Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

MELDUNG/066: Liesvelt-Bibel von 1542 jetzt im Internet (Uni Oldenburg)


Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - 29. Oktober 2010

Liesvelt-Bibel von 1542 jetzt im Internet


Oldenburg. Die 1542 in Antwerpen erschienene Bibel des Druckers und Verlegers Jacob van Liesvelt ist ab heute im Internet abrufbar. Ein Team von 55 ehrenamtlichen Mitwirkenden hat den niederländischen Text in anderthalbjähriger Arbeit komplett abgetippt. Das Projekt wurde von Drs. Hans Beelen, Niederlandist an der Universität Oldenburg, koordiniert. Es ist die siebte Bibel, die in Rahmen des "Bibeldigitalisierungsprojekts" im Internet editiert wurde. Insgesamt wurden bereits mehr als 10 Millionen Wörter transkribiert. Jacob van Liesvelt (geb. um 1498) war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einer der größten Lieferanten von Bibelübersetzungen in den Niederlanden. Im Jahre 1526 publizierte er die erste vollständige gedruckte niederländischsprachige Bibel. In den folgenden Jahren erschienen Neuausgaben, die immer mehr reformatorisch geprägt waren. Der letzte Druck des Jahres 1542 wurde dem Verleger zum Schicksal: Er hatte aus der Lutherbibel einige Randbemerkungen übernommen, die besagten, dass des Menschen Seelenheil von Jesus Christus allein herkomme. Aufgrund dieser Marginalien wurde Liesvelt im Jahre 1545 von der Inquisition wegen Ketzerei angeklagt und zum Tode verurteilt. Die Liesvelt-Bibel des Jahres 1542 mit allen Randnotizen und Illustrationen ist jetzt in digitaler Form vollständig verfügbar. Sie ist die siebte Bibel, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bibeldigitalisierungsprojekts seit 2007 editiert wurde. Zuvor wurden u.a. die Delfter Bibel von 1477, das erste gedruckte niederländischsprachige Buch, und die Erstausgabe der Statenübersetzung (1637) in Angriff genommen. Mit den digitalisierten Bibeln ergibt sich ein immenser Fundus für die Erforschung der niederländischen Sprachgeschichte. Gerade im 16. und 17. Jahrhundert vereint sich ein reformatorisch geprägtes Interesse für die Volkssprache als Medium des wahren Glaubens mit der Kultivierung der niederländischen Standardsprache durch die Grammatiker der frühen Neuzeit.


*


Quelle:
Pressedienst der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
412/10, 29. Oktober 2010
Presse & Kommunikation
Redaktion: Dr. Corinna Dahm-Brey
26111 Oldenburg
Telefon 0441/7 98 - 54 46, Fax (0441)7 98 - 55 45
E-Mail: presse@uni-oldenburg.de
Internet: www.uni-oldenburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2010