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SCHACH-SPHINX/04823: Des Menschen Unlusttage (SB)


Nicht jede Partie ist Feuer, nicht jeder Zug ein Ausdruck von Genialität, und es hieße von den Schachmeistern Unmenschliches verlangen, wenn sie zu jeder Zeit mit ihrem Herzblut stritten. Es gibt auch für sie Tage, wo sie am liebsten im Bett liegengeblieben wären, vielleicht ein Buch zur Hand genommen oder irgendeine Filmklamotte eingeschaltet hätten, kurzum, manchmal kommt auch den namhaftesten Meistern alles andere in den Sinn, nur nicht das Schachspielen. Wenn sie dann doch vor dem Brett erscheinen müssen, fehlt ihren Partien verständlicherweise der Esprit. Einfallslos, fast langweilig wirkt dann ihr Spiel. Aus dem Geist solcher Jammertage ist wohl auch das Salonremis entstanden. Die Meister hatten, um es leger zu sagen, einfach keine Meinung aufs Schach! Treffen zwei solcher lustlosen Gemüter zusammen, wird einfachstes Repertoire heruntergespielt und nach fünfzehn, sechzehn Zügen, je nachdem, was gerade noch schicklich ist für eine Turnierpartie, Remis gegeben. Viel Freude wird man beim Nachspielen solcher Karteileichen nicht haben. Wie gut, daß im heutigen Rätsel der Sphinx Großmeister Hort und sein Kontrahent Schauwecker einen kampfmotivierten Tag hatten, mit Funkenschlagen und Blitzgeflacker. Ein Blick auf die Stellung spricht Bände. Der große Knall steht unmittelbar bevor. Hort, mit den weißen Steinen spielend, mußte sich gegen 1...f7-f5 etwas einfallen lassen. Kannst du den Donnerschlag erraten, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/04823: Des Menschen Unlusttage (SB)

Hort - Schauwecker
Schweiz 1987

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Wer allzu leichtsinnig auf die Theorie schwört, dem bleibt zuweilen der Kummer nicht erspart, wie unserem Schachfreund Fischer, der nach 1...Ta8-c8?? 2.Le3-b6! erkennen mußte, daß auch ein Großmeister wie Pachman seine Empfehlungen zuweilen aus dem Handgelenk schüttelt. Fischer gab die Partie auf, ohne einen einzigen eigenen Zug ausgeführt zu haben. Damenverlust oder Matt auf d7 waren zuletzt seine Alternativen. Da gab er lieber gleich auf.


Erstveröffentlichung am 29. März 2001

01. August 2013





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