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SCHACH-SPHINX/05681: Wiener Schmäh gegen Vegetarier (SB)


Der deutsche Schachspieler Wilhelm Cohn aus Berlin war zwischen 1897 und 1907 ein häufiger Teilnehmer an Meisterturnieren. Mit dem Schach verdiente er sich seinen Lebensunterhalt, so gut es eben ging. Sonderlich erfolgreich war er zwar nicht, aber immerhin belegte er in Köln 1898 gemeinsam mit Charousek und Tschigorin, hinter Burn, aber noch vor namhaften Meistern wie Steinitz und Spielmann, den zweiten Platz. Als Preuße waren ihm die Wiener Meister nicht gerade wohlgesonnen, und wo sie konnten, ließen sie es am Wiener Schmäh nicht missen. Darüber hinaus war Cohn ein überzeugter Pflanzenesser, Vegetarier nennt man sie heute, doch seinerzeit vor und nach der Jahrhundertwende, waren sie bloß ein Gespött für die Lachmuskeln der Wiener Arroganz. Als Cohn einmal eine Partie beachtenswert gewann, schrieb die Wiener Schachzeitung dazu: "In der Tat muß eingestanden werden, daß er aus Erdäpfeln und Gras ebenso schöne Ideen herauszudestilieren vermag wie andere aus dem besten Lendenbraten." Geschmacklosigkeiten waren immer schon die Würze in der Wiener Alltagssprache gewesen. Auch heute noch gibt es unter den Schachmeistern überzeugte Vegetarier. In unserer fleischlosen Zeit ein gern gesehener Trend. Der indische Großmeister Viswananthan Anand beispielsweise und der Brite Speelman rühren keinen Bissen Fleisch an. Nun traf es sich, daß beide Vegetarier auf der Olympiade in Novi Sad 1991 aufeinanderstießen. Anand mit Schwarz befolgte die Gebote der Vegetarierlehre und vergriff sich nicht an der Pferdewurst auf c3. Statt dessen fand er im heutigen Rätsel der Sphinx den Weg ins Remis. Also, Wanderer, welchen Strohhalm fand Anand in bedrückter Lage?



SCHACH-SPHINX/05681: Wiener Schmäh gegen Vegetarier (SB)

Speelman - Anand
Novi Sad 1991

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Gata Kamski fand die Achillesferse in der weißen Stellung und nach 1...Ld4xf2+! 2.Kg1xf2 De5-b2+ 3.Te1-e2 - 3.Kf2-f1 f4-f3 mit siegreichem Mattüberfall - 3...e4-e3+ 4.Kf2-f3 Db2-c1 war gegen die Mattdrohung nichts Rechtes zu erfinden.


Erstveröffentlichung am 25. Dezember 2002

11. Dezember 2015


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