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SCHACH-SPHINX/04204: Armer Sekundant (SB)


Sekundant zu sein, erfordert nicht nur bedingungslosen Einsatz, man muß auch mit den Launen des jeweiligen Meisterspielers leben und zurechtkommen können, der um die WM-Krone kämpft oder den Titel verteidigt. So lassen sich manche die Entscheidung mehrmals durch den Kopf gehen. Der Lerneffekt ist gewaltig und immer hilfreich für die eigene Karriere. Nie wird sonst so intensiv am Schach gearbeitet, zuweilen nimmt der Eifer geradezu besessenhafte Züge an. Tag und Nacht hocken die Sekundanten über dem Brett und tüfteln neue Züge in umstrittenen Stellungen aus. Auf ihr Urteil muß sich ihr Chef später blind verlassen können. Die schlimmste Nervenprobe in der Geschichte der WM-Sekundanten hatte wohl Großmeister Schabalow, als er 1995 Gata Kamsky beim Kandidatenmatch gegen Salow assistierte. Schließlich quittierte er den Dienst, nachdem Gatas Vater Rustam, ein ehemaliger Boxer, ihn mit 'handfesten' Argumenten in die Flucht trieb, weil er der Meinung war, daß Schabalow seinem Sohn nicht die besten Züge mitteile. Schabalow erzählte später: "Es wurden zehn, manchmal vierzehn Stunden am Tag gearbeitet, trotzdem beschimpfte uns Rustam Kamsky als faule Bande. Wir waren total isoliert wie im Gefängnis." Man hat es leichter, wenn man nur für sich selbst die Verantwortung trägt wie Meister Sznapik im heutigen Rätsel der Sphinx. Mit den weißen Steinen beendete er die Partie auf sehr eindrückliche Weise, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04204: Armer Sekundant (SB)

Sznapik - Georgiew
Herkulesbad 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Unnötiges Lavieren ist im Fernschach nicht nur kostspielig, sondern gilt auch als unfein. Wer kann, beendet die Partie stilvoll: 1...Tf7xf4! 2.Tf1xf4 Db2-a1+ 3.Ld3-f1 Da1xf1+ 4.Tf4xf1 Tf8xf1+ 5.De3- g1 Tf1xg1+ 6.Kh1xg1 Le7-f6 7.Te5-a5 Lf6-d8 und die Kontrahenten einigten sich auf Remis, da Weiß, wenn er den Springer nicht verlieren wollte, die Züge 8.Ta5-e5 Ld8-f6 9.Te5-a5 Lf6-d8 wiederholen mußte.


Erstveröffentlichung am 14. September 2000

19. November 2011