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SCHACH-SPHINX/05324: Lilienthals Juwel (SB)


Viel Feind viel Ehr; wenn es nach dieser martialischen Weisheit ginge, hätte sich das Schachspiel unter den Werken aus Menschenhand, die verspottet, verschmäht und verfolgt wurden, sicherlich einen Ehrenplatz verdient. Als ein Geistes Kind aus dem Maurenland stieß das Schachspiel zunächst einmal auf eine massive Ablehnung in Europa. Dieser Widerstand konnte zwar je und je niedergerungen werden, aber dennoch kam es immer wieder zu gelegentlichen Verketzerungen, wie zum Beispiel von jenem trübsinnigen Theologen, der nach Luthers Vorbild seine "95 Sätze gegen das Schachspiel" an ein Leipziger Hauptportal anschlug mit dem Ziel, "der zum Schachspiel verführten Menschheit, vernehmlich allen Schachklubs in Deutschland, ganz besonders der Schachgesellschaft zu Leipzig gewidmet" die Augen zu öffnen vor den Gefahren, die in diesem Spiele lauerten. Dieser verwirrte Geistliche war ganz zweifelsfrei nicht der erste und auch nicht der hartnäckigste Verächter des Schachspiels. Die Liste seiner Vorbilder ging bis zum frühen Kontakt zwischen dem Morgen- und dem Abendland zurück. So nannte beispielsweise König Jacob I. von England das Schachspiel eine "philosophische Narretei" und im väterlichen Vermächtnis an seinen Sohn Heinrich stand ausdrücklich die Mahnung eingeschrieben, die Finger vom Schachspiel zu lassen, weil es den ohnehin vom Tageswerk erschöpften Geist "anstrenge". Wie schöpferisch, belebend, quell- erfrischend, ja erneuernd die Wurzelkräfte des Geistes im Menschen durch das Schachspiel angeregt werden können, bewies der ungarisch- russische Großmeister Andor Lilienthal in seiner Partie gegen den Kubaner José R. Capablanca. Es war dies Lilienthals Juwel. Also, Wanderer, im heutigen Rätsel der Sphinx steckt die ganze Reinheit der schachlichen Edelsteine. Glaubst du, daß Lilienthal ein Tempo verschenken mußte, um seine angegriffene weiße Dame zu retten oder abzutauschen?



SCHACH-SPHINX/05324: Lilienthals Juwel (SB)

Lilienthal - Capablanca
Hastings 1934

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der schwarze König hatte sich allzu arg in den Fäden des Mattnetzes verstrickt, und so konnte Meister Kavalek bereits mit dem Springeropfer 1.Sg6-f8! die Abschlußjagd eröffnen. Meister Andersson zog noch 1...Kg7xf8 2.Th6-h8+ Kf8-e7 3.Dc2-e2+ Lf7-e6 4.Th8-h7+, und sah dann die Unsinnigkeit weiterer Züge ein.


Erstveröffentlichung am 11. Januar 2002

15. Dezember 2014





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