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SCHACH-SPHINX/02892: Veralteter Theoriebau (SB)


Unternehmerisches Risiko ist seltsamerweise gerade in den geschlossenen Stellungen des königsindischen Typs angesagt. Dabei lehren alte Schachfibeln doch genau das Gegenteil. Der Charakter von Positionen mit verzahntem oder blockiertem Zentrum sei das Lavieren, liest man da in eindringlichen Worten und wird mit einem Wust von langatmigen strategischen Ratschlägen konfrontiert. Merkwürdig nur, daß man in der Praxis mit derlei Weisheit ganz tüchtig auf den Bauch fällt. Es scheint, daß die alte Einteilung in offene, halboffene und geschlossene Eröffnungen an der Wirklichkeit vorbeimanövriert. Der Eindruck wird erweckt, als stehe "offen" synonym für wildes Figurenspiel und kombinatorische Finessen und "geschlossen" für Langeweile und Bedenkenlosigkeit. Die Herren Theoretiker waren beim Bau ihres Lehrgebäudes offensichtlich veralteten Sprachregelungen zum Opfer gefallen. Im heutigen Rätsel der Sphinx entwickelte sich die Partie mit der Königsindischen Verteidigung alles andere als träge und mühsam-schleppend. Nach einer wilden Auseinandersetzung beendete Weiß das Spiel nun mit einem glänzenden Opferzug, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02892: Veralteter Theoriebau (SB)

Stohl - Kindermann
Dortmund 1991

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Einsicht kam zu spät, denn nach 1...d5xc4? war Schwarz nicht mehr zu retten: 2.d4-d5! c6xd5 - auch 2...Le6-f7 3.Dd2-h6! Kh8-g8 4.Dh6xg7+! Kg8xg7 5.Se5-g4+ nebst 6.Sg4-h6# verliert ebenso eklatant wie 3...Lg7xh6 4.Se5-f7+ Kh8-g8 5.Sf7xh6# - 3.Se5xg6+! und Schwarz gab auf wegen der beiden tristen Alternativen 3...h7xg6 4.Dd2-h6+ und 3...Kg8-h8 4.Sg6xf8 usw.


Erstveröffentlichung am 15. Juli 1999

07. Mai 2010