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SCHACH-SPHINX/06172: Sich selbst in die Falle gelockt (SB)


Vom Narrenmatt weiß man, wie man den eigenen König in zwei Zügen opfern kann. Daß freilich auch große Meister in ähnlich dumme Fallen tapsen können, wer hörte je davon? In Smolensk war's, wo der russische Schachmeister Konstantin Wygotschikow gegen junge Knirpse der Kunst eine Simultanvorstellung gab. Und weil seine Gegnerschaft recht unerfahren und ohne kombinatorischen Witz war, so glaubte er, weise zu handeln, wenn er ihnen den f7-Bauern schenkte. Die Sache hatte allerdings einen Pferdefuß, denn als einer der Eleven 1.e2-e4 spielte, erwiderte Wygotschikow mit selbstverständlicher Miene 1...e7-e5. Als er wieder ans Schachbrett kam, erkannte er mit Schrecken, welchen Bärendienst er sich selbst erwiesen hatte mit der Vorgabe des Bauern. Sein junger Kontrahent ließ sich die Gelegenheit nämlich nicht nehmen, mit 2.Dd1-h5+ die kürzeste Wettkampfpartie der Schachgeschichte zu spielen. Wygotschikow gab betreten auf, nahm den Knirps dann allerdings unter seine Fittiche und machte einen Meister aus ihm. Der Kleine hieß Michail Judowitsch. Aber auch dieser sollte später Lehrgeld zahlen wie im heutigen Rätsel gegen Meister Polugajwesky. Der weiße Angriff sieht gefährlich aus, doch so leicht wie seinerzeit in Smolensk ging es diesmal nicht, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/06172: Sich selbst in die Falle gelockt (SB)

Judowitsch - Polugajewsky
UdSSR 1961

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der kleine Kono erspähte die Gunst der Schachposition und lenkte zunächst die schwarze Dame auf ein totes Feld mit 1.h2-h3 Dg4-c4 2.Td2- d4 Dc4xc3, ehe er sich an die schwarze Majestät heranmachte: 3.Te1xe6+! d7xe6 4.Dd6-d8+ Ke8-f7 5.Td4-f4+ Kf7-g6 6.Dd8-g8+ Kg6-h5 7.Tf4-h4+ Kh5xh4 8.Dg8-g4#


Erstveröffentlichung am 23. April 2004

16. April 2017


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