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SCHACH-SPHINX/06343: Furcht vor dem Kombinationsteufel (SB)


Die Partien zwischen Boris Spasski und Michael Tal waren immer schon voll schillernder Brisanz. Spasski, der in Jugendjahren ein gefürchteter Angriffsspieler war, es später dann, nach dem Erwerb des positionellen Rüstzeugs, zum Weltmeister brachte, nahm 1979 am Turnier von Montreal teil, das neben den Weltmeister Anatoli Karpow auch Michael Tal begrüßen konnte. Tal und Karpow sollten beide zuletzt auf dem Siegerpodest Platz nehmen. Bei Spasskis Partie gegen Tal strömten die Zuschauer wie ein staunender Haufen um diesen Tisch zusammen. Wetten wurden abgeschlossen, aus denen Tal allerdings als Favorit hervorging. Spasski eröffnete mit dem Damenbauern, Tal verteidigte sich damenindisch. Spasski hatte vor der Partie über Kopfschmerzen geklagt. Ob diese dann dafür verantwortlich waren, daß Spasski zwei positionelle Fehler beging, die Tal in bester Manier ausnutzte, läßt sich natürlich nie genau sagen. Im heutigen Rätsel der Sphinx zog Spasski nun 1.Dc3-a5?, was zum Desaster führte. Offenbar hatte Spasski die wilden Komplikationen nach 1.Sf3xd4 Ld6xh2+!? 2.Kg1xh2 Sf6-g4+ gefürchtet, obgleich die Sache nach 3.Kh2-g3 De7-e5+ 4.f2-f4 alles andere als klar war. Die kleine Furcht vor dem Kombinationsteufel Tal und der Kopfschmerz kosteten einigen Wettfüchsen eine Menge Geld. Also, Wanderer, welchen Weg nahm das weiße Desaster?



SCHACH-SPHINX/06343: Furcht vor dem Kombinationsteufel (SB)

Spasski - Tal
Montreal 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nun sind Simultanniederlagen nicht so hoch einzuschätzen wie normale Turnierpartien. Für den Düsseldorfer Gymnasiasten Müller war es dennoch eine reife Leistung, als er mit 1...Sh6-g4! Karpows Stellung zerrüttete. Das Opfer mußte angenommen werden wegen 2.Df2-g1 Db2xe2. Nach 2.h3xg4 h5xg4+ 3.Sf3-h2 g4-g3 4.Df2xg3 Db2xe2 stand Müller nach Rückgewinn der Figur schon erheblich besser. Sein Vorteil wuchs nach 5.Kh1-g1 De2xe3+! 6.Dg3xe3 Lf8xc5 7.Ta1-e1 Sb8-d7 8.g2-g4 Lf5-d3 9.Tf1- f2 Lc5xe3 10.Te1xe3 Tc8xc3 auf zwei Mehrbauern an. Der Rest war eine Sache der Technik, die Müller einwandfrei beherrschte: 11.Tf2-d2 Sd7- c5 12.Sh2-f3 b7-b5 13.Kg1-g2 b5-b4 14.Te3-e1 Ld3-e4 15.Sg5xe4 Sc5xe4 16.Td2-e2 Ke8-e7 17.Te1-b1 a6-a5 18.Tb1-b3 Th8-c8 19.Sf3-d4 Tc8-c4 20.Sd4-b5 Tc3-c2 21.Tb3-b2 Tc2xe2+ 22.Tb2xe2 Se4-c3 und Karpow gab das hoffnungslose Endspiel auf.


Erstveröffentlichung am 10. Oktober 2004

4. Oktober 2017


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