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SCHACH-SPHINX/03344: Schöner Aberglaube und hübscher Irrtum (SB)


Angriffskünstler sind sehr selbstbewußte Naturen. Mit dem Schwert in der Hand preschen sie vor, und eine lange Tradition romantischer Kombinationssiege scheint ihnen recht zu geben: Ein Angriff wiegt mehr als die beste Verteidigung. Nun denn, ihr Glaube ist verzeihlich, auch wenn er bestätigt wird durch ungezählte Erfolge und entsprechende Erfahrungen. Denn es waren die Verteidigungskünstler, die den Nachweis erbrachten, daß Hartnäckigkeit und die Nutzung letzter Ressourcen ungestüme Angriffe und Mattambitionen durchaus in die Schranken verweisen können. Der Angreifer baut auf die Unachtsamkeit seines Kontrahenten, er hofft, daß Wildheit vor Vernunft siegt, daß der Stein, einmal ins Rollen gebracht, sein Ziel nicht verfehlen wird. Ein schöner Aberglaube, ein hübscher Irrtum wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der kombinationsgewaltige Schirow mit Weiß allerhand Material geopfert hatte, um sein Feuer aufrechtzuerhalten. Die Kälte der Verteidigung von Kamsky beraubte ihm nun der letzten Illusion, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03344: Schöner Aberglaube und hübscher Irrtum (SB)

Schirow - Kamsky
Moskau 1992

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Eine Partie mit umgekehrten Vorzeichen. Diesmal klebte der Meister der Kombination selbst an der Leimrute fest: 1.Tf2xf7! Th7xf7 2.Dh5xg6 De5- g7 3.Se4-d6+ Le7xd6 4.Lg2xc6+ Ke8-e7 5.Tf1xf7+ Dg7xf7 6.Dg6xh6! Ld6-e5 7.Dh6xg5+ Ke7-d6 8.Lc6xa8 Df7-c7 9.Dg5xe5+! und Schwarz gab auf, da er ansonsten nach 9...Kd6xe5 10.Le3-f4+ mit einer Figur und zwei Bauern weniger spielen müßte.


Erstveröffentlichung am 10. Dezember 1999

05. Oktober 2010