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SCHACH-SPHINX/06225: Teufel oder Tröster? (SB)


Schon deshalb läßt sich der Schachspieler auf das Einfangen des Glücks nicht ein, weil dieser Begriff weder mit einem Zug auszudrücken ist, noch in einer Kombination leibhaftig in Erscheinung tritt. Auch positioneller Vorteil läßt sich damit nicht dauerhaft konservieren, geschweige denn in einen Sieg transformieren. Es eignet sich, beschaut man das Problem von allen Seiten, bestenfalls dazu, die Spanne zwischen Unsicherheit und Gewißheit zu überbrücken. Als goldene Hoffnung oder Händeringen mag es seinen Zweck erfüllen, nicht jedoch als denkbare Möglichkeit. Und etwas Geringeres als ebendiese Denkmöglichkeit verachtet der Schachspieler von ganzem Herzen. Da besinnt er sich lieber auf die Worte von Johann Heinrich Pestalozzi, der da einst sagte: "Glück, das vor der Not kommt, ist ein verführerischer Teufel. Glück, das nach der Not kommt, ist ein tröstender Engel." Nun will der Schachspieler freilich weder mit Engeln noch Teufeln ein Abkommen schließen, und gerät er dennoch in Not, so, nicht weil ihm das Glück verließ, sondern aus einem Selbstverschulden heraus. Man lernt: Ein Schachspieler ist selbst in der Not noch Herr seiner Fehler! Solches sagte sich im heutigen Rätsel der Sphinx auch Meister Milicevic, nachdem er zuletzt 1...Lg7-h6? gespielt hatte. Ein Fehler ist eben eine runde Sache, da gibt es keine Kanten und Ecken, an denen sich ein Glück anheften könnte. Also, Wanderer, wie ging es weiter zu auf dem Schachbrett der 'Glücklosigkeit'?



SCHACH-SPHINX/06225: Teufel oder Tröster? (SB)

Ljubojevic - Milicevic
Jugoslawien 1974

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schamkowitsch hatte etwas ungleich besseres im Sinn, als milchmädchenhaft seinen Damenflügelbauern zu schützen. Sein Trumpf lag auf der anderen Seite. Also zog er 1...Kh6-g5! 2.Ta1xa6 Kg5-f4 3.Ta6- e6 Td8-d7 4.Sc4-b6 Td7-d6! 5.Te6xd6 Le7xd6 6.Sb6-d5+ Kf4xf3 und nahm nach 7.Sd5xf6 die weiße Kapitulationserklärung entgegen. Gegen zwei Freibauern mit der Unterstützung eines vorgeschobenen Königs war Weiß machtlos.


Erstveröffentlichung am 14. Juni 2004

8. Juni 2017


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