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STANDPUNKT/035: Vom Entstehen und Wirken der Papstmonarchie (Gerhard Feldbauer)


Vom Entstehen und Wirken der Papstmonarchie

von Gerhard Feldbauer, 22. Oktober 2014



Ob Jesus Christus, die zentrale Gestalt des Christentums, tatsächlich gelebt hat, ist umstritten. Auch außerbiblische Quellen gehen jedoch davon aus, dass er existierte. So die Berichte des Flavius (39 bis 81 n. Chr.) und des Tacitus (etwa 55 bis 117 n. Chr.). Als Begründer der absolutistischen Papstmonarchie kann Jesus jedoch nicht herangezogen werden.

Hier sei an Friedrich Engels Einschätzung des Urchristentums als "Bewegung Unterdrückter" verwiesen, die wie der Arbeitersozialismus "eine bevorstehende Erlösung aus Knechtschaft und Elend" predigte. Die Herrschaft der katholischen Kirche mit dem Amt des Papstes als Oberhaupt formierte sich erst im 1. und 2. Jahrhundert im Christentum des Römischen Reiches. Entgegen der historischen Entwicklung wurde der Papst jetzt als von Jesus eingesetzter Nachfolger des Apostels Petrus im Amt des Bischofs von Rom bezeichnet.


Widerstand gegen Abschaffung des "Primus inter pares"

Die unterdrückten Volksschichten, besonders die Sklaven, wehrten sich gegen die Beseitigung der urchristlichen Gemeindeverfassungen und die Errichtung eines monarchischen Episkopats und eine den römischen Kaisern untergeordnete Reichskirche. Sie lehnten die Abschaffung des Prinzips "Primus inter pares", (Erster unter Ranggleichen) das dem Wirken des Bischoffs von Rom zugrunde lag, ab. Ebenso die Erhebung des Bischofssitzes von Rom zur "Sedes Apostolica" und die erste Dekretale, die dem Papst gesetzgeberische Gewalt übertrug (die faktische Begründung der Papstmonarchie).


Geprägt von Cyprian von Karthago, Papst Ratzingers Leitfigur

Entscheidende Grundlagen der reaktionären Entwicklung der Papstmonarchie wurden vor allem unter Papst Fabian (236-250) durch den Bischof Cyprian von Karthago geschaffen. Cyprian verfasste die Schrift "Die Einheit der katholischen Kirche", mit der das Terrain für die spätere Inquisition gelegt wurde. Gegen Abtrünnige wurde der Bannstrahl verhängt, der "Zorn Gottes" werde sie treffen, schwere Strafen "mit ewigen Qualen". Der gnadenlose Kampf gegen Andersgläubige wurde von dem Ausspruch Cyprians geprägt, "der Teufel ist des Juden Vater", der unter Hitler und Goebbels zum faschistischen Schlagwort wurde. Dass dieses finstere Mittelalter in der Gegenwart fortexistiert, bezeugte der deutsche Ratzingerpapst alias Benedikt XVI. mit seinem ausdrücklichen Bekenntnis zu diesem Cyprian als Leitfigur seines Wirkens als Pontifex.


Päpste wiesen Mussolini den Weg

Pius IX. (1846-1878) ließ sich 1870 durch das Konzil Infallibilität (Unfehlbarkeit) zusprechen, die zum Dogma der höchsten Autorität in allen Fragen des katholischen Glaubens und der kirchlichen Ordnung wurde. Leo XIII. (1878-1903) verdammte die marxistische Arbeiterbewegung als "Pest" und "Dämonen" und forderte in seiner Enzyklika "Rerum novarum": "Wenn die Massen sich von üblen Doktrinen hinreißen lassen, darf der Staat nicht zögern, mit starker Hand zuzufassen". Diese Enzyklika wurde, wie Ignazio Silone festhielt, "zur konterrevolutionären Waffe im Schoße der Massen". Wie der mit Hilfe des Vatikans an die Macht gehievte Mussolini päpstlichem Rat folgend "mit starker Hand zufasste" ist hinlänglich bekannt. Auch, wie unter Pius XI. (1922-1939) und Pius XII. (1939-1958) die Papstmonarchie zum aktiven Verbündeten des Faschismus in aller Welt wurde und Hitler und Mussolini auch aktiv half, die Spanische Republik niederzuschlagen. Eine der ersten Amtshandlungen des deutschen Benedikt XVI. war, dafür 498 an Mord und Terror Francos beteiligte Kreuzritter selig zu sprechen.


Franziskus sprach den Retter faschistischer Kriegsverbrecher selig

Der sich gern mit der Aura des Reformpapstes schmückende Franziskus hat sich mit der Seligsprechung Papst Paul VI. (1963-1978) gerade in die Reihe derjenigen eingereiht, die die Kollaborateure des Faschismus würdigen. Handelt es sich bei Paul VI. doch um den Giovanni Batista Montini, der nach 1945 als Kardinal im Staatssekretariat des Vatikans die Rettungsaktion leitete, mit der Zehntausenden Faschisten, darunter bereits verurteilte Kriegsverbrecher, zur Flucht und damit vor ihrer gerechten Strafe verholfen wurde.

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Quelle:
© 2014 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Oktober 2014