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SCHACH-SPHINX/04417: Arznei gegen Gespensterseherei (SB)


In den beiden ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ging ein Gespenst in den Turnierhallen um. Die Rede war vom sogenannten Remistod. Doch wie kam es dazu? Tatsächlich hatte jene Zeit im Schachsinne nicht viel Neues hervorgebracht. Weil sich die Meister stillschweigend auf ein begrenztes Repertoire an Eröffnungen geeinigt hatten, endeten viele Partien mit langweiligen Remisabschlüssen. Im Ansatz einer Erklärung für diesen Mißstand wurden freilich Ursache und Wirkung vertauscht. Es war nicht so, daß die Meister nahezu vollkommenes Schach spielten, sondern sie gingen dem Streit einfach tunlichst aus dem Wege. Die 20er Jahre waren dann aus einem anderen Holz geschnitzt. Neue Ideen wendeten sich radikal gegen alteingesessene Strategiekonzepte. Die Welt hatte schließlich einen wüsten Krieg hinter sich. Nun lief alles, was Beine, Hand und Kopf in Kultur und Geistesleben hatte, emanzipatorischen Ziele zu. Auch im Schach vollzog sich dieser Schritt. Ein Biedermann könnte einwerfen, wer immer das Richtige macht, begeht keine Unschicklichkeiten. Ja eben, das war auch der trügerische Selbstgänger im frühen 20. Jahrhundert gewesen. Im heutigen Rätsel der Sphinx blieben Fehler nicht aus, einesteils, weil die Kontrahenten recht schnell Neuland betreten hatten, und zum anderen, weil eben nichts gesünder für eine Entwicklung ist, als Fehler zu machen, die neue Gedanken aufwerfen. Ein lehrreicher Mißgriff war zweifelsohne 1...a6xb5, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04417: Arznei gegen Gespensterseherei (SB)

Newerow - Karpeschow
St. Petersburg 1997

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Dem weißen Springer mußte also das Feld f3 verwehrt werden, drum zog Nona Gaprindaschwili 1...e6-e5! 2.Td4-d5 e5-e4 und drohte nun mit dem Damenausfall nach h2. Edith Keller-Herrmann war daher zu 3.g2-g3 gezwungen, eine Schwächung, die sich rächte. Nach 3...f7-f5 4.Te1-d1 Dc7-c3 5.Kf1-g2 Sc1-d3 hätte der weiße Springer ziehen müssen, durfte es dennoch nicht wegen 6...Tc2xf2+. In diesem Dilemma steckend, gab die Dresdnerin daher auf.


Erstveröffentlichung am 16. November 2000

20. Juni 2012