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STANDPUNKT/002: Kein Grund zum Feiern - Der reaktionärste Papst der Neuzeit wird 85 (Gerhard Feldbauer)


Kein Grund zum Feiern

Der reaktionärste Papst der Neuzeit wird 85

Von Gerhard Feldbauer, 13. April 2012



Am 16. April 1927 wurde der heutige Ratzinger-Papst geboren. Kein Grund zum Feiern, wohl aber viele Gründe, der Flut der Lobhudeleien, die zu erwarten ist, zu begegnen. Wes Geistes Kind ist dieser Ratzinger?

Er zählt den Kardinal Michael von Faulhaber zu seinen väterlichen Freunden und Förderern. Dieser war bereits eine unerschütterliche Stütze Kaiser Wilhelms II., dessen Völkermorden er als einen "gerechten Krieg" feierte, und er wurde zu einer ebensolchen Hitlers. Nach dessen Machtantritt betete er "ein Vaterunser für das Leben des Führers" und wies seine katholischen Würdenträger an, es ebenso zu tun. Nach dem Überfall auf die UdSSR rief Faulhaber die Hitlerhorden auf, mutig zu sein "im furchtbaren Kampf gegen den Bolschewismus". Nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944 auf Hitler hielt er einen Dankgottesdienst ab, verurteilte das Attentat "als furchtbares Verbrechen" und rief zu "Gehorsam und Treue" zu Hitler auf.


Die Terror-Praxis der Inquisition nannte er einen "Fortschritt"

Als Präfekt der Glaubenskongregation, seit 1965 Nachfolgerin der päpstlichen Inquisitionsbehörde, nannte Ratzinger deren nach festgelegten Regeln betriebenen Terror, dem Millionen Gläubige zum Opfer fielen, einen "Fortschritt". Sein Chefhistoriker, Walter Brandmüller, verteidigt sie als "Rationelle Veranstaltung" und fand "das Urteil gegen Galilei in Ordnung".


Förderer das klerikalfaschistischen Gotteswerkes Opus Dei

Ratzingers Wahl zum Pontifex wurde aktiv gefördert durch das klerikalfaschistische Gotteswerk Opus Dei, das ihn als einen der Seinigen auf den Papstthron hievte. Ratzinger beförderte das Opus Dei wo er nur konnte, schrieb Einleitungen zu seinen Büchern, präsentierte sie persönlich und stellte sich hinter dessen programmatische Schrift "El Camino" (Der Weg). In diesem Machwerk, das die Gläubigen in kaum zu überbietender Menschenfeindlichkeit zu absoluter Unterwürfigkeit abrichten will, heißt es u. a.: "Demütige dich. Weißt Du nicht, dass du ein Eimer für Abfälle bist. Du bist schmutziger, herabgefallener Staub".


Verantwortlich für die sogenannten Missbrauchsverbrechen

Damit wurde und wird weiter auch unter dem Ratzinger-Papst der Boden für die sogenannten Missbrauchsverbrechen (verharmlosend Missbrauchsfälle genannt) bereitet, indem Kinder und Jugendliche dazu gebracht werden, Misshandlungen zu erdulden, sie als "von Gott gewollt" über sich ergehen zu lassen. Erschütternd, was jüngst aus den Niederlanden bekannt wurde: dass junge Menschen, die es wagten, Geistliche wegen solcher Verbrechen anzuzeigen, zur Strafe kastriert wurden.

Für seine Förderung des Gotteswerkes erhielt Ratzinger 1998 zum Dank den Doktor Honoris causa der Opus Dei-Universität von Pamplona, was er als "große Ehre" bezeichnete. Als er am 19. April 2005 zum Papst erkoren wurde, hatte auch das Opus Dei sein Scherflein dazu beigetragen, und natürlich das deutsche Episkopat, das reichste Glied der katholische Kirche.

Ratzinger enttäuschte seine Förderer nicht. Er stellte sich in die Tradition des Bündnisses der Kurie mit Reaktion und Faschismus und sprach im Oktober 2007 498 katholische Geistliche und Ordensleute selig, die sich auf die Seite Francos gestellt, dessen mit dem Beistand Hitlers und Mussolinis betriebenen faschistischen Terror aktiv unterstützt hatten und im Bürgerkrieg 1936-39 ums Leben gekommen waren.


Pius XII., den besten Freund Hitlers, will er selig sprechen

Während in Spanien nach Francos Sieg die Mordkommandos wüteten, beglückwünschte Pius XII. den Caudillo zum Sieg. Mit "besten Wünschen, dem Segen des Himmels und des allmächtigen Gottes" wurde auch Hitler bedacht, dessen "Legion Condor" Tod und Verderben über die spanische Bevölkerung gebracht hatte. Pius XII. ist jener Papst, der als Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, 1933 das Reichskonkordat mit Hitler aushandelte, welches das bereits mit Mussolini geschlossene Bündnis der Kurie mit dem italienischen Faschismus nunmehr mit dem deutschen begründete und fortsetzte. Diesen Papst, der sich als bester Freund Hitlers feiern ließ, der tatenlos dem Holocaust zuschaute, der nach der Niederlage des Faschismus die Rettung Zehntausender Nazi- und Kriegsverbrecher vor ihrer gerechten Bestrafung organisierte, aktiv das Fortbestehen des Faschismus in Italien sicherte, will Ratzinger demnächst selig sprechen.


Rehabilitierte die klerikalfaschistischen Piusbrüder

Der Traditionslinie Benedikts entsprach die Rehabilitierung der klerikalfaschistischen Piusbrüder, unter ihnen der Holocaustleugner Bischof Williamson, die sich an die Seite der Petain-Regierung der Kollaboration mit der Hitlerfaschistischen Besatzungsmacht stellten. Die Piusbrüder waren eng mit dem Nachkriegsfaschismus in europäischen Ländern bis zu faschistischen Regimes in Südamerika, so in Chile und Argentinien, verbunden.


Schonungsloser Kampf gegen den Sozialismus

Runden wir das Bild ab mit einem Blick auf die bisherigen Enzykliken Benedikts, in denen er sich gleich mehrmals zur reaktionären Linie der von Leo XIII. im Mai 1891 in der Enzyklika Rerum novarum verkündeten unerbittlichen Feindschaft zur marxistischen Arbeiterbewegung und des schonungslosen Kampfes gegen den Sozialismus als Pest bekannte und sie zeitgemäß fortsetzt.


Der Autor schrieb über den Ratziner-Papst das Buch "Der Heilige Vater. Benedikt XVI. - Ein Papst und seine Tradition", PapyRossa, Köln 2010.

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Quelle:
© 2012 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2012