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SCHACH-SPHINX/05570: Bettler oder Armenhäusler? (SB)


Für den ehemaligen Weltmeister Dr. Emnauel Lasker stand es außer Frage, daß die Schachmeister dafür, daß die Welt ihre Früchte, also Partien, genoß, eine kleine Entschädigung verdient hätten. Das Prinzip eines Nutzens für alle war bei ihm besonders ausgeprägt. Jeder Schachmeister, so Lasker, "ist ein Geschenk für die Schachwelt", und so schien es ihm selbstverständlich, daß man dies Geschenk erwiderte. Die Mühen und Entbehrungen, die Schachspieler auf sich nehmen, müßten seiner Meinung nach einen finanziellen Härteausgleich erfahren, geregelt durch eine Institution, die sich im speziellen um die Beschaffung von Preisgeldern und das Ausrichten von Turnieren zu kümmern habe. Die Sorgen um seinen Lebensabend waren durchaus begründet. Arm wie Kirchenmäuse lebten die Schachmeister. Bitter war auch das Los ihres Lebens, wenn sie sich vom aktiven Schach zurückzogen. Der Gedanke einer Rente war von Lasker zwar nicht ausformuliert worden, gedacht hatte er jedoch mit Sicherheit daran: "Darum habe der Schachspieler ein Anrecht auf die Glücksgüter des Lebens, und darum sei die Welt verpflichtet, sie dem Schachspieler zu gewähren, sofern sie Anspruch auf die Kunst des Schachspielers erhebt: Ich will nicht sterben wie Steinitz als ein Bettler oder im Armenhaus." Vergebens hatte er versucht, ein Patent auf seine Turnierpartien zu erhalten. Wer auf einem Turnier keinen preisgeldwürdigen Rang belegte, hatte Zeit und Mühen umsonst eingesetzt und obendrein noch Kosten durch Kost, Reise und Logis gehabt. Wie schwer es Schachspieler hatten, zeigt der Hungerstod des österreichischen Meisters Carl Schlechter, und auch der im Literarischen umtriebige Dr. Savielly Tartakower mußte die letzten Jahre seines Lebens als Kaffeehausattraktion zubringen, um wenigstens nicht mit leerem Magen ins Bett zu gehen: "Vom Schachspielen kann man nicht leben, sehr wohl aber sterben." Der Kubaner José Capablanca gehörte zu den Ausnahmeerscheinungen unter den Schachspielern. Aus vermögendem Elternhaus stammend und gesegnet durch die Zuwendungen aus dem diplomatischen Corps, mußte er sich in St. Petersburg um sein Portemonnaie keine Sorgen machen, ob er nun gewann oder nicht, zu hungern brauchte er nicht. Im heutigen Rätsel der Sphinx schlug er seinen englischen Kontrahenten Blackburne mit einer Kombination, die wesentlich dazu beitrug, seinen Ruf als unbestechlicher Schachspieler zu begründen. Also, Wanderer, wie siegte er in der Diagrammstellung mit den weißen Steinen?



SCHACH-SPHINX/05570: Bettler oder Armenhäusler? (SB)

Capablanca - Blackburne
St. Petersburg 1914

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bronstein hatte sich Zug um Zug an die schwarze Majestät herangeprischt, nun konnte er offen angreifen. Das Attentat begann mit 1.Tf1xf8+! Der König mußte flüchten 1...Kd8-c7, weil sich 1...Th8xf8 schlicht wegen 2.De2-e7+ verbot. Danach war Bronstein, "Taktiker von Geburt an", in seinem Element und setzte mit 2.Lb5xc6! b7xc6 3.Sc3- b5+! c6xb5 4.De2xb5 Ta8-e8 5.Te1-e7+! Te8xe7 6.Db5-c6# galant Matt.


Erstveröffentlichung am 07. September 2002

18. August 2015


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