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KIRCHE/902: Gesundheit muß bezahlbar bleiben - "Woche für das Leben" eröffnet (DBK/EKD)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 17.04.2007

Kirchen eröffnen gemeinsam die "Woche für das Leben"

"Gesundheit muss bezahlbar bleiben"


Die katholische und die evangelische Kirche haben am heutigen Samstag gemeinsam die "Woche für das Leben" mit einem ökumenischen Gottesdienst im Frankfurter Kaiserdom eröffnet. Bei dem diesjährigen Motto "Gesunde Verhältnisse" gehe es um "das Zusammenspiel der einzelnen Teile der Gesellschaft zum Wohl des Ganzen und umgekehrt", sagte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner Predigt. "Im solidarisch finanzierten Gesundheitswesen ist damit auch ganz konkret der finanzielle Beitrag gemeint, den jeder nach seinem persönlichen Vermögen zu leisten hat. Hier müssen starke Schultern mehr tragen als schwache, das ist unbestritten. Aber gemeint sind auch die eigene Vorsorge und das Bemühen, der Gemeinschaft nicht ohne Not zur Last zu fallen. Solidarität läuft ansonsten Gefahr, ausgebeutet zu werden." Dabei sei es notwendig, die solidarische Krankenversicherung zukunftsfähig zu machen, da sie den Menschen Sicherheit und Rückendeckung in einer Welt mit immer neuen Risiken biete.

Weiter wies der Erzbischof auf den Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lebensform sowie Bildung hin und forderte veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen: "Wenn wir zum Beispiel wissen, dass Kinder aus armen Familien weniger gesund leben als ihre sozial besser gestellten Schulkameraden, und wir gleichzeitig wissen, dass ein höherer Bildungsstand in aller Regel zu einem höheren Einkommen führt, dann stehen wir in dem breiten Sektor der Gesundheitsversorgung vor weitaus umfangreicheren als nur monetären Aufgaben." Zollitsch betonte: "Gesundheit ist eben nicht jederzeit wieder herstellbar. Daher verpflichtet uns das christliche Verständnis vom Menschen dazu, gerade dort die Stimme zu erheben, wo grundsätzlich die Begrenztheit menschlichen Lebens nicht mehr akzeptiert wird, wo die berechtigte Sorge um Gesundheit das Maß verliert und sich in einen medizinisch-biotechnischen Machbarkeitswahn steigert."

Der badische Landesbischof Dr. Ulrich Fischer, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) forderte ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis, das Leib und Seele umfasse: "Krankheit und Behinderung gehören zur Normalität unseres verletzlichen, begrenzten und verwundeten Lebens; auch wenn wir nicht verstehen, warum die gute Schöpfung Gottes so gestört ist. Aber die Brüche, unter denen wir leiden, die Begrenzungen, die wir erleben, sollen uns nicht von Gott und von anderen Menschen wegreißen." Fischer erinnerte an die gesellschaftliche Verantwortung der Kirchen: "Das gesellschaftliche Diktat von dauernder Leistungskraft und Fitness schließt uns gegen vermeintliche Schwächen und vermeintlich Schwache ab. Darum erheben wir als Kirchen unsere Stimmen." Mit der Woche für das Leben wolle man deutlich machen, dass die Kirche ohne die Integration von behinderten Menschen nicht für sich in Anspruch nehmen könne, Kirche Jesu Christi zu sein. Landesbischof Fischer unterstrich, dass sich die Kirche in Politik und Gesellschaft einsetzen werde, damit Türe für alle Menschen offen zu halten, "seien sie krank, behindert oder gesund. Eine solche Gesellschaft mit geöffneten Türen lebt in gesunden Verhältnissen." Er fügte hinzu: "Eigenverantwortung und Solidarität gehören zusammen. Wenn wir die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems und die Versorgung auf einem hohen medizinischen und pflegerischen Niveau nicht preisgeben wollen, muss die Verantwortungsbereitschaft aller gestärkt werden."


Die "Woche für das Leben" feiert in diesem Jahr ihr 20jähriges Bestehen. Seit drei Jahren steht sie unter dem Oberbegriff "Gesund oder krank - von Gott geliebt". Unter dem Motto "Gesunde Verhältnisse" beschäftigt sie sich in diesem Jahr mit einer gerechten Verteilung der Ressourcen im Gesundheitssektor. Bereits am Vorabend fand in Frankfurt ein Podiumsgespräch zum Thema "Was muss Gesundheit kosten?" statt. Dabei betonte der Gesundheitsminister des Landes Hessen, Jürgen Banzer, die Finanzierung des Gesundheitssystems erfordere eine Anstrengung der gesamten Gesellschaft - von den in der Gesundheit Tätigen und jedem einzelnen. Dr. Manfred Lütz, Psychiater und Publizist, sagte: "Kirchen müssen dazu beitragen, den Gesundheitsbegriff zu 'entsakralisieren'. Die Leute glauben nicht mehr an den lieben Gott, sondern an die Gesundheit." Der Limburger Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, vertrat die Auffassung, dass das eigentliche Leid da beginne, wo Menschen alleine sind: "Gemeinschaft ist Lebensqualität auch in der Krankheit." Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, führte aus, dass mangelnde Bildung die Wahrscheinlichkeit auf Krankheit erhöhe.


Nähere Informationen zur Veranstaltung auch im Internet unter:
www.dbk.de und www.woche-fuer-das-leben.de/2010


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 064 vom 17. April 2010
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2010