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STANDPUNKT/107: An der Seite des "Caudillo" - Wie Vatikan-Klerikalfaschisten Franco unterstützten (Gerhard Feldbauer)


An der Seite des "Caudillo"

Wie die Klerikalfaschisten des Vatikans 1936 die Franco-Putschisten unterstützten [1]

von Gerhard Feldbauer, 29. März 2019



Foto: Bundesarchiv, Bild 102-11543 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]

Demokratischer Aufbruch - Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik am 14. April 1931, hier Freudenfeiern republikanischer Studenten und Arbeiter auf einer geschmückten Straßenbahn
Foto: Bundesarchiv, Bild 102-11543 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]

Am 16. Februar 1936 errang die Volksfront aus Kommunisten, Sozialisten, der Gewerkschaft Union General del Trabajo und Linksrepublikanern bei den Corteswahlen einen überwältigenden Sieg. Sie belegte 278 der insgesamt 473 Sitze. Ihre Regierung unter dem republikanischen Schriftsteller Manuel Azaña y Díaz (ab Mai Präsident) leitete bürgerlich-demokratische Reformen ein, garantierte die Autonomie Kataloniens und der Basken. Am 17. Juli 1936 putschte General Sanjurjo von der Kolonie Spanisch-Marokko aus gegen die rechtmäßig gewählte Regierung. Nachdem er mit einem Flugzeug abgestürzt war, riss Francisco Franco die Führung an sich. Die ersten Opfer des Mordterrors waren loyale Offiziere, vor allem der Luftwaffe, die sich widersetzten. Sie wurden "von den Meuterern kurzerhand erschossen. Darunter die Generäle Batet, Molero, Nuñez de Prado, Romerales, Admiral Azarola". [2]

Hitlers und Mussolinis Intervention

Der klerikalfaschistische Staatsstreich brach auf dem Festland in den meisten Garnisonsstädten am Widerstand der Volkskräfte zusammen. Sein Scheitern wurde durch die sofortige bewaffnete Intervention Hitlerdeutschlands und Mussoliniitaliens verhindert. Mit 20 Militärtransportern Ju 52 der Luftwaffe Görings wurden als erstes 15.000 Mann Elitetruppen der Putschisten von Marokko nach Cadiz eingeflogen. Die sofortige Unterstützung zeigte, dass die Putschisten sich bereits vor Beginn mit Berlin und Rom abgesprochen hatten. Als nächstes schickte Hitler eine 45.000 Mann starke "Legion Condor" nach Spanien. Ihr wichtigster Verband waren die Geschwader der Luftwaffe. Dazu gehörten Heinkel Bomber 111, Jäger 51, Messerschmitt 109, Dornier 17, Ju 87, Heinkel 57-Sturzkampfflugzeuge. Marine-Einheiten nahmen unter der Tarnbezeichnung "Gruppe Nordsee" an der aktiven Seekriegsführung teil, beschossen, verminten und blockierten republikanische Häfen. [3]

Mussolini entsandte ein Interventionskorps, das auf 120.000 bis 150.000 Soldaten anwuchs. Die motorisierten Truppen waren modern ausgerüstet und bewaffnet. Sie verfügten über 800 Kampfflugzeuge sowie 8.000 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. 90 Kriegs- und Transportschiffe versorgten das eigene Korps und die Franco-Truppen. [4] Sie blockierten republikanische Häfen und beschossen Küstenbefestigungen. Franco, der sich am 29. September zum Chef des "Nationalen Spanien" ausrief, wurde unmittelbar danach von Deutschland und Italien als "Chef der einzigen legitimen Regierung Spaniens" anerkannt.


Foto: Mikhail Koltsov [Public domain] via wikimedia commons

"No pasarán" (Sie werden nicht durchkommen) - Kampfruf der antifaschistischen Volksfront, hier am 1. Januar 1936 auf einem Banner in Madrid
Foto: Mikhail Koltsov [Public domain] via wikimedia commons

Appell an die klerikale Reaktion in Spanien

Pius XI., den Franco als Ersten über seinen Staatsstreich informiert hatte, wandte sich zur Unterstützung der Putschisten an die Weltöffentlichkeit und arbeitete mit Mussolini und Hitler zusammen. [5] Die Volksfront-Regierung hatte jedoch die ausschlaggebende Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung. Ohne eine entscheidende innere Hilfe hätten sich die Putschisten dennoch nicht halten können. Diese kam von den Klerikalfaschisten im Vatikan, die die katholische Reaktion in Spanien zur aktiven Unterstützung des "Caudillo" aufriefen. Die spanische Jesuitenzeitschrift "La Civiltà Cattolica" folgte dem und schrieb, in dem faschistischen Putsch habe sich "eine hundertmal gesegnete und ruhmreiche Haltung" gezeigt. [6]

Aktiv unterstützte das klerikalfaschistische Opus Dei das Franco-Regime. Acht seiner Mitglieder traten in die Regierung des "Caudillo" ein. Der Linie des Papstes folgend erklärte der spanische Kardinal Gomá, der Franco als politischer Berater zur Seite stand, "wir befinden uns in voller Übereinstimmung mit der nationalen Regierung, die niemals einen Schritt ohne meinen Rat unternimmt, den sie immer befolgt". [7] So wurde die katholische Kirche zu einer seiner wichtigsten Stützen. Der sie beherrschende Klerus jubelte dem "Caudillo" zu und begrüße ihn mit dem "Führergruß" Hitlers und Mussolinis.

Erbarmungslose Menschenjagd

Die Francofaschisten und ihre deutschen und italienischen Helfershelfer begannen eine erbarmungslose Menschenjagd. Loyale Republikaner wurden massenweise gequält, verstümmelt, ermordet. "Die Methoden der Mordkommandos sind bestialisch", schrieb der Kämpfer der Internationalen Brigaden Fritz Teppich. Der Weg der Franco-Truppen "ist von Massenmorden gezeichnet. In Badajoz, nicht weit von der portugiesischen Grenze, ließ der Kommandeur der marokkanischen Truppen, General Yagüe, einer der Schlächter von Asturien, niedermetzeln, was seinen Söldnern vor die Gewehre kam. Alle Republikaner, derer sie dabei habhaft werden konnten, wurden in die Stierkampfarena getrieben und dort mit Maschinengewehren zusammengeschossen."

Absolution im Blute watend

Georges Bernanos, französischer Schriftsteller und gläubiger Katholik, berichtete: In der kleinen Stadt Manacor auf Mallorca, wo eine Einheit Mussolinis stationiert war, waren zweihundert Einwohner, "die den Italienern verdächtig waren, mitten in der Nacht aus ihren Betten gezerrt und schubweise auf den Friedhof gebracht worden, wo man sie mit Kopfschüssen niederstreckte und ein Stück weiter auf einem Haufen verbrannte." Der Erzbischof hatte dazu einen "Geistlichen gesandt, der, mit den Schuhen im Blute watend, jeweils zwischen zwei Salven Absolution erteilte". Andere werden mit Lastwagen zu einem einsamen Feldweg gefahren. "Sie steigen ab, stellen sich in Linie auf, küssen eine Medaille oder auch nur den Nagel des Daumens. Peng! Peng! Peng! - Die Leichen werden an den Rand der Böschung geschleift, wo sie der Totengräber am nächsten Morgen findet, mit zerschmettertem Schädel, im Nacken ein hässlicher Klumpen schwarzen geronnenen Blutes." [8]


Foto: Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía [Public domain] via wikimedia commons

Frauen flehen im spanischen Bürgerkrieg um das Leben ihrer Angehörigen - 1936 in Constantina, Sevilla
Foto: Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía [Public domain] via wikimedia commons

Der Bischof der baskischen Stadt Vitoria billigte den Putsch bereits kurz nach seinem Ausbruch in einer "Pastoralen Unterweisung". [9] Der frühere Zögling des Ordens der Herz-Jesu-Priester (Societas de Corde Jesu) im Missionshaus und Kloster Handrup (Ems), Dr. Hans Peter Brenner, hat in einer Studie "Vatikan: Komplize bei Francos und Hitlers Morden. Der spanische Klerus segnete den Massenmord an Katholiken und katholischen Priestern ab" [10] kaum bekannte Quellen erschlossen. Darunter ein 1939 im "Vita Nova Verlag" in Luzern erschienenes Büchlein des baskischen katholischen Priesters Inaki de Aberrigoyen "Sieben Monate und sieben Tage in Franco-Spanien" (Luzern 1939). Der Autor schildert darin, wie der Klerus zum Komplizen des Terrors wurde und die Massenmorde an katholischen Priestern und ihren Gläubigen absegnete. Im Vorwort schreibt der Publizist Maximilian Helffert, der sich einen zunächst konservativen Katholiken nennt, wie er erst nachdenklich wurde, als der Klerus an der Seite der Putschisten die Behauptung "von der Bolschewisierung Spaniens" aufstellte, was durch die Politik der Volksfrontregierung eindeutig widerlegt wurde. Zunächst glaubte Helffert, dass Franco dem entgegentrete. Er musste jedoch die für ihn als Katholiken "grausame Erkenntnis" machen, dass "die Hierarchie dazu (zum Mordterror "von Kreuzrittern Christi") schweigt" und sich "auf die Seite der Henker" stellte." [11]

Die Enthüllungen des Priesters Inaki de Aberrigoyen

Als Aberrigoyen im September 1936 wegen seiner seelsorgerischen Tätigkeit in der baskischen "Arbeitersolidarität", die keinerlei politische Ziele verfolgte, eingekerkert wurde, erlebte er am eigenen Leib Gefängnis und Folter und wurde Zeuge massenhafter Hinrichtungen. Sowohl die zuständigen Generalvikariate als auch der Erzbischof von Pamplona (einer Zentrale des Opus Dei) erhoben dagegen keine Einwände. Aberrigoyen legte dar, wie Francos Truppen im Baskenland auf Volksfrontanhänger wie auf Geistliche, die sich nicht sofort dem Putsch anschlossen, unter Kruzifixen und Marienbildern eine gnadenlose Jagd begannen. "Das Gefängnis von Ondarreta und das Asyl des Heiligen Josef in San Sebastian, das in ein Gefängnis verwandelt worden war, beherbergte mehr als vierzig Priester. (...) Die Verfolgung war allgemein. Es gab kaum ein Dorf, wo man nicht auf einen oder mehrere Priester Jagd gemacht hatte. Hunderte von Ordensleuten - Jesuiten, Kapuziner, christliche Schulbrüder - verließen ihre Klöster, um nach Amerika zu fliehen. Man nahm keine Rücksicht, weder auf Alter noch auf Krankheit und nicht auf ganz offenkundige Unschuld. Ich kann die Angst, die diese Verfolgung unter uns auslöste, gar nicht beschreiben." Das sei "ganz offen vor den Augen der spanischen Hierarchie (erfolgt), die nicht einen einzigen öffentlichen Protest einlegte." [12] Der Autor legte dar, dass die Volksfront-Regierung die Kirche nicht antastete, es erst nach den barbarischen Massakern an ihren Anhängern, an denen sich die Geistlichkeit beteiligte, zu Übergriffen kam.

Der spanische Klerus schaute den von Hitler und Mussolinis Hilfstruppen begangenen Kriegsverbrechen nicht nur tatenlos zu, sondern beförderte sie. Die "Legion Condor" griff zusammen mit der italienischen Luftwaffe nicht nur die Stellungen der republikanischen Armee an, sondern bombardierte immer wieder Städte. Über ihren Angriff auf die nordspanische Stadt Guernica y Luno in der Provinz Biskaya nördlich von Bilbao am 26. April 1937 schrieb der Spanienkorrespondent der Londoner "Times": "Die ganze Stadt mit ihren 7.000 Einwohnern und den 3.000 Flüchtlingen ist langsam und systematisch in Stücke zerschlagen worden". Elias Canetti nannte Guernica ein Symbol "menschlicher Bestialität". Pablo Picasso widmete den Leiden der Zivilbevölkerung sein berühmtes Monumentalgemälde "Guernica", das am 12. Juli 1937 im Pavillon der Spanischen Republik auf der Pariser Weltausstellung enthüllt wurde. [13]


Abbildung: Pablo Picasso [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] via wikimedia commons

Nachbildung des weltbekannten Gemäldes von Pablo Picasso als gefliestes Wandbild in Originalgröße in der Stadt Guernica
Abbildung: Pablo Picasso [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] via wikimedia commons

"Condor"-Flieger bauten die Bundesluftwaffe auf

Weitere Angriffe flogen "Condor-Legionäre" gegen Madrid, Bilbao, Barcelona sowie andere Städte und Ortschaften, bei denen neben den Bombenabwürfen mit Maschinengewehren Jagd auf wehrlose Zivilisten gemacht wurde. Vergessen wir nicht, wie in der BRD die Bundesluftwaffe von aktiven "Condor"-Fliegern aufgebaut wurde, die sich auch noch ihrer Verbrechen rühmen konnten. Unter ihnen befanden sich der spätere "Liebling Hitlers" in Görings Luftwaffe, Oberst Werner Mölders, der in Spanien eine Jagdstaffel der Legion kommandierte, und der damalige Oberleutnant Johannes Trautloft. Letzterer rühmte sich in seinem Buch "Als Jagdflieger in Spanien" der Teilnahme am 19. November 1936 am "größten Luftangriff, den Madrid bisher auszuhalten hatte". An der Talavera-Front notierte er: "Hier sind uralte Jagdinstinkte, (...) die Instinkte des Jägers, wieder durchgebrochen." Nach Tieffliegerangriffen in der Provinz Toledo beschrieb er, wie MG-Garben in den Feind einschlagen, Lastwagen sich überschlagen. "Menschen kriechen hervor, viele torkeln, fallen, bleiben liegen. Wohl nichts vermag den Soldaten tiefer zu befriedigen, als der Anblick einer kopflosen, panischen Flucht des Feindes." [14]

In einer Propagandaschrift der Bundeswehrführung, die den Mordterror der "Legion Condor" verherrlichte, hieß es: "Mit der Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg konnte die Wehrmacht Ruhm an ihre Fahnen heften, sich mit dem Siegeslorbeer schmücken und die Überlegenheit deutscher Waffen und Kriegsmaterials beweisen." Trautloft, Mitbegründer der "Traditionsgemeinschaft Legion Condor", erklärte: "Das Wirken der Legion muss der bundesdeutschen Jugend als Vorbild dienen." In diesem Geist bildete er als Kommandeur der Luftwaffenschule Fürstenfeldbruck, der Wiege der Bundesluftwaffe, deren Nachwuchs aus. Er wurde Kommandierender General der Luftwaffengruppe Süd, Generalleutnant und erhielt zur Verabschiedung in den Ruhestand zu Hitlers Spanien- und Ritterkreuz noch das Bundesverdienstkreuz mit Stern. [15] Nach Oberst Mölders waren ein Lenkwaffenzerstörer der Bundesmarine, eine Kaserne in Visselhövede und das Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau benannt. [16]


Foto: Bundesarchiv, Bild 183-E20569-21 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]

Nazideutsche Unterstützung für Franco-Putschisten - hier die Offiersausbildung an der Infanterie-Ausbildungsschule in Avila durch die "Legion Condor"
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-E20569-21 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]

