Mancher findet erst spät den Weg zum Schachspiel. Der Beruf steht meistens im Wege und läßt nur wenig Zeit für das geistige Hobby. So war es auch dem Prager Meister Ervin Rosenblatt ergangen. 29 Jahre zählte er, als er 1935 in Teplitz-Schönau auf internationalem Turnierboden als Sportreporter über die Erfolge der Prominenz berichtete. Wie viele andere mußte er vor dem Zweiten Weltkrieg von der Bildfläche verschwinden, um nicht in den Teufelskreis der Verfolgung und Gestapo-Hatz zu geraten. Nach Ende des Krieges schuf er ein kleines Einkaufsmekka auf dem Wenzel-Platz in Prag, wo er die Schachfreunde aus dem Ostblock mit Raritäten und allgemeinem Schachbedarf versorgte. Doch auch für den Westen leistete er Vorbildliches. So verdanken wir ihm die ins Deutsche übersetzten Werke des Großmeisters Ludek Pachman. Im Seniorenalter griff er selbst zu den Figuren, bereiste die Altherrenturniere in ganz Europa und kassierte einen Turnierpreis nach dem anderen. Seine Verdienste würdigend ist das heutige Rätsel der Sphinx einer seiner Gewinnpartien aus dem Seniorenturnier in Baden-Baden 1981 entnommen, in der Rosenblatt als Kavalier der sizilianischen Dame den Hof machte, doch als Herzensbrecher ging. Also, Wanderer, der Rosenkavalier gewann mit Weiß einen Bauern und dann die gesamte Partie!
Rosenblatt - Türke
Baden-Baden 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der schwarze Freibauer auf b3 machte das Rennen, doch zunächst mußte
die Ex-Weltmeisterin Gaprindaschwilli mit 1...Sf6xe4! 2.f3xe4 Tc3xe3!
den Königsläufer aktivieren. Und da sich nun nach 3.Te1xe3 Ld7xd4 die
Bauernumwandlung nicht mehr verhindern ließ, gab ihre Kontrahentin
Gresser sogleich auf.
Erstveröffentlichung am 13. November 2003
04. November 2016
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