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SCHACH-SPHINX/03014: Innere Logik oder äußerer Zwang? (SB)


Die innere Logik des Schachspiels verbietet es eigentlich, früh in der Eröffnungsphase auf einen Bauernraub zu spielen. Es wird hier das Gesetz der Entwicklung verletzt. Keine Seite kann es sich leisten, da Züge ja ohnehin das einzige Moment der allmählichen Kräftesteigerung darstellen. Mehrmals mit einer Figur zu ziehen, kann leicht dazu führen, in Positionen zu geraten, in denen die Figuren zerstreut und unzusammenhängend operieren. Dennoch gibt es in der Eröffnungstheorie nicht wenige Systeme, die genau diesem Unprinzip huldigen, beispielsweise die Bauernraubvariante der Sizilianischen Verteidigung. Die Frage, die sich auf Grund dieser Überlegungen stellt, ist folgende: Findet Weiß immer den bestmöglichen Zug? Wenn nicht, so mag der Nachziehende sukzessive seine Stellung konsolidieren mit der Aussicht, zuguterletzt seinen Materialvorteil zu verwerten. Die taktischen Chancen stehen freilich auf Seiten des Anziehenden. Es hängt letztlich von seinem Geschick oder Ungeschick ab, ob Schwarz davonkommt oder nicht. Im heutigen Rätsel der Sphinx traf Schwarz auf einen Kontrahenten, der die Prinzipien des Angriffs durchaus zur Anwendung brachte. Also, Wanderer, wie gewann Weiß in prinzipientreue Folgerichtigkeit?



SCHACH-SPHINX/03014: Innere Logik oder äußerer Zwang? (SB)

Jimenez - Letelier
USA 1966

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1...De6-e7 verhinderte das Matt, nicht aber den prachtvollen Zug 2.Te1xe5! Auf 2...De7xe5 wäre nun einfach 3.Td1-e1! gefolgt und 2...d6xe5 scheiterte an 3.Td1-d7. Schwarz mußte notgedrungen die weiße Dame nehmen und untergehen: 2...De7xa7 3.Te5xe8+ Kg8-f7 4.Td1-e1 - mit der verteufelten Mattdrohung 5.Te8-f8# - 4...g6-g5 5.Te8-f8+ Kf7-g6 6.Te1-e6+ Kg6-h5 7.Tf8-f5 La8xg2 - Verzweiflung - 8.Tf5xg5+ Kh5-h4 9.Tg5xg2 und Schwarz gab auf. Die Zahl der Drohungen gegen den schwarzen König war Legion.


Erstveröffentlichung am 28. August 1999

16. Juni 2010