Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05693: Fallen- und Beinstellerei (SB)


Wer Fallen stellt, sollte zweierlei beachten. Erstens, daß er sich damit kein Trojanisches Pferd in seine Stellung hereinholt, und zweitens, und dieser Punkt gehört unterstrichen, daß er damit nicht die Ehre seines Gegenspielers herabwürdigt. Das ist kein Scherz, auch wenn man schmunzeln möchte. Ab einem gewissen Grad an Meisterschaft kann man ruhigen Gewissens davon ausgehen, daß simple Fallen- und Beinstellerei ins Leere stößt. So war der polnisch-französische Meister David Janowski nach einer Partie fürchterlich erzürnt darüber, daß sein Kontrahent Milan Vidmar für ihn eine Falle aufgebaut hatte: "Der große Meister muß mit seiner Kraft, mit seinem unwiderstehlichen Vordringen siegen, nicht mit verachtungswürdigen Fallen." Sein Zorn war jedoch unberechtigt, denn er fiel Milans Falle tatsächlich zum Opfer. Die Trennscheide zwischen einer echten, also gut versteckten Falle und einer plumpen Verlockung ist ohnehin schwer zu ziehen. So hatte sich Rudolf Spielmann in seinem Buch "Richtig opfern!" darum bemüht, den Unterschied hervorzuheben. Auch er hatte die Fallenstellerei verurteilt, jedoch eingeräumt, daß mitunter taktische Pläne durchaus mit Fallen verstärkt werden können. Zuletzt hängt es natürlich immer davon ab, daß der Gegenspieler auch in die Falle geht. Besser machte es im heutigen Rätsel der Sphinx Meister Chrz. Nachdem er seinen Gegner Kourek mit den schwarzen Steinen strategisch überspielt hatte, beendete er die Partie mit einem kombinatorischen Keulenschlag. Viel Spaß, Wanderer, nur selten bekommt man eine solch hübsche Kombination zu sehen.



SCHACH-SPHINX/05693: Fallen- und Beinstellerei (SB)

Kourek - Chrz
Pardubice 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der schwarze Angriff sah gewaltig aus, gewaltiger war jedoch die Schwäche der schwarzen Grundreihe, und so konnte Heinrich Wolf den Opferkönig Rudolf Spielmann mit seinen eigenen Waffen schlagen: 1.h2- h3! Dg4xh3 2.Df2xf3!! Spielmann gab auf, denn nach 2...Tf8xf3 wäre er mattgegangen: 3.Tc5-c8+ Ld7xc8 4.Te5-e8+ Tf3-f8 5.Te8xf8#


Erstveröffentlichung am 06. Januar 2003

23. Dezember 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang