Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

STANDPUNKT/299: Sind Muslime Götzendiener? (Herder Korrespondenz)


Herder Korrespondenz
Monatshefte für Gesellschaft und Religion 1/2008

Sind Muslime Götzendiener?
Zu einer problematischen Entwicklung des christlichen Islambildes

Von Michael Bongardt


Im interreligiösen Dialog kommt es heute darauf an, ob der Rückfall in alte Verfeindungen vermieden werden kann - und ob es gelingt, auf einer höheren Ebene wieder zusammenzufinden. Wie steht es um die theologisch begründete Anerkennung des Islams aus der Perspektive des christlichen Glaubens?


*


Die Auseinandersetzungen spitzen sich zu. Die Worte werden härter. Dies gilt für die Diskussionen um die Unterschiedlichkeit der Religionen und Kulturen allgemein. Aber ein Kristallisationspunkt der aktuellen Konflikte ist die Auseinandersetzung christlicher Kirchen und der Vertreter einer europäischen Kultur mit dem Islam und der so genannten muslimischen Welt. Die "Regensburger Rede" Benedikts XVI. (vgl. HK, November 2006, 551ff.) sowie die Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft" der Evangelischen Kirche in Deutschland (vgl. HK, März 2007, 113f.) sind dafür nur zwei Beispiele, die allein wegen ihres kirchenamtlichen Charakters hervorstechen. In Feuilletons, politischen Stellungnahmen und Akademiediskussionen ist deutlich spürbar, wie stark auf beiden Seiten das Bedürfnis nach Abgrenzung wächst. Der Streit breitet sich in alle Bevölkerungsgruppen aus, sobald es um Moscheebauten und Kleidungsvorschriften, um Kindergartenplätze und die wachsende Gewalt an Schulen geht.

Die bedauerliche Tatsache, dass sich in der intellektuellen deutschsprachigen Diskussion Muslime nur in sehr kleiner Zahl zu Wort melden, hat vor allem demographische Ursachen. Denn nach wie vor und viel stärker als etwa in Frankreich oder Großbritannien ist die große Zahl der in Deutschland lebenden Muslime deutlich unterrepräsentiert in akademischen und politischen Kreisen. Entsprechend unvermittelt werden in der deutschsprachigen Öffentlichkeit deshalb all jene Verurteilungen westlicher Denk- und Lebensformen wahrgenommen, die in vorrangig muslimisch geprägten Regionen gang und gäbe sind. Es fehlt an Muslimen in Deutschland, die solche Töne kritisch übersetzen könnten wie es zahlreiche Christen im Blick auf den christlichen Fundamentalismus unternehmen.


Es kommt darauf an, Zustimmung zur demokratisch-liberalen Gesellschaftsordnung zu gewinnen

Die terroristische und militärische Gewalt, aber auch das ökonomische Kräftemessen, mittels derer die Konflikte weltweit angeheizt werden, tun das Ihre dazu, die Atmosphäre aller Gesprächsbemühungen zu vergiften. Und so haben es behutsamere Töne und Dialogangebote schwer - von der Topkapi-Erklärung führender Muslime bis zum jüngsten Brief muslimischer Gelehrter an Benedikt XVI., aber auch die Gebetseinladung des Papstes an Repräsentanten verschiedenster Konfessionen und Religionen oder andere christliche Gesprächsangebote. Gern werden sie als Ausnahmeerscheinungen, wenn nicht gar als maskierte Angriffe auf die jeweils Anderen abgetan.

Wer den Atem hatte, sich über Jahrzehnte im ökumenischen oder eben im interreligiösen Dialog zu bewegen, wird von dieser aktuellen Verschärfung nicht überrascht sein. Denn in solchen Annäherungsversuchen wird ein Pendelschlag besonders sichtbar, der jede Begegnung von Menschen prägt: Anfänglicher Unkenntnis folgt, wenn es zum Kontakt kommt, oft eine überraschte Freude an ungeahnten Gemeinsamkeiten, an reizvollen Unterschieden. So entsteht Nähe. Doch gerade in dieser Nähe brechen auch Differenzen und Gegensätze auf, die vorher nicht zu ahnen waren. Das heitere Projekt einer multikulturellen Gesellschaft ist durch diese Erfahrung ebenso in die Krise geraten wie die hoffnungsvollen Ansätze christlich-muslimischer Begegnungen. Das Anderssein der Anderen ist eben nicht nur reizvoll. Es kann auch die Grundlagen des Zusammen-, sogar eines Nebeneinanderlebens gefährden. Deshalb sind Zeiten der Verschärfung zwar nicht überraschend, aber dennoch höchst prekär. Von der Reaktion auf sie hängt ab, ob es zum Rückfall in alte Verfeindungen kommt - oder ob es gelingt, auf einer höheren, das heißt realistischeren Ebene wieder zusammenzufinden.

Gesellschaftlich kommt angesichts der aktuellen Zentrifugalkräfte und Konflikte alles darauf an, die Zustimmung möglichst aller zu jener demokratisch-liberalen Gesellschaftsordnung zu gewinnen, die sich als Grundlage des Zusammenlebens in einer pluralen Gesellschaft bisher bewährt hat. Für die christliche Theologie steht zur Debatte, wie es theologisch gelingen kann, den Islam als Religion anzuerkennen und zu achten. Diese Achtung darf sich nicht darauf beschränken, die einzelnen Muslime in ihrer persönlichen Religionsfreiheit anzuerkennen und dabei die Tatsache ihres muslimischen Bekenntnisses faktisch auszublenden.

Der theologische Erfolg bei der Lösung dieses Problems ist gesellschaftlich von höherer Relevanz als es zunächst scheinen mag. Denn die liberale Gesellschaft ruht nur dann auf einem tragfähigen Fundament, wenn ihre Mitglieder den gesellschaftlichen Grundkonsens nicht als etwas Fremdes dulden, sondern ihm aus ihren je eigenen, das heißt auch aus ihren religiösen Traditionen heraus zustimmen können. Darauf weist Jürgen Habermas in jüngster Zeit zu Recht nachdrücklich hin.

Wie also steht es um die theologisch begründete Anerkennung des Islams aus der Perspektive des christlichen Glaubens? Häufig begegnet in der darum geführten Debatte die Frage, ob Muslime und Christen an den gleichen Gott glauben. Sie ist nicht neu. Doch seit einiger Zeit klingt sie anders. In den von Hoffnung getragenen Anfängen der christlich-muslimischen Begegnung diente die Frage nach der Selbigkeit des von Christen und Muslimen angebeteten Gottes in der Regel dazu, die evident scheinende positive Antwort hervorzulocken. Mag die Annahme, auf zwar unterschiedlichen Wegen doch vor dem gleichen Gott zu leben, auch oft wenig durchdacht gewesen sein: sie erwies sich als brauchbarer Impuls für gemeinsame Engagements, theologische Gesprächsrunden und nicht selten sogar für tastende Versuche gemeinsamen Betens. Doch in Zeiten der Trennungsbedürfnisse trägt diese nur unzureichend begründete Annahme nicht mehr - und die Frage verändert ihre Funktion. Heute soll sie Zweifel säen, wenn nicht gar ihre negative Beantwortung provozieren.


Wann kann man sicher sein, dass Menschen nicht dem Einzigen, sondern Götzen dienen?

Die Frage nach Gott ist zu bedeutsam, als dass man sie der Beliebigkeit ihrer gegensätzlichen Verwendungen ausliefern dürfte. Das gilt auch für den Streit um Gott, der zwischen den christlichen Kirchen und Vertretern des Islam neu entbrannt ist. So tut es Not, um Orientierung und Klärung zu ringen. Zu diesem Zweck ist allerdings zunächst eine weitere Zuspitzung geboten. Denn ob Christen und Muslime an den gleichen Gott glauben, mögen Religionswissenschaftler erforschen können. Aber weder Christen noch Muslime können ernsthaft so fragen. Gehen doch beide davon aus, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Für Monotheisten aber gibt es nur eine mögliche Alternative: Menschen glauben entweder an den einen und einzigen Gott - oder sie sind Götzendiener. Es mag sein, dass den aktuellen Diskussionsverschärfern in Kirchen und Kolumnen dann doch der Mut fehlt, so weit zu gehen und dem Islam Götzendienst vorzuwerfen. Faktisch aber erheben sie diese Anklage, wenn sie den Glauben der Muslime an den "Gott der Christen" bezweifeln. Haben Sie ein Recht dazu?

In der biblischen, vor allem der prophetischen Tradition steht der Aufruf, Götzen zu entlarven und den Götzendienst zu vertreiben, an prominenter Stelle. Der Götzendienst ist die denkbar größte Beleidigung Gottes und für Menschen der sicherste Weg ins Unheil. So einfach sich dies sagen lässt, so schwierig kann es sein, Gottesdienst und Götzendienst voneinander zu unterscheiden. Zeugt doch die Bibel selbst von einer Vielgestaltigkeit der Weisen, in denen Gott sich zu erkennen gibt. Wann also kann man sicher sein, dass Menschen nicht dem Einzigen, sondern Götzen dienen? Und kann es, umgekehrt, eine Sicherheit geben, dass sich Gebet und Leben an Gott und nicht an einen Götzen richten?

Für Christen stellt sich diese Frage gegenüber dem Islam grundsätzlich und unvermeidlich anders als gegenüber dem Judentum. Der normative Bezugspunkt des christlichen Glaubens, die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes, lässt keinen Zweifel, dass sich der Glaube der Christen auf den Gott richtet, der als Gott Israels bezeugt und geglaubt wird. Selbst wenn ein finsterer Antijudaismus dem Judentum absprechen will, nach Christus noch in rechter Weise an Gott zu glauben; selbst wenn man meinte feststellen zu können, dass sich Gott im Alten Testament anders gezeigt habe als im Neuen: spätestens seit dem Ausschluss Marcions aus der christlichen Gemeinde wurde an der Einheit des biblischen bezeugten Gottes festgehalten und so das biblische Bekenntnis zur Einzigkeit Gottes gewahrt.

Entsprechende Aussagen bezüglich des Gottes, der im Koran zu Wort kommt und von Muslimen angebetet wird, können sich in der Bibel nicht finden. Dies wird schon durch den zeitlichen Abstand zur sechshundert Jahre später entstehenden Heiligen Schrift des Islams unmöglich gemacht. Die weithin apokalytisch geprägte Christologie des Neuen Testaments lässt darüber hinaus wenig Raum für die Vorstellung weiterer Offenbarungen Gottes vor dem Ende der Zeit. Das hindert bekanntlich den Koran nicht, sich seinerseits auf die Bibel zu beziehen. Er nimmt ausdrücklich das biblische Gotteszeugnis auf und gibt Juden und Christen, die sich auf dieses Buch stützen, den Ehrennamen "Schriftbesitzer".

Zwar nimmt schon der Koran, erst recht die muslimische Tradition eine durchaus zwiespältige Haltung zu Juden und Christen ein: Einerseits werden sie als Empfänger göttlicher Offenbarungen geschätzt und gelobt. Andererseits sehen sie sich dem Vorwurf der Offenbarungsverfälschung ausgesetzt. Doch selbst wo diese Vorwürfe erhoben werden, unterscheidet die islamische Tradition in der Regel die Schriftbesitzer deutlich von den Götzendienern - bis hin zu den Konsequenzen für deren gesellschaftliche Stellung. In einer Anwendung christlicher Terminologie, die in nahezu jeder anderen Hinsicht unpassend wäre, auf die islamische Bewertung der jüdischen und christlichen Tradition, ließe sich vielleicht sagen: Die "Schriftbesitzer" gelten im Islam eher als Häretiker denn als Heiden. Muslime gehen davon aus, dass sich Judentum, Christentum und Islam Offenbarungen des gleichen Gottes verdanken.

Nun kann allerdings nicht fraglos gefolgert werden, dass dieses muslimische Selbstverständnis für die christliche Bewertung des Islams von Belang ist. Ob es dafür Bedeutung hat, lässt sich für Christen nur auf der Grundlage des eigenen Glaubensverständnisses entscheiden. Da nun die Bibel aus den genannten Gründen dazu nichts sagt, müssen die Kriterien für das christlich angemessene Verständnis des Islams aus dem theologiegeschichtlich entfalteten Inhalt der geglaubten Offenbarung und ihrer Bezeugung gewonnen werden.


