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SCHACH-SPHINX/06483: Außen Sonnyboy, innen Eisenfresser (SB)


Der äußere Anschein mag trügen. Niemand verlasse sich auf seine Augen. Auch in einem Sonnyboy kann ein tüchtiger Eisenfresser stecken. Nehmen wir als Beispiel den englischen Großmeister Nigel Short. Betrachtet man ihn oberflächlich, wird niemand ahnen, einen der stürmischsten Angriffskünstler der britischen Insel vor sich zu haben. Immerhin, mit Garry Kasparow hatte er sich bereits ein Duell um die Krone geliefert, nachdem er illustre Namen wie Anatoli Karpow und Jan Timman aus dem Rennen geworfen hatte. Das war in London 1993 gewesen. Gegen den Mann aus Baku zog der smarte Engländer dann zwar den kürzeren trotz der Unterstützung seiner Landsleute im Savoy Theatre, die nur eine einzige Gewinnpartie ihres Helden bejubeln konnten. Nach diesem Sieg hatte Short in einem Interview die berühmt-berüchtigen Worte fallen lassen: "Ich hatte schon vergessen, wie es ist, Kasparow zu schlagen." Tatsächlich gelang ihm dieser Erfolg erst in der 16. Wettkampfpartie. Überhaupt hatte es der Engländer in seiner Karriere nicht leicht gehabt, sich gegen die sowjetische Großmeister-Maschinerie zu behaupten. An viele Niederlagen kann sich Short erinnern, und insbesondere die gegen Kupreitschik aus dem World Telex Cup 1982 liegt ihm noch heute schwer im Magen. Hatte nicht Friedrich Sämisch einst gesagt: "Bei Schachspielern ist es wie bei den Tieren, nur umgekehrt proportional. Kleine Tiere machen Mist, großen Tiere machen auch Mist, nur weit weniger als die kleinen." Wenn sich Sämisch da mal nicht irrte. Im heutigen Rätsel der Sphinx jedenfalls wurde Short, mit den schwarzen Steinen spielend, von Kupreitschik nach allen Regeln der Dompteurkunst an den Hörner gepackt und zu Boden gerungen. Also, Wanderer, wie befeuerte Kupreitschik den weißen Angriff?



SCHACH-SPHINX/06483: Außen Sonnyboy, innen Eisenfresser (SB)

Kupreitschik - Short
Telex Cup 1992

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mißtrauen sollte unter Schachspielern Tugend sein, denn hinter manchem Remisangebot versteckt sich nichts anderes als tiefe Verzweiflung. Hätte Mr. Fenton mit etwas mehr Argwohn die Stellung betrachtet, so hätte er vielleicht die Gewinnfolge 1.b6-b7 Ta5-a6+ 2.Kc6-c5! - nicht 2.Kc6-b5? Ta6-a1 und der schwarze Turm gelangt auf die b-Linie - 2...Ta6-a5+ 3.Kc5-c4 Ta5-a4+ 4.Kc4-c3 Ta4-a3+ 5.Kc3-b2! selbst entdecken können. Das Treppabