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SCHACH-SPHINX/06316: Erbe einer totalitären Zeit (SB)


Deutschland und Österreich waren, ehe der Fieberbrand des Nationalsozialismus seinen Pesthauch über Europa warf, Stätten regen Schachlebens gewesen. Ausgehend vom frühen 19. Jahrhundert hatte sich im deutschsprachigen Raum, auch die Schweiz muß man hier im selben Atemzuge nennen, das Schach einen Mutterboden geschaffen, auf dem wie kaum anderswo solch schöne Blüten trieben. Adolf Anderssen, Wilhelm Steinitz, Siegbert Tarrasch, Emanuel Lasker, Namen, die aus keinem Schachbuch wegzudenken sind. Dann, als der braune Sumpf zu kochen begann und der Antisemitismus sein Unwesen trieb, waren viele Schachmeister jüdischer Abstammung gezwungen, ins Ausland zu flüchten. Der Verlust dieser Meister und vieler anderer, die zumeist ungenannt bleiben, warf Deutschland und Österreich um Jahrzehnte zurück, und noch immer ist der alte Stand, die alte Konzentration des Schachgedankens nicht wiedererreicht. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll an den mehrfachen Kölner und Rheinmeister Platz erinnert werden, Arzt von Berufswegen und ein hoffnungsvoller Stern am deutschen Schachhimmel. 1933 emigrierte er in die Schweiz und von da aus weiter nach Amerika, weil man ihm verbot, sich als Arzt in Zürich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei der Meisterschaft von Köln 1925 erhielt er für seine Partie gegen Schiefer den ersten Schönheitspreis. Mit den schwarzen Steinen hatte er sich eine vielversprechende Angriffsstellung aufgebaut, und mit seinem nächsten Zug ging er an das Zertrümmerungswerk der weißen Königsburg, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/06316: Erbe einer totalitären Zeit (SB)

Schiefer - Platz
Köln 1925

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Gespielt wurde die Partie zwischen Bogoljubow und Réti in der achten Runde. An diesem trübseligen Novembertag war auch Bogoljubows Laune ein wenig verregnet. Vielleicht, daß er daher zu 1...Lh6xe3+?? griff und fast im selben Augenblick voller Schreck erkennen mußte, daß er nach 2.Df3xe3 De4-b1+ 3.Kg1-h2 Db1xa2 4.De3-e7 dem Matt nicht mehr entkommen konnte.


Erstveröffentlichung am 13. September 2004

7. September 2017


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