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KIRCHE/1957: Tveit fordert auf dem Weltwirtschaftsforum verantwortungsvolle globale Führung (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Mitteilung vom 17. Januar 2017

Tveit fordert auf dem Weltwirtschaftsforum verantwortungsvolle globale Führung

Deutsche Fassung veröffentlicht am: 18. Januar 2017


Während der Teilnahme am Weltwirtschaftsforum (WWF) in Davos vom 17. bis 20. Januar hat der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, die Staats- und Regierungschefs der Welt nachdrücklich aufgefordert, verantwortungsvoll gegenüber der Menschheit im Sinne von Gerechtigkeit und Frieden für alle zu handeln.

"Ein polarisierender Populismus in immer neuen Erscheinungsformen führt zu einer zunehmenden Spaltung der Welt und unserer Gesellschaften", sagte Tveit. "Wir erleben immer mehr Tribalismus, Nationalismus, Rassismus und Gewalt. Die eigentlichen Ursachen dieser Trends lassen sich oft durch die negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Globalisierung erklären - oder durch ihr radikales Gegenteil, den wirtschaftlichen Protektionismus, Ungleichheit und Ausgrenzung. Immer mehr Menschen werden an den Rand gedrängt und abgehängt mit der Folge, dass der Abstand zwischen Reichen und Armen immer größer wird."

Das Thema des WWF in diesem Jahr lautet "Verantwortungsvolles und zuhörendes Führen", und im Kontext dieses Leitmotivs befasste sich Tveit mit der Frage, wer zu den Zurückgelassenen gehöre.

"Die Ängste einer Gruppe zu besänftigen, indem man die Ängste einer anderen Gruppe schürt, kann nicht die Lösung sein", sagte er. "Diese Herausforderungen erfordern eine Führung, die der gesamten und einen Menschheit gegenüber um der Gerechtigkeit und des Friedens willen verantwortlich ist. Echte verantwortungsvolle Beziehungen nicht nur zu Geschäftsinhabern, sondern auch zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind eine Voraussetzung für eine gesunde Wirtschaft."

Eine verantwortungsvolle globale Führung heute beinhalte eine weitaus umfassendere Vorstellung von Verantwortung, so fügte Tveit hinzu. "Wirtschaftliche Gewinne müssen die materielle Basis für Bildung, Arbeitsplätze, Gesundheit und eine gesunde Umwelt bilden, und zwar für alle. Steuern sind die für uns alle verfügbaren Ressourcen, die wir für die nachhaltige Entwicklung einer Gesellschaft brauchen, es darf keine Möglichkeit geben, Steuern zu vermeiden oder zu hinterziehen", sagte er. "Wenn wir die gegenseitige Verantwortlichkeit gegenüber der Menschheit und der Zukunft dieses einen Planeten Erde in einem größeren Zusammenhang sehen, dann können wir viel bessere Lösungen miteinander als gegeneinander finden."

Diese verantwortungsvolle Führung, so Tveit, scheine in der heutigen Zeit besonders wichtig zu sein. "Alle Führungseliten in allen Bereichen müssen Führungsqualitäten definieren und verkörpern, die auf gegenseitiger Verantwortung und Rechenschaft beruhen, damit die Herausforderungen heute und in Zukunft zu bewältigen sind. Eine verantwortungsvolle Führung kann nicht auf Halbwahrheiten oder einem postfaktischen Weltbild beruhen."

Rechenschaftspflicht gegenüber Gott bedeute Rechenschaft gegenüber alle denen, die nach dem Bild Gottes geschaffen wurden, fügte er hinzu.

Da die Welt angesichts des Klimawandels, der Gewalt gegen Kinder und terroristischer Anschläge vor kaum lösbaren Problemen stehe, müssten die Staats- und Regierungschefs der Welt ihre gemeinsame, durch den offenen und sogar kritischen Dialog über Grenzen hinweg gewonnene Weisheit in die Waagschale werfen. "Die Leitidee der Inklusivität und der gegenseitigen Verantwortung und Rechenschaft ist eine Herausforderung für jeden unabhängig von seinem jeweiligen Kontext", sagte er.

"Aber genau das ist es, was wir von einer globalen Führung in der heutigen Zeit fordern. Wir müssen dafür arbeiten, dass es für alle Menschen Hoffnung gibt und dass wir nicht nur im Interesse von Unternehmen, speziellen Gruppen oder Nationen handeln."


Vollständige Rede von Dr. Olav Fykse Tveit
http://www.oikoumene.org/de/press-centre/news/resources/documents/general-secretary/sermons/accountability-in-global-leadership/

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. Januar 2017
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2017

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