Hoher Beliebtheit erfreuen sich Eröffnungen, die schon früh aus der Umzäumung der Schachtheorie ausbrechen. Ein Gehirn ohne Gedächtnis ist nun einmal der leichtere Gegner. Es gibt schließlich Spieler, die notieren sich in ihrem Dachstübchen noch die kleinste Nebenvariante. Freilich, wer nicht auf possierliche Randbauernzüge ausweichen will, um Neuland zu betreten, der braucht allein für das Finden theoriefremder Züge eine feine Nase. Unser Schachfreund Thilo Hoppe hatte es bei der 1. Offenen Stadtmeisterschaft anläßlich der 75-Jahr- Feier des ansässigen Schachklubs Jever mit der Holländischen Verteidigung 1.d2-d4 f7-f5 zu tun. Wer sich in diesen Gefilden nicht genauestens auskennt, kann leicht unter die Räder kommen. Daher betrat Freund Hoppe mit 2.Lc1-g5!? einen Variantenpfad ins theoretische Nirgendwo. Ganz unbekannt ist der Zug zwar nicht. Auch Großmeister griffen, wenn auch selten, zu ihm. Abhandlungen fehlen jedoch nahezu gänzlich. Also herrschte Chancengleichheit vor, und die nutzte Freund Hoppe im heutigen Rätsel der Sphinx zu seinen Gunsten aus. So ergab sich schließlich folgender Augenschmaus von Stellung, in welcher der Nachziehende zuletzt mit 1...Sc4-e5? einen tragischen Fehlzug machte. Also, Wanderer, was geschah im Jever Neuland?
Hoppe - Phillips
Jever 1986
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein Gefäß, das voller Ungeduld getragen wird, zerbricht rasch. Im
Fernschach ist daher Geduld die höchste Tugend. Mit 1...e7-e5 entglitt
dem englischen Fernschachmeister Richardson die Partie aus den Händen.
Nach 2.d5xe6 e.p. f7xe6 3.De3-f3 Lf6-d8 4.Lc4xa6! e6-e5 - 4...Tb6xa6?
5.Df3-b7+ mit Qualitätsgewinn - 5.La6-d3 Tf5-f7 6.Ld3-c4! gab er sich
nach eingehender Analyse geschlagen, da der schwarze Turm nicht
zugleich die f-Linie und die siebte Reihe verteidigen konnte.
Erstveröffentlichung am 27. Oktober 2004
21. Oktober 2017
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