SCHACH-SPHINX/06030: Zeit innovativer Aufbrüche (SB)

Die Welt war zu Beginn des 19. Jahrhunderts politisch und wirtschaftlich noch nicht so festgesetzt und in der Hand großer Verbände und Organisationen gebunden. Kleine Aktionen konnten seinerzeit bewegender auf die Öffentlichkeit einwirken als heutzutage, wo Initiativen früh auf das Bollwerk der Bürokratie stoßen, von dieser gedämpft oder aufgehalten werden. Auch der sportliche Wettkampf war weitaus jungfräulicher und kannte nicht die Verbissenheit nationalen Prestigegewinns. Unter milden Vorzeichen trafen sich um 1834 daher der Franzose Louis Charles de Labourdonnais und der Ire Alexander MacDonnell im Westminster Schachklub in London. In dieser Atmosphäre mehr am Austausch als am Wettkampf interessierten Kontaktes spielten die beiden Vorkämpfer des späteren Turniergedankens 88 Partien, von denen der Franzosen 44 für sich entschied, 30 verlor und 14mal ins Remis einwilligte. Bemerkenswert war auch, daß damals Abspiele von Eröffnungen aus der Taufe gehoben wurden, die sich bis in unsere Tage erhielten. Der bahnbrechende Erfolg dieses Treffens, das mit einigen Unterbrechungen ein halbes Jahr dauerte, führte schließlich dazu, daß 17 Jahre später ganz Europa nach London eilte zum ersten internationalen Turnier der Schachgeschichte. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll jedoch ein anderer in jener Zeit Aufsehen erregender Meister zu Wort kommen, der einen angriffsfreudigen Stil bevorzugte und lange vor dem Amerikaner Paul Morphy Partien mit brillanten Kombinationen spielte, nämlich Samuel Boden. Opfer seines scharfen Ritts wurde der mit Weiß spielende MacDonnell. Also, Wanderer, du siehst, die Zeit vor Morphy war nicht minder tüchtig im Ersinnen neuer innovativer Wege des Denkens und Gestaltens.

MacDonnell - Boden

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein bekanntes Entfesselungsopfer, das aber immer wieder von neuem entzückt: 1.Sf3xe5! Lg4xd1 2.Lf1-b5+ c7-c6 3.d5xc6 Dd8-b6 4.c6xb7+ Db6xb5 5.b7xa8D+

Erstveröffentlichung am 04. Dezember 2003

25. November 2016

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