Nichtchristliche Religionen als Ausdruck menschlicher Suche nach Gott

Im Zentrum des christlichen Glaubens steht das Vertrauen, dass Gott den Menschen das Heil eröffnet und schenken will. Dieses Heil ist nichts anderes als die im Glauben lebendige Gemeinschaft der Menschen mit dem liebenden Gott. Der Heilswille Gottes, der in Jesus Christus wirklich und wirkmächtig wird, verdankt sich allein seiner Gnade, nicht aber menschlicher Vorleistung oder menschlichem Wollen. Er zeigt sich jedoch als Gericht über jede menschliche Haltung, die sich implizit oder explizit der Barmherzigkeit Gottes verschließt - als ein Gericht aber, dessen angestrebtes Ziel die Rettung ist.

Inwieweit der Glaube, der auf die Offenbarung in Christus antwortet, ein Akt menschlicher Freiheit ist, ohne den das Heil nicht wirklich wird, ist zwischen und in den christlichen Konfessionen durchaus umstritten. Bemerkenswerterweise lässt sich die gleiche Auseinandersetzung über den Glauben im Islam, sogar schon im Koran finden. Beide Traditionen wissen um die dialektische Gestalt des Glaubens, der Engagement und Geschenk zugleich ist.

Doch auch wenn der Glaube ohne Gottes Gnade nicht entstehen kann, sahen und sehen Christen es als ihre Pflicht an, für Ihren Glauben Zeugnis abzulegen - mit dem Ziel, andere zu diesem Glauben zu bewegen. Ein solches Mühen gewinnt seine Kraft aus der Überzeugung, dass Menschen, die nicht zur Kirche gehören, Götzen dienen oder zumindest nicht in rechter Weise an Gott glauben. Zugleich kennt aber bereits die Apostelgeschichte einen anderen Blick auf die Völker und ihre Religionen, der auch in ihnen Gott und seinen Geist am Werk sieht. Aus dem Wissen um die vielen Gründe, die verhindern können, dass Menschen zum Glauben an Christus kommen, und aus dem Vertrauen auf die rettende Macht Gottes, wuchs in der Kirche eine Hoffnung, die über alle Erwartungen eines Missionserfolgs hinausging: Die Hoffnung, dass Gott Wege kennt und ebnet, auf denen Menschen auch außerhalb der Kirche seine Liebe erkennen und zum Heil finden können.

Das Zweite Vatikanum hat verschiedene Ansätze dieser Hoffnung aufgegriffen und in bemerkenswerter Weise erweitert: Es hegt sie nicht länger nur für einzelne Menschen, ohne deren religiöse Überzeugungen zu beachten oder gar wertzuschätzen. Es versteht vielmehr die nichtchristlichen Religionen als Ausdruck menschlicher Suche nach Gott, in denen manches, gar vieles zu finden ist, "was wahr und heilig ist" (Nostra Aetate 2). Diese Qualität könnte Religionen nicht zukommen, wenn sie ihnen nicht von Gott geschenkt wäre.

Wohlgemerkt spricht die Erklärung des Konzils hier keineswegs nur von einer vagen Möglichkeit, dass andere Religionen für das Heil von Menschen von Bedeutung sein können. Es konstatiert dies als geglaubte Wirklichkeit. Davon ausgehend ist mit Hans Urs von Balthasar daran zu erinnern, dass Christen durch ihren Glauben an die unbedingte Liebe verpflichtet sind, "für alle zu hoffen". Diese Hoffnung ist selbst da noch aufrechtzuerhalten, wo Christen angesichts der Fremdheit anderer Religionen nicht mehr erkennen können, wie sie sich erfüllen soll. Ihren Grund hat diese Hoffnung allein im Glauben an Christus, in dem Glauben, dass in seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung Gott allen Menschen das Heil eröffnet hat. Je stärker diese Hoffnung ist, desto aufmerksamer wird sie nach Anzeichen dafür suchen, dass sie sich erfüllen kann.

Beim christlichen Blick auf den Islam lassen sich viele solcher Anzeichen finden - selbst wenn man die nicht zu leugnenden Unterschiede zum Christentum in Lehre und Lebensform nicht übersehen kann und will. Muslime glauben wie Christen an die Einzigkeit des einen Gottes. Sie erkennen ihn dankbar als den Schöpfer der Welt, der die Geschichte auf ihr Ziel hin leitet. Sie hoffen darauf, dass er durch das Gericht hindurch den Glaubenden das Leben in der kommenden Welt schenkt. Sie bauen darauf, mit Hilfe der Barmherzigkeit Gottes - die häufiger als jedes andere Attribut Gottes im Koran genannt und im täglichen Gebet bekannt wird - dieses Ziel erreichen zu können. Sie schätzen das biblische Gotteszeugnis, das im Koran aufgenommen und in ein neues Licht gestellt wird.

Auch sollten sich Christen durch die muslimische Ablehnung der kirchlichen Christologie nicht den Blick darauf verstellen lassen, welch große Würde Jesus zugeschrieben wird, indem man ihn als Propheten ehrt. Und schließlich lässt sich im Licht der Hoffnung, dass Gott alle Menschen zum Heil führen will, auch die Bedeutung der Tatsache würdigen, dass Muslime Allah als den Gott glauben, der sich bereits Juden und Christen offenbart hat.

All diese Beobachtungen können in Christen die Hoffnung wecken, dass sich der Glaube der Muslime auf den einen Gott richtet und dass er sich dem einen Gott verdankt, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat; und sie können die Hoffnung stärken, dass auch der Islam Menschen einen Weg öffnet, auf das Wort Gottes, das sie gehört haben, angemessen zu antworten - auch wenn Wort und Antwort eine andere Gestalt haben als im Christentum.

Im aktuell verschärften Streit kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass sich das Zweite Vatikanum berechtigt sah, explizit zu bekennen, dass Christen und Muslime den einen Gott verehren (Nostra Aetate 3). Im Modus der Hoffnung kann, ja muss die Frage, ob beide an den gleichen Gott glauben, mit einem entschiedenen Ja beantwortet werden.

Die von der Bibel eingeforderte Götzenkritik wird damit nicht hinfällig: Sie ist notwendig angesichts all der Opfer, die Menschen für Dinge und Ideen bringen, die nicht zu retten vermögen. Sie ist, wie Karl Barth zu betonen nicht müde wurde, immer auch als Selbstkritik zu üben. Denn es gibt den Götzendienst auch unter denen, die sich Christen nennen, wie unter denen, die sich als Muslime verstehen. Die gegenseitige Aufforderung und Hilfe zur Götzenkritik sind allemal sinnvoller als der Streit um des einzigen Gottes Wirken in der Umma wie in der Kirche. Denn die Welt von heute bedarf der Menschen, die sich in der Kraft des Glaubens an den einzigen Gott von den Götzen abwenden und heilvollere Wege gehen. Deshalb bedarf sie auch der Christen und der Muslime.


Michael Bongardt (geb. 1959) ist seit 2000 Professor an der Freien Universität Berlin; seit 2006 Leiter des Instituts für Vergleichende Ethik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der interreligiösen und interkulturellen Verständigung. Als Mitglied der "Berlin Graduate School 'Muslim cultures and societies'" befasst er sich mit der Rolle von Religionen in pluralen, demokratisch verfassten Gesellschaften.


*


Quelle:
Herder Korrespondenz - Monatshefte für Gesellschaft und Religion,
62. Jahrgang, Heft 1, Januar 2008, S. 29-32
Anschrift der Redaktion:
Hermann-Herder-Straße 4, 79104 Freiburg i.Br.
Tel.: (0761) 2717 - 388, Fax: (0761) 2717 - 488
E-Mail: herderkorrespondenz@herder.de
www.herder-korrespondenz.de

Die "Herder Korrespondenz" erscheint monatlich.
Heftpreis im Abonnement 10,40 Euro zzgl. Versandkosten.
Das Einzelheft kostet 12,00 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2008