Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

KIRCHE/1053: Friedenspolitischer Kongress der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" in Berlin (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 26.11.2010

"Für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Versöhnung"

Friedenspolitischer Kongress der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" tagt in Berlin


Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier) hat beim friedenspolitischen Kongress der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" in Berlin dazu aufgerufen, die öffentliche Diskussion über friedens- und sicherheitspolitische Fragen nicht abreißen zu lassen. "Mit großer Sorge" beobachte er in der Gesellschaft die Tendenz, "die Auseinandersetzung mit friedens- und sicherheitspolitischen Problemen zu vernachlässigen und bisweilen sogar zu verdrängen", so Ackermann, der der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" vorsitzt. Diesen Fragen müsse aber im Sinne der Schrift "Gerechter Friede" der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2000 ständig ein Raum zur Auseinandersetzung geboten werden: Wer der "Herausforderung 'Gewalt' und 'Gewaltüberwindung' nicht in die Augen schaut, wird ihr unterliegen." Das Friedenswort der Deutschen Bischöfe plädiere daher - nach wie vor aktuell - "entschieden für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Versöhnung".

Ackermann betonte, dass besonders im Zusammenhang mit dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan - "so schwierig und bisweilen hinderlich dies sein mag" - "eine kontinuierliche öffentliche Debatte über Zielsetzung, Erfolge und Misserfolge" dazugehöre: "Ohne ein realistisches, an den Perspektiven des Gerechten Friedens ausgerichtetes Konzept sind Militäreinsätze ethisch nicht zu verantworten." Vor diesem Hintergrund sei bei den aktuell diskutierten Umstrukturierungen innerhalb der Bundeswehr "dringend geboten, gerade auch die ethische Qualifizierung der Soldatinnen und Soldaten mit großer Sorgfalt zu gewährleisten." Die Bundeswehr sollte "hier stärker in die politisch-kulturelle Offensive gehen".

Auch Peter Kodwo Appiah Kardinal Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates "Justitia et Pax", forderte in seinem Vortrag zu einem Umdenken auf: "Wir müssen die Indifferenz überwinden und sie in Bewusstsein umwandeln." "Krieg betrifft jeden und Frieden geht jeden etwas an." Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Fall des Eisernen Vorhangs habe sich das Gesicht moderner Kriege zwar geändert, ihr Kern bliebe jedoch immer gleich: "Es gibt immer eine Ungerechtigkeit, einen Akt der Gewalt." Kardinal Turkson mahnte die Medien, nicht den Begriff "Krieg" durch den scheinbar korrekteren Begriff "Konflikt" zu ersetzen, da dies eine gefährliche Relativierung bedeute, die die Indifferenz innerhalb unserer Gesellschaft weiter fördere. Gleichzeitig warb er für einen erweiterten Friedensbegriff ganz im Sinne der Enzyklika "Caritas in veritate" von Papst Benedikt XVI.: Frieden bedeute nicht länger die Entwicklung der Völker im einfachen Sinn. Es sei die menschliche Entwicklung als Ganzes, die dem neuen Frieden seinen Namen gebe. Obwohl auch unterschiedliche Religionszugehörigkeiten einen Grund für Kriege darstellen könnten, bedeute Religion doch generell einen außerordentlichen Faktor für Einheit und Frieden der Völker. Daher seien besonders Christen dazu aufgerufen, den Dialog zwischen Zivilisationen zu ermöglichen und zu kultivieren, und Frieden um der zukünftigen Generationen Willen im Sinne des allmächtigen liebenden Gottes zu schaffen.

Aus Anlass des 10. Jahrestages der Veröffentlichung der Deutschen Bischöfe "Gerechter Friede" veranstaltet die Deutsche Kommission "Justitia et Pax" vom 25. bis zum 27. November 2010 einen friedenspolitischen Kongress zum Thema "Frieden und die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" in Berlin. Internationale Experten aus Kirche und Politik haben hier die Gelegenheit, anhand von konkreten Fallbeispielen (Afghanistan, Kongo, Bosnien-Herzegowina) sowohl prinzipielle Erwägungen als auch praktische Lösungsansätze zu diskutieren.


*


Quelle:
Pressemitteilung Nr. 190 vom 26. November 2010
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
Postanschrift: Postfach 29 62, 53019 Bonn
Telefon: 0228/103-0, Fax: 0228/103-254
E-Mail: pressestelle@dbk.de
Internet: www.dbk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2010