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KIRCHE/1121: Bischöfe fordern bessere staatliche Unterstützung für Pflegebedürftige (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 14.04.2011

Bischöfe fordern bessere staatliche Unterstützung für Pflegebedürftige

Wort zur Pflege im Alter veröffentlicht


Die Deutsche Bischofskonferenz fordert eine verstärkte staatliche Unterstützung pflegebedürftiger Menschen. "Der Staat hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alte Menschen auch bei Pflegebedürftigkeit möglichst selbstbestimmt und selbstständig leben können. Dazu gehören Strukturentwicklungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sowie sozialrechtliche Weiterentwicklungen, insbesondere des Gesetzes zur Sozialen Pflegeversicherung", schreiben die deutschen Bischöfe in ihrem heute veröffentlichten Wort "Die Zukunft der Pflege im Alter. Ein Beitrag der katholischen Kirche" anlässlich des von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler ausgerufenen "Jahr der Pflege 2011".

In dem 42-Seiten-Dokument fordern die Bischöfe eine zügige gesetzliche Verankerung des neuen Begriffs der Pflegebedürftigkeit. Die derzeit gültige gesetzliche Definition, die Grundlage für Leistungen aus der Pflegeversicherung ist, werde von Fachleuten als "zu eng und körperorientiert" kritisiert. Die Politik müsse ihren Beschluss von 2006, den Begriff im Gesetz zu überarbeiten und ein neues Instrument zur Erfassung von Pflegebedürftigkeit zu entwickeln, zügig in die Praxis umsetzen.

Desweiteren kritisieren die Bischöfe, dass der Prävention von Pflegebedürftigkeit in Deutschland ein zu geringer Stellenwert eingeräumt werde. "Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Bund, Land, Kommunen und den Sozialversicherungssystemen, aber auch jedes Einzelnen, dem Eintritt von Pflegebedürftigkeit vorzubeugen", heißt es in dem Papier. Dafür müssten die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ein wirksames Instrument könnten etwa präventive Hausbesuche als Regelleistung sein. "Pflegerische Prävention leistet nicht nur einen Beitrag zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit und Verbesserung der Lebensqualität im Alter, sondern langfristig auch einen Beitrag zur Senkung volkswirtschaftlicher Kosten."

Grundsätzlich sprechen sich die Bischöfe für den verstärkten Ausbau von Pflegediensten und neuer Formen der Betreuung aus. Sie gehörten zu den "vordringlichsten gesellschaftlichen Aufgaben." Gleichzeitig müssten "soziale Netzwerke von der Familie über Nachbarschaftshilfen bis zu Selbsthilfegruppen in ihrem Engagement für die Pflege gestärkt und unterstützt werden." Auch in Pflegeheimen müsse alles getan werden, um die Privatsphäre und die Intimität des Einzelnen zu wahren. "Dazu gehört nach Möglichkeit auch die Unterbringung in einem Einzelzimmer."

Notwendig sei außerdem der Ausbau von ambulanten und stationären Hospizen. Zudem müssten sich die Dienste und Einrichtungen "in stärkerem Maße auf neue Gruppen von Pflegebedürftigen wie zum Beispiel ältere Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Migrationshintergrund einrichten und deren spezifischen Bedürfnissen angemessen und sensibel Rechnung tragen."

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, betont im Vorwort der Broschüre: "Die Zukunft der Pflege im Alter erfordert Solidarität und ein respektvolles Miteinander der Generationen. Alle sind aufgefordert, ihren spezifischen Beitrag zur Solidargemeinschaft zu leisten. Diejenigen, die auf die besondere Hilfe der Gemeinschaft angewiesen sind, müssen diese ohne Scheu annehmen können. Es kommt wesentlich darauf an, dass die Gesellschaft trotz des veränderten Gesellschaftsaufbaus in der Lage ist, tragfähige Lösungen zu finden. Der Beitrag der Kirche ist es, für die Würde jedes Menschen - ob reich oder arm, gesund oder krank, jung oder alt - einzutreten und sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten, besonders wenn sie Unterstützung benötigen."


Hinweis:
Der Text "Die Zukunft der Pflege im Alter. Ein Beitrag der katholischen Kirche" ist in der Reihe "Die deutschen Bischöfe" (Nr. 92) erschienen.
Hier können Sie die Veröffentlichung herunterladen
http://www.dbk.de/nc/veroeffentlichungen/?tx_igmedienkatalog_pi1%5bcatsearch%5d=5&tx_igmedienkatalog_pi1%5bshow%5d=1&cHash=f1206af8167a746057ead41f296bf605


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 057 vom 14. April 2011
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2011