Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05493: Hübnerisch-spitzbüberisch (SB)


Man muß kein Altphilologe sein, um so gut Schach spielen zu können wie der deutsche Großmeister Robert Hübner, aber die Gründlichkeit, die das Studium alter Sprachen zur Voraussetzung macht, ist mit Sicherheit ein hilfreiches Vehikel zum Begreifen schachlicher Nuancen und Feinheiten. Besonders treffend wußte sein Schachkamerad Wolfgang Unzicker diesen Umstand hervorzuheben: "Hübners Partien sind zwar nicht so reich an kombinatorischen Wendungen wie die Kasparows und bestechen auch nicht in dem Maße durch elegante Technik wie die des Weltmeisters. [gemeint ist Anatoli Karpow - die Red.] In der Tiefe der Durchdringung der Probleme der Stellung hat der deutsche Großmeister aber schwerlich seinesgleichen. Er versteht es immer wieder, Spannungen hervorzurufen, die seinen Gegnern schwere Aufgaben stellen, denen sie meistens nicht gewachsen sind. Ich hatte zum ersten Mal Gelegenheit, Hübners Spiel zu beobachten, anläßlich der deutschen Mannschaftsmeisterschaft in Minden 1961. Hübner war damals 13 Jahre alt, und ich bezweifelte schon damals nicht, daß ich von diesem Jungen noch einmal viel hören würde." Was dann ja auch mit Blitz und Donner eintraf. Im heutigen Rätsel der Sphinx bezwang Hübner beim Interzonenturnier 1979 in Rio de Janeiro seinen russischen Kontrahenten Juri Balaschow so überzeugend, daß der englische Meister Golombek später dazu anerkennend schrieb: "Betrachtet man die eindrucksvolle Partie mit Balaschow, so erinnert einerseits seine wissenschaftliche Kontrolle der weißen Felder stark an die klassischen Methoden Dr. Tarraschs, andererseits kommen in ihr einige Züge vor, die echt hübnerisch sind und die den geschätzten Doktor in Entsetzen gestürzt hätten." Mit seinem letzten Zug 1...Tf8-d8? verdarb Balaschow seine ohnehin schwer erschütterte Stellung völlig. Wie setzte Hübner den Schlußpunkt, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05493: Hübnerisch-spitzbüberisch (SB)

Hübner - Balaschow
Rio de Janeiro 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schade drum, mit ein wenig strengerer Gedankenanalyse hätte Meister Huss vielleicht noch die tadellose Siegeskombination 1.Df2-f4!! Sg6xf4 2.Th5xh6+ Dg7xh6 3.Tg3-g8# gefunden.


Erstveröffentlichung am 23. Juni 2002

02. Juni 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang