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SCHACH-SPHINX/05307: Wider dem Glück (SB)


"Denen, welche den Verstand, weit mehr als das Glücke lieben, wird dies Edle Königs-Spiel, mit Vergnügen, zugeschrieben." Dies alte Wort der Schachkunst drückt alles aus, woran Schachspieler bis auf den heutigen Tag glauben, was ihre innere und äußere Verfassung ausmacht, ja im Grunde sogar das ganze Selbstverständnis ihrer Zunft benennt! Wider dem Glück ist ihr Streit gerichtet, denn nichts brannte tiefere Wunden in den Geist der Aufklärung, als sich vorstellen zu müssen, daß Menschen statt der angeborenen Fähigkeit, sich denkend zu artikulieren und mit begrifflicher Verläßlichkeit das eigene Geschick in die Hände zu nehmen, immer wieder wie in abergläubischer Blindheit Schicksalsmächte auf sich herabbeschworen. Im Schachspiel nun sollte diese Furcht vor der eigenen Verantwortung zu einem unwiderruflichen Entschluß geschmiedet werden. Kein Kind wird schließlich mit einer Glückshaube geboren. Warum also sich in späteren Jahren die Narrenkappe des Zufalls aufsetzen? Apropos Narrenkappe, der russische Meister Eduard Gufeld vertraute im heutigen Rätsel der Sphinx mit den weißen Steinen gegen Kähmann auf das stumpfsinnige Glück, das ihm der weiße Freibauer auf d7 bescheren sollte, aber ganz allmählich gefror ihm das glückselige Lächeln auf den Wangen, als er den nächsten Zug seines Kontrahenten erkannte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05307: Wider dem Glück (SB)

Gufeld - Kähmann
Dortmund 1993

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Schief hing das Lächeln auch von der Lippe des Meisters Terenenbaum herab, als sein Kontrahent Pietrowski mit dem treffsicheren Damenopfer 1.Dd8-h8+!! ein Matt in vier Zügen ankündigte: 1...Kg7xh8 2.g6-g7+ Kh8- g8 3.Le4-h7+ Kg8xh7 4.g7-g8D#


Erstveröffentlichung am 27. Dezember 2001

28. November 2014





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