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SCHACH-SPHINX/03290: Unter der Bewertungsguillotine (SB)


Ob der Spieltrieb des Menschen tatsächlich Pate gestanden hat bei der Erfindung des Schachspiel, kann natürlich niemand mit Gewißheit sagen. Spieltrieb an sich hört sich jedoch sehr nach einem modernen Erklärungsversuch an. Trieb verstanden als soziale Reglementierung, als Eingezäuntes und unfreier künstlerischer Ausdruck läßt indes nicht viel zu. Und Spiel ist immer nur die Betrachtungsweise eines Außenstehenden und polarisiert im Gegensatz den Ernst. Die Polarität ist allerdings wild konstruiert. Was dem Spieler durchaus sehr ernst sein kann, ist für den "ernsthaften" Menschen nur Zeitverschwendung. Und unter dieser Bewertungsguillotine leidet das Schach bis auf den heutigen Tag. Da mag die Anerkennung des Schachspiels als Sport wie ein Ausweg erscheinen, aber auch damit unterwirft man sich freilich dem freien Spiel der Kräfte von Gesellschaft und Zeitgeist. Es ist eine Kanalisierung von Potentialen, die der Mensch "geistig" nennt, aber die eben auf diesem Wege mit schicksalhafter Härte nie anders in Erscheinung treten denn als Bewertung und Verbrauch und Eingebundenheit in das gesellschaftliche Nutzungsrecht. Ob das Schach einst in grauer Vorzeit etwas anderes war, ob es Okkultes und Mythologisches verband, wird man auf der Achse von Spiel und Sport nie mehr aufdecken können. Leichter ist es da mit dem heutigen Rätsel der Sphinx. Schwarz am Zuge entdeckte zumindest ein charmantes Hinlenkungsopfer, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03290: Unter der Bewertungsguillotine (SB)

Velimirovic - Szabó
Amsterdam 1976

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
In der Eröffnung überrumpelt, im Angriff besiegt: 1.Te2xe6+! Kc6-c7 2.Te6-c6+ Kc7-b7 3.Tc6-b6+ und Schwarz gab auf, das Matt war nicht mehr zu verhindern.


Erstveröffentlichung am 22. November 1999

17. September 2010