SCHACH-SPHINX/04589: Kasparows Rache (SB)

Nowgorod ist nicht nur eine der ältesten slawischen Siedlungen in Rußland, sondern auch Austragungsort vieler wichtiger Schachturniere. Für Garry Kasparow bedeutete die Stadt am Wolchow, nördlich vom Ilmensee, 1994 noch etwas anderes. Im Jahr zuvor hatte er gegen seinen Angstgegner Wladimir Kramnik zwei Partien verloren. Zwei Niederlagen in einem Jahr, und noch dazu gegen ein und denselben Gegner! Für Kasparow ein schwer zu verdauender Fauxpas, und so sann er begierig darauf, sich selbst und der Welt eindrücklich zu beweisen, wer König und wer nur der Kronprinz war. Kasparow spielte in der vierten Runde mit Weiß. Selbstredend, daß er mit 1.e2-e4 eröffnete. Selbstredend auch, daß Kramnik sizilianisch verteidigte. Die seinerzeit sehr populäre Tscheljabinsker Variante stand auf dem Prüfstand. Was dann folgte, konnte nur mit einer Parade der guten Züge verglichen werden. Eine Pointe, glanzvoller als die vorangegangene, jagte die andere, bis schließlich die Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx entstand. Kramnik hatte zuletzt 1...Se7-d5? gezogen und damit den Bogen weit überspannt. Kasparow durfte nun nicht der Versuchung erliegen und mit 2.Td6xb6 Sd5xf4 3.Se6xf4 Tg6xg4 Vereinfachungen zulassen. Also, Wanderer, mit welchem Zug überraschte er Kramnik und das Publikum in Nowgorod gleichermaßen?

Kasparow - Kramnik
Nowgorod 1994

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Lothar Schmid brauchte nicht lange, um die tiefe Wunde der schwarzen Stellung zu erkennen und mit 1.Td1-d7! auszunutzen. 1...Le8xd7 kam nun wegen 2.e6xd7 Dc8-d8 3.Dc6-e6+ Kg8-h8 4.Se4-c5 nicht in Frage. Daher versuchte Schwarz 1...Le7-f6, jedoch nur, um durch 2.e6-e7! Le8xd7 3.e7xf8D+ Kg8xf8 4.Dc6xc5+ Kf8-g8 5.Lb2xf6 g7xf6 6.Tf1xf4 zur Aufgabe gezwungen zu werden. Indes hätte Weiß auch nach 2...Tf8-f7 3.Td7-d8! oder 2...Lf6xe7 3.Td7xe7! Le8xc6 4.Te7xg7+ gewonnen.

Erstveröffentlichung am 12. Januar 2001

10. Dezember 2012

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