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SCHACH-SPHINX/05786: Mysterium oder Paradoxon? (SB)


Schwermutvoll kommt sie uns an, die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Zeit und Ewigkeit. Ein Paradoxon für die weltlichen Geister, ein Mysterium für die jenseitigen, und doch, wo anders als im Bewußtsein, das verzehrend nach der Harmonie strebt, wird diese Kluft zum tiefen Riß. Wir nennen es dann Vergänglichkeit und erfinden zur Beruhigung der aufgepeitschten Nerven, dieser rasenden Autobahnen mit ihrer blockierten Überholspur, den ewigen Aufschub göttlicher Gnade. Leben, das sich fortpflanzt von einem Gedanken zum anderen, von einem Scheitern zum nächsten, sich wiederholend und erschöpfend und stets von neuem das Rad der Vergeblichkeiten weiterrollend. Wohin soll er uns nur führen, der Fortschritt, der mal optimistisch, mal defätistisch verklausuliert wird? Ist nicht die Frage vernünftiger zu stellen, nämlich: Von was soll er uns wegführen? Statt dessen wird der aparte Fortschrittsgeist auf unsere brennenden Zweifel wie ein Regenguß herabbeschworen. Ist Zeit zuletzt vielleicht nichts anderes als ein Verlassen von Urvertrautem. Von religiösen Dingen wird hier nicht gesprochen. Die Frage lautet doch: Kann Fortschritt den Verlust des Zurückgelassenen aufwiegen? Im heutigen Rätsel der Sphinx wählte Meister Damjanovic nach reiflicher Überlegung die zum Remis führende Abwicklung 1.Db3-e6 Df8-e7 2.De6-g4+ Kg8-f8 3.Dg4-c8+ De7-e8 und ließ damit etwas zurück, das wertvoller war als der Fortschritt im Kreise des Dauerschachs. Kannst du es erkennen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05786: Mysterium oder Paradoxon? (SB)

Damjanovic - Lutikow
Sarajevo 1969

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Dame ging dem Schwerenöter Waganjan so recht auf den Leim. Nach 1.a2-a3! Db4-b3 hieß die Gewinnfortsetzung 2.g3-g4!, dies, um den schwarzen Rappen von der Kontrolle des Feldes d4 fortzuscheuchen, und so folgte nach 2...Sf5-e7 3.Sf3-d4 Se7-g6 schlicht und siegreich 4.Kg2-g3! mit Damenfang.


Erstveröffentlichung am 09. April 2003

25. März 2016


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