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STELLUNGNAHME/001: 70. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hirioshima und Nagasaki (BRDS)


Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands e.V.

70. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 6. und 9. August 2015


Der weltweit erste Atomwaffen-Einsatz am 6. August 1945, 8.16 Uhr Ortszeit durch die US-amerikanische Kriegsführung war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zwischen 90.000 und 200.000 Menschen wurden getötet, viele Menschen litten an den Folgen, 80% der Stadt wurden zerstört. Am 9. August warfen die US-Amerikaner die Zweite Bombe auf die Stadt Nagasaki ab, die um 12 Uhr mittags detonierte und beinahe die doppelte Sprengkraft der ersten Bombe hatte.

Für die Verbrechen gibt es keine Entschuldigung, auch keine militärisch-strategischen Rechtfertigungen, wie sie damals vorgetragen wurden.

Das unvorstellbare Leid der damals betroffenen Menschen, der Schrecken derer die Augenzeugen waren und überlebten, ist für uns heute eine Mahnung:

Frieden ist die Bedingung des Überlebens im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen.

Diese Waffen sind zu ächten. Allseitige Abrüstung ist nötig.

Das Verbrechen gegen Hiroshima und Nagasaki darf sich niemals wiederholen, nie wieder Krieg!

Dafür setzen wir, der Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands (BRSD), seit 1919 Bündnisorganisation innerhalb der Friedensbewegung, uns mit all unseren Kräften ein.

Mit dem "Bundesausschuss Friedensratschlag" und der "Kooperation für den Frieden" weisen wir darauf hin: "Im gegenwärtig eskalierenden West-Ost-Konflikt agieren die Mächte wieder verstärkt mit ihren Atomwaffen. Und von Deeskalation keine Spur: So führt die NATO Manöver mit Atomwaffen(-attrappen) bzw. atomwaffenfähigen Flugzeugen in Polen durch. Der Ausbau des US-Raketenschildes gegen eine russische nukleare Zweitschlagkapazität wird weiter voran getrieben. Zugleich bringen Moskauer Diplomaten das russische Atomwaffenpotenzial zur Sprache und Präsident Putin setzt Truppenteile, wie die Nordmeerflotte, in volle Einsatzbereitschaft und erweitert gegen den Raketenschild den Bestand an strategischen Trägersystemen.

Mit dem "Netzwerk Friedenskooperative" stellen wir fest: "70 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki lagern noch immer über 16.000 Atomsprengköpfe auf unserem Planeten mit einer Zerstörungsgewalt, die 900.000 Mal so groß ist wie die der Hiroshima-Bombe. Statt dieses Teufelszeug endlich zu beseitigen, wird bei allen offiziellen Atomwaffenstaaten und bei den "Nachzüglern" Israel, Indien, Pakistan und Nord-Korea modernisiert; neue bessere, genauere Sprengköpfe, neue Trägersysteme, Flugzeuge, U-Boote. Die Proliferationsgefahr steigt. Weitere Regionalmächte können bald "die Bombe" anstreben und ein neues nukleares Wettrüsten anheizen. "Der Krieg in der Ukraine und die wieder aufgelebten Spannungen zwischen Russland und der NATO machen deutlich, dass die Gefahr eines Atomkrieges nicht gebannt und unsere Zivilisation immer noch bedroht ist."

Immer noch sind ca. 1.800 Atomwaffen in höchster Alarmbereitschaft. Sie könnten binnen weniger Minuten zum Einsatz kommen und eine globale Katastrophe auslösen. Wir wissen heute, dass die Welt seit dem Ersteinsatz von Atomwaffen vor 70 Jahren mehrmals nur knapp einem nuklearen Inferno entkommen ist. Die Friedensbewegung warnt vor einer Entwicklung, die die Welt erneut unter das Damoklesschwert absichtlicher oder versehentlicher atomarer Zerstörung bringt."

70 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki lagern immer noch 150 Atomwaffen in Deutschland, die für den Einsatz im Ernstfall vorgesehen sind. Jede einzelne dieser Atomwaffen hat die Zerstörungskraft von mehreren Hiroshima-Bomben. Sie tragen nicht zu unserer Sicherheit bei! Ganz im Gegenteil, sie ziehen Gelder ab, die wir z. B. im Umwelt- und im sozialen Bereich benötigen. Wenn Deutschland weiterhin an Atomwaffen festhält, können wir andere Länder nicht glaubwürdig überzeugen, auf Atomwaffen zu verzichten. Entgegen vergangener Ankündigungen aus der Bundesregierung sollen verbliebenen US-Atomwaffen in Büchel/Eifel nicht abgezogen, sondern ab 2017 durch modernere ersetzt werden - die NATO-Atomwaffenstrategie will es so. Nach Recherchen des WDR-Magazins MONITOR war die Bundesregierung bisher offenbar eng in die Planungen eingebunden.

