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SCHACH-SPHINX/06433: Kein guter Tag für Kasparowsche Empfehlungen (SB)


November 1984. In Moskau zerquälten Anatoli Karpow und Garry Kasparow die Gemüter der Schachwelt mit einem Bandwurm an Remispartien. Im Zuschauerraum gähnende Langeweile, und auch die Reporter vor Ort trieben sich lieber in der Stadt herum. Was hätten sie auch nach Hause schicken sollen an Neuigkeiten? Während die beiden Großkopfeten der russischen Schachelite unter sich den Weltmeister 'ausknobelten', zeigte Rußlands Nummer 3 auf Thessaloniki, wie man Schach auch anders spielen konnte. Alexander Beljawski war in Abwesenheit der beiden WM- Rivalen ans Spitzenbrett der sowjetischen Mannschaft bei der Schacholympiade gesetzt worden. Der gewiefte Taktiker machte Karpow und Kasparow rasch vergessen. Aus zehn Partien holte er für sein Land acht Siege, glänzendere darunter, als die beiden Avantgardisten in Moskau produzierten. Eine Partie Beljawskis stach besonders hell heraus, nämlich die gegen den kubanischen Großmeister Nogueiras. Dieser folgte Kasparows Fußstapfen gegen die Damenindische Verteidigung. Doch ebenso glücklos wie der Pate dieser Empfehlung in Moskau blieb auch er. Trotz verwirrender Komplikationen, die er im Geiste des dynamischen Spiels heraufbeschwor, sollte an diesem Novembertag weder in Moskau noch auf Thessaloniki Kasparowsches Gedankengut Früchte tragen. Weiß hatte im heutigen Rätsel der Sphinx eine Figur für einen ominösen Angriff hergegeben. Schließlich stand folgende Stellung auf dem Brett. Also, Wanderer, wie kürzte Beljawski den weißen Leidensweg ab?



SCHACH-SPHINX/06433: Kein guter Tag für Kasparowsche Empfehlungen (SB)

Nogueiras - Beljawski
Thessaloniki 1984

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was auch immer den Ausschlag gegeben hat für diese grandiose Kombination, die ihresgleichen in den Annalen lange suchen muß, Meister Stoltz mußte hinterher lange und ausgiebigst seinen Rausch ausschlafen. Er war in Gedanken jedenfalls nüchtern genug, um nach 1...Tf6-g6 die sinnbetörende Kombination 2.d4-d5!! Tg6xg5 3.h4xg5 Sc6- e7 4.Se3-g4! Dd8-c8 5.g5-g6! Dc8xg4 6.Th1xh7+ Kh8-g8 7.Th7xg7+ Kg8-f8 8.Tg7-f7+ Kf8-e8 9.Td1-e1 Dg4xg6 10.Te1xe7+ Ke8-d8 11.Lb2-f6 Dg6xf6 12.Te7-d7+ zu finden, worauf sein Kontrahent Steiner die Waffen streckte. Nach 12...Kd8-e8 13.Tf7xf6 Ke8xd7 14.Tf6-f7+ Kd7-e8 15.Tf7- h7 wäre das Endspiel verloren gewesen. Man täusche sich nicht, auch die Nebengleise hatte Stoltz mit lupenreiner Klarheit berechnet: 4...Dd8-e8 5.Th1-h6! Se7-f5 6.Td1-h1! Sf5xh6 7.g5xh6 oder 4...Kh8-g8 5.Sg4-f6+ Kg8-f7 6.Th1xh7 Se7-f5 7.Sf6-h5! Kf7-g6 8.Sh5xg7 Kg6xh7 9.Sg7xf5 Kh7-g6 10.Sf5-g7 Dd8-e7 11.Td1-g1 und einer der beiden weißen Bauern macht das Rennen.


Erstveröffentlichung am 7. Januar 2005

2. Januar 2018


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