Eine Million Opfer des Terrors der klerikalfaschistischen Reaktion

Nach dem Abzug der Internationalen Brigaden [17], der die Abwehrkraft der republikanischen Streitkräfte entscheidend schwächte, beging der Befehlshabers der Zentrumsarmee der Republik, Oberst Casado, Verrat und lieferte Madrid an Franco aus. Am 28. März 1939 marschierten dessen Truppen zusammen mit italienischen Interventionsverbänden in die Hauptstadt ein. Während der "Caudillo" Casado und einigen seiner engsten Mitarbeiter gestattete, auf einem britischen Schiff Spanien zu verlassen, begann in Madrid "sofort eine Treibjagd ohnegleichen auf alle, die jemals zur Republik gehalten hatten".

Fast eine Million Menschen fiel dem von der klerikalfaschistischen Reaktion entfesselten Bürgerkrieg zum Opfer. Nach dem US-amerikanischen Historiker Gabriel Jackson beziffere sich allein "die Zahl der auf der 'nationalen' Seite zwischen 1936 und 1944 ermordeten oder hingerichteten Menschen zwischen 150.000 und 200.000, die in der republikanischen Zone auf 20.000 während der drei Kriegsjahre". [18]

Pius XII. beglückwünschte das Mörderregime

Während in Spanien die Mordkommandos wüteten, schickte Pius XII., der am 2. März 1939 sein Pontifikat angetreten hatte, Franco eine Botschaft, in der es hieß: "Die von Gott als wichtigster Diener der Evangelisation der Neuen Welt und als uneinnehmbares Bollwerk des katholischen Glaubens auserwählte Nation hat soeben den Anhängern des materialistischen Atheismus unseres Jahrhunderts den erhabensten Beweis dafür geliefert, dass über allen Dingen die ewigen Werte der Religion und des Geistes stehen." Ein weiteres Glückwunschtelegramm erhielt Hitler, dem der Papst "mit besten Wünschen den Segen des Himmels und des allmächtigen Gottes" übermittelte. [19]

Die Seligsprechung der Kreuzritter Francos

Ein Skandal ohnegleichen war die von Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI. (Papst von 2005 bis zu seinem Rücktritt 2013) 2007 vorgenommene Seligsprechung von 498 Kreuzrittern Francos. Vom deutschen Papst ist nie ein Wort der Verurteilung oder auch nur des Bedauerns dieser wie der unzähligen anderen Bestialitäten, verübt unter der Berufung auf "die ewigen Werte der Religion", des Segens "des Himmels und des allmächtigen Gottes", bekannt geworden. Seine Seligsprechungen bedeuteten nichts anderes, als die unter dem Mörderregime Francos begangenen barbarischen Verbrechen gutzuheißen. Benedikt XVI. stellte sich damit auch hinter die Glückwünsche, die Pius XII. Franco und Hitler übermittelte. Die Kurie hat sich nie zu ihrer Schuld an diesen Verbrechen bekannt. Noch nie wurde einer der unzähligen von den Faschisten ermordeten Geistlichen selig oder heilig gesprochen.


Foto: Alex1011 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Vielerorts wird bis heute der Spanienkämpferinnen und -kämpfer gedacht - hier eine Gedenktafel in London (Fulham) (*)
Foto: Alex1011 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Auch von Franziskus keine Abstriche

Um die tiefe Krise, in die die erzreaktionäre Linie seiner Vorgänger die katholische Kirche gestürzt hat, aufzuhalten und rückgängig zu machen, hat Papst Franziskus einige Korrekturen vorgenommen. Zu erwähnen sind gewisse Änderungen gegenüber den Befreiungstheologen Lateinamerikas, seine Kritik an sozialen Verwerfungen des Kapitalismus und die Aufmerksamkeit, die er den Ärmsten und von diesem System ausgegrenzten und unterdrückten Menschen widmet. Er setzte progressive Zeichen in der großen Politik, so wenn er vor den Gefahren eines Dritten Weltkrieges warnte, den Staat Palästina offiziell anerkannte oder den verfemten russischen Präsidenten Wladimir Putin empfing, ohne die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation zu verurteilen. Von kirchlichen Würdenträgern fordert er Bescheidenheit, legte sich mit der Mafia an und brach gegenüber Homosexualität oder Frauenpriestertum mit der vor ihm üblichen Verdammung und mahnte stattdessen Barmherzigkeit und Mitleid an. Das und die ungezwungene Art, mit der er den Gläubigen gegenübertritt, hebt ihn in sympathischer Weise vor seinen engstirnigen, offen reaktionären Vorgängern hervor. Das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Franziskus sich in keiner Weise vom Bündnis der Kurie mit Reaktion und Faschismus distanziert, geschweige denn es verurteilt hätte. [20]

Franziskus lässt Geheimarchiv über Pius XII. öffnen

Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA am 4. März meldete, hat Franziskus angekündigt, dass das Geheimarchiv des Vatikans über das Pontifikat von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs ab 2020 für Forschungsarbeiten geöffnet werde. Diesem Papst, der am 2. März 1939 sein Amt antrat, wird vorgeworfen, trotz ihm bekannt gewordener Informationen über die Massenmorde der Nazis an den Juden nichts dagegen unternommen zu haben.

Wie die spanische Geschichtszeitschrift "Historia y Vida" bereits 2007 in ihrer Nr. 467 berichtete, waren Pius XII. durch den Nuntius in Istanbul, Angelo Giuseppe Roncalli, den späteren Papst Johannes XXIII., umfangreiche Informationen über die in Auschwitz begangenen Verbrechen an den Juden übermittelt worden. Sie stammten von zwei Juden, die im April 1944 aus Auschwitz fliehen konnten, und wurden später als "Protokolle von Auschwitz" bekannt. Die Zeitschrift schrieb damals, dass die bis heute verbreitete Version des Vatikans, er habe "erst im Oktober 1944" über genauere Details über Auschwitz verfügt, eine Lüge ist. [21] Vatikan-Experten erwarten daraus Auszüge, die die Vorbereitung der Seligsprechung Pius XII. stützen sollen. Sollte sich Franziskus, was zu erwarten ist, dem Druck der reaktionären Kleriker beugen, die Beatifikation vornehmen und den Faschisten in der Soutane die öffentliche Verehrung zuerkennen, würde er sich ein weiteres Mal zum Bündnis der Kurie mit Reaktion und Faschismus bekennen.


Foto: Joachim Specht [Public domain] via wikimedia commons

Wird Franziskus die Geheimakten über seinen Vorgänger Pius XII. - hier dessen Krönungsfeier 1939 - tatsächlich freigeben?
Foto: Joachim Specht [Public domain] via wikimedia commons


Fußnoten:

[1] Setzt folgende Schattenblick-Beiträge des Autors fort und schließt die Serie ab (beide unter www.schattenblick.de → INFOPOOL → RELIGION → MEINUNGEN): STANDPUNKT/104: "Die unterschlagene Enzyklika. Wollte Pius XI. der Judenverfolgung wirklich Einhalt gebieten?", 8. Februar 2019, und STANDPUNKT/106: "Das Reichskonkordat des Vatikans mit Hitlerdeutschland. Ein Dokument der verbrecherischen Komplizenschaft des Heiligen Stuhls mit dem Faschismus. Es ist bis heute in der Bundesrepublik gültig", 24. Februar 2019.

[2] Fritz Teppich (Hg.): Spaniens Himmel. Volksfront und Internationale Brigaden gegen den Faschismus. Berlin 1996, S. 49 ff.

[3] "Die Wehrmacht", Sonderheft, Mai 1939.

[4] Teppich, S. 64, 77; I Giorni della Storia (Italienische Chronik), Novara 1997, S. 465.

[5] Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn, Stuttgart 1962, S. 584.