Bei den zahlreichen Aktionen zum Hiroshima-/Nagasakitag fordert das "Netzwerk Friedenskooperative" den umgehenden Abzug dieser Atomwaffen als ersten Schritt hin zu einem atomwaffenfreien Europa. Notwendig dafür ist die Kündigung des Stationierungsabkommens zwischen der Bundesregierung und der US-Regierung.

Konkrete Schritte sind gefragt. Die Mitarbeit an der Einsatzplanung von Atomwaffen muss eingestellt und der Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland veranlasst werden. Es dürfen keine Kampfbomber und Soldaten für den Einsatz von Atomwaffen bereitgestellt werden. Das Ziel der Kampagne ist, erklären zu können: Deutschland ist atomwaffenfrei: Wir haben die nukleare Teilhabe beendet, als Schritt zu einer atomwaffenfreien Welt.

Die Welt braucht international anerkanntes Recht und den Internationalen Gerichtshof zur friedlichen Beilegung von Konflikten, zugleich zur Bestrafung von Kriegsverbrechen.


Mit der Warnung vor den Gefahren durch Atomwaffen verbinden wir die Warnung vor Atomkraftwerken. Vollkommene Sicherheit gibt es bei diesen nicht.

Ein Jahr nach der Atomkatastrophe von Fukushima sagte Takashi Uesugi, Vorsitzender der Free Press Association of Japan: "Auch jetzt noch geht die radioaktive Verseuchung vom Tepco Atomkraftwerk ins Meer weiter. Nach Aussagen der amerikanischen Gesellschaft für Meeresforschung gelangte die radioaktive Verseuchung des Atlantik nordwärts, entlang der Küste von Nordost Japan, bereits bis zur Süd- und Ost-Küste von Hokkaido. Im vergangenen Sommer fand man radioaktiv verseuchte Makrelen und Kabeljau aus Hokkaido, die in Büchsen verarbeitet waren." Und Naho Dietrich-Nemeto, in Fukushima aufgewachsen, mahnt: "Menschen, die weit entfernt leben, denken, ihr Leben hätte nichts mit Atomkraft zu tun. Ich möchte, dass genau diese Leute vom Schmerz und dem Leid der Menschen in Fukushima wissen. Wer wird der oder die Nächste sein? Jeden kann es treffen. Diese Tragödie kann überall geschehen. Und wenn es passiert, dann ist der Schaden irreparabel. Radioaktive Kontamination verschwindet nicht nach mehreren Jahrzehnten oder nach Hunderten Jahren. Bitte versuchen Sie, die Kosten für das Leben zu berechnen! Denken Sie an sich selbst! Denken Sie an Ihr Kind! Denken Sie an ihre wichtige Familie! Sicherheit von Atomkraftwerken? Die gibt es nicht. ... 26. April 1986 in Tschernobyl und 11. März 2011 in Fukushima. Was haben die Menschen während der vergangenen 25 Jahre getan? Bevor es zu spät ist, bevor die gleiche Katastrophe noch einmal passiert -, was können wir noch weiter tun? Meine Heimat und ihre Kinder wurden geopfert. Wenn man daraus nichts gelernt hat, dann gibt es keine Hoffnung mehr. Ich bitte alle Menschen, die Opfer nicht zu vergessen." (CuS 2-3/2012)

Im Jahr 2015 erschrecken die Menschen in aller Welt Gräuel der Kriege in der Ukraine, in Syrien, im Irak und im Sudan. Sie lehren: Wenn der soziale Frieden verloren geht durch das Fehlen eine gerechten Wirtschaftsordnung, wächst die Neigung zu Hass und Gewalt, gesteigert durch Einmischung anderer Staaten.

Christinnen und Christen sind aufgerufen, in Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens die Schöpfung zu bewahren, "Ehrfurcht vor dem Leben" (Albert Schweitzer) zu haben.

Wir danken allen Friedensfreundinnen und Friedensfreunden, dass sie der Opfer gedenken und zum Frieden mahnen.

Herford, 5.8.2015

Dr. Reinhard Gaede
Bundessprecher (www.BRSD.de)
Schriftleiter, CuS

Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands e.V.
www.BRSD.de

Mitglied der International League of Religious Socialists, der Initiative Kirche von unten, des Attac-Netzwerks, von Oikocedit und Kairos Europa

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Quelle:
Presseerklärung vom 5. August 2015
Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands e.V.
Dr. Reinhard Gaede, Wiesestr. 65, 32052 Herford
Telefon: 05221/34 25 56
E-Mail: info@brsd.de
Internet: www.brsd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2015

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