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SCHACH-SPHINX/05009: Umtriebiger Gedanke (SB)


Viele Schachmeister sind umtriebige Geister, wenn sie eine Partie Schach spielen. Nichts scheint sie dann auf ihren Stuhl halten zu können. Kaum machen sie ihren Zug, erheben sie sich auch schon, eilen durch die Halle und schwatzen, wie ihnen die Zunge gewachsen ist. Kein Wunder, denn die Flüchtigkeit der Gedanken läßt sich nicht immer mit dem Sitzfleisch bewältigen. Näher liegt es da, wenn man die Beine denken läßt, um es einmal poetisch zu sagen. Einer der krassesten Meister, die mit ihren Gedanken hausieren gingen, war der Ungar Rudolf Charousek. Nun geschah es in einer Partie gegen den polnischen Meister Simon Winawer, als sich Charousek gerade wieder auf den Weg machen wollte, daß ihn sein Kontrahent, irritiert durch dessen sich wiederholendes Gebaren, anknurrte: "Können Sie nicht stillsitzen, statt wie ein Irrwisch herumzulaufen?" Charousek, nun seinerseits pikiert durch diese harschen Worte, erwiderte darauf, sich zur Höflichkeit durchringend: "Steht nicht in den Regeln, daß ich herumlaufen darf". Darauf Winawer wieder: "Ich weiß. Aber ich möchte gerne sehen, gegen wen ich spiele!" Der Konflikt zwischen dem Seßhaften und ewig Wandernden ist mit einem Statut eben nicht aus der Welt zu schaffen. Es gibt Menschen, die sich durch Bewegung konzentrieren, und dann wieder solche, die sch mit Sitzen ein Höchtmaß an Beständigkeit in den Gedanken sichern. Der Altmeister Reshevsky gehörte jedenfalls eher zum seßhaften Menschenschlag, und was er im Sitzen alles an genialen Gedankengängen zuwegebrachte, davon zeugt seine Partie gegen Solmundarsson im heutigen Rätsel der Sphinx. Wie gewann Reshevsky mit den weißen Steinen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05009: Umtriebiger Gedanke (SB)

Reshevsky - Solmundarsson
Reykjavik 1984

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Schon als junger Schachenthusiast fand der englische Schachmatador James Henry Blackburne witzige Mattpointen: 1...Df2-g1+! 2.Te1xg1 Sh3- f2+ 3.Kh1-g2 Lc8-h3#


Erstveröffentlichung am 30. Mai 2001

03. Februar 2014





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