[6] Ausgabe vom 2. Jan. 1937

[7] Deschner, a.a.O., S. 585.

[8] Georges Bernanos: Die großen Friedhöfe unter dem Mond. Mallorca und der spanische Bürgerkrieg, o. J. 1938.

[9] Deschner a.a.O., S. 582 f.

[10] UZ, 23. Nov. 2007. Brenner ist heute stellvertretender Vorsitzender der DKP.

[11] Maximilian Helffert: Vorwort zu Aberrigoyen, S. II f.

[12] Aberrigoyen, S. 63.

[13] Hans Canje: Die deutsche Legion Condor zerstört die baskische Stadt Gernika. Neues Deutschland, 26. April 2007. Siehe auch "Wir kämpften in Spanien", Sondernummer "Die Wehrmacht", Mai 1939.

[14] Johannes Trautloft: Als Jagdflieger in Spanien. Berlin 1940, passim.

[15] Hans Daniel: Vor 65 Jahren: "Bombenwetter" über Guernica, junge Welt, 27. April. 2002.

[16] Erst 1998 beschloss der Bundestag, Mitgliedern der Legion Condor sollte nicht mehr "ehrendes Gedenken" in Form von Kasernenbenennungen bei der Bundeswehr zu Teil werden. Die Bundeswehrführung ließ dennoch noch viele Jahre solche Ehrungen zu. Siehe Jürgen Rose: Falsche Helden. Junge Welt, 18. Aug. 2009.

[17] Der Spanischen Republik kamen etwa 40.000 bis 50.000 Antifaschisten aus 54 Ländern zu Hilfe, von denen die meisten in den Internationalen Brigaden kämpften. Darunter befanden sich etwa 10.000 Franzosen, 5.000 Deutsche und Österreicher, 3.354 Italiener und 2.800 Nordamerikaner und Kanadier. Mehr als die Hälfte der Interbrigadisten ist gefallen, darunter 3.000 Deutsche und Österreicher. Auf Beschluss des sogenannten Nichteinmischungskomitees, das sich in Wahrheit zugunsten Francos und seiner deutschen und italienischen Verbündeten einmischte, wurden die Internationalen Brigaden dem von der Regierung der Spanischen Republik akzeptierten Beschluss entsprechend im Sommer 1938 aufgelöst.

[18] Zit. nach FAZ, 19. Juli 1986.

[19] Dietmar Stübler: Geschichte Italiens, Berlin (West) 1987, S. 156. Siehe auch "Heil Hitler und Amen. Kirche während des Faschismus". Broschüre "Gegeninformation", 6. Sept. 2005.

[20] Beitrag des Autors im Schattenblick (www.schattenblick.de → INFOPOOL → RELIGION → MEINUNGEN → STANDPUNKT/071): "Franziskus wollte vieles verändern, hat aber bisher wenig erreicht. Ein Streifzug durch die ersten drei Jahre seines Pontifikats. Reformendurchzusetzen und sich gleichzeitig mit seinen Erzfeinden zu versöhnen, dürfte ein hoffnungsloses Unterfangen sein", 13. April 2016.

[21] Siehe dazu den Beitrag des Autors im Schattenblick (www.schattenblick.de → INFOPOOL → RELIGION → MEINUNGEN → STANDPUNKT/106): "Das Reichskonkordat des Vatikans mit Hitlerdeutschland. Ein Dokument der verbrecherischen Komplizenschaft des Heiligen Stuhls mit dem Faschismus. Es ist bis heute in der Bundesrepublik gültig", 24. Februar 2019

(*) Inschrift der Gedenktafel: International Brigade - In honour of the volunteers who left Hammersmith and Fulham to fight in the International Brigade, Spain 1936-1939. They fougth alongside the Spanish people to stop Fascism and save liberty and peace for all. They went because their open eayes could see no other way "No pasaran".
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d9/Brigade1.jpg

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Quelle:
© 2019 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2019

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