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SCHACH-SPHINX/05989: Trauriger Ernst und trübes Unterfangen (SB)


Mannschaftsweltmeisterschaften oder Schacholympiaden, wie sie mit Blick auf ein griechisch-antikes Erbe gerne genannt werden, waren für Deutschland insbesondere in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stets so etwas wie ein Hinterherhecheln. Die osteuropäische Konkurrenz beherrschte unschlagbar das Feld, während die deutschen Meister froh sein konnten, wenn sie sich ins Mittelfeld plazierten und gegen "Bananenrepubliken" nicht in den sauren Apfel beißen mußten. In Argentinien 1978 kam endlich Land in Sicht. Deutschland ergatterte zwar keinen Platz unter den Spitzenteams, konnte jedoch ein gewichtiges Wort mitreden. Doch zwei Jahre später im Mediterraneen-Kongreßzentrum in La Valetta auf Malta sah es wieder düster aus für das deutsche Corps. Kein Wunder, schließlich waren die unabkömmlichen Galionsfiguren Robert Hübner, Wolfgang Unzicker und Lothar Schmid, der übrigens als Hauptschiedsrichter fungierte und daher verhindert war, grad anderweitig beschäftigt und überließen die Mammutaufgabe, Deutschland unter den insgesamt 82 Herrenmannschaften würdig zu vertreten, der zweiten Garde. Wäre Hans-Joachim Hecht aus Solingen nicht gewesen, der deutsche Säbel hätte überhaupt keine Hiebkraft besessen. Malta war trauriger Ernst und trübsinniges Unterfangen. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll dennoch eines Maltaer Falken gedacht werden, nämlich Manfred Hermann, der aus Oldenburg zur Fahne eilte und sich recht rühmlich auf dem olympischen Schlachtfeld hielt. Besonders in seiner Partie gegen den finnischen Meister Ristoja zeigte er Schlagkraft und kombinatorischen Witz. Also, Wanderer, der finnische Meister hatte zuletzt 1...Ld6-f8 gespielt und hoffte, das Spiel vereinfachen zu können.



SCHACH-SPHINX/05989: Trauriger Ernst und trübes Unterfangen (SB)

Hermann - Ristoja
Malta 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
In der Tat hatte sich in die Gedanken von Meister Stoltz ein böser Geist eingeschlichen. Nachdem er zu 1.Tg1-e1 gegriffen hatte, erkannte er zu spät, daß sein ganzer Plan auf Sand gebaut war: 1...f3-f2! 2.Te1xe5 Kg7-g8! - nun drohte wieder Da8xh1+, weil das Abzugsschach Te5-e1+ fehlte - 3.Th1-f1 Da8-g2 4.Dc3-d3 La6xc4! 5.Dd3xc4 Tf5xe5 6.Dc4-d3 Dg2xf1+! und Weiß gab auf, denn er hatte nur mit 6...Te5-e1+ 7.Kb1-c2 mit weißer Gewinnstellung gerechnet. Der letzte schwarze Zug hatte ihn jedoch aller Hoffnungen beraubt.


Erstveröffentlichung am 25. Oktober 2003

15. Oktober 2016


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