE/952: Das Metta-Sutta (DMW)


Der Mittlere Weg - Nr. 3, September - Dezember 2012
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Das Metta-Sutta

In Versform zeilengetreu übertragen von H.W. Schumann



1. So soll der handeln, der das Heil erstrebt, nachdem die Stille Stätte(1) er erkannt: Er sei energisch, aufrecht, unbeirrt, (doch) sanft und ansprechbar, hat Stolz verbannt.

2. Genügsam sei er, unschwer zu versorgen,(2) bescheiden, nicht betriebsam, ferner klug, er zügelt seine Sinne; bei Familien ist er nicht anspruchsvoll, hat leicht genug.

3. Nicht gilt sein Trachten einem mindren Ziele, das ihm von Weisen trüge Tadel ein: Den Wesen allen werde Glück und Frieden, sie alle mögen vollauf glücklich sein.

4. Was immer es da gibt an Lebewesen - ob sie umherziehn mögen oder standfest, flach ausgestreckt sind oder hochgestaltig, klein oder mittel, schwächlich oder handfest,

5. vor Augen oder aber im Verborgnen, hier in der Nähe oder fern daheim, geboren oder erst noch im Entstehen -: Die Wesen alle mögen glücklich sein.

6. Er sollte niemals einen andern schmähn und niemanden, wo immer auch, verachten; aus Ärger und aus Feindlichkeit soll man sich gegenseitig nicht nach Unheil trachten.

7. Gleich einer Mutter, die den eignen Sohn, den einzigen, beschützt mit ihrem Leben, soll gegenüber allen Wesen er den Geist von Schranken frei zu machen streben.

8. Zur ganzen Welt soll Güte er entfalten und seinen Geist von Schranken ganz befrein, nach oben, unten und in ebner Richtung, nicht eingeengt, von Haß und Feindschaft rein.

9. Ob Stehend, gehend, sitzend oder liegend: Wie immer er der Schlaffheit nicht verfällt soll diese Geisteshaltung(3) er erzeugen: Dies nennt man Brahma-Weilung in der Welt.

10. Indem er keiner Falschen Ansicht huldigt, die Silas(4) pflegt, und wenn Erkenntnis sein, hat er die Gier nach Lüsten überwunden: Er geht in keinen Mutterschoß mehr ein.

(Snip 143-152)


Anmerkungen (H.W.Schumann):

(1) gemeint ist das nibbana (Nirvana). Erkannt heißt "als Ziel erkannt", aber noch nicht verwirklicht.

(2) der Vers mahnt den Mönch zu Bescheidenheit beim Sammeln der Almosenspeise. Zur Mäßigung beim Essen fordert der Buddha öfter auf.

(3) Sati. Gemeint ist das in Strophe 8 beschriebene Durchstrahlen der Himmelsrichtungen mit Güte: Die Meditation der Brahma-Verweilung.

(4) Die ethischen Regeln des achtspurigen Pfades.

Aus dem Wortlaut des Suttas geht hervor, dass es sich um eine Kombination mehrerer Strophen aus verschiedenen Texten handelt. Die Strophen 1 - 3 richten sich an Mönche, die Folgestrophen 4 und 5 sind an alle Menschen gerichtet, ab Strophe 6 wird wieder der bhikkhu (Mönch) angesprochen. Das verbindende Stichwort - in vorliegender Übersetzung kursivgedruckt und unterstrichen - ist alle, denn das Sutta fordert dazu auf, kein Wesen bei der Ausstrahlung von metta unbedacht zu lassen.

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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
44. Jahrgang, September - Dezember 2012/2556, Nr. 3, Seite 23
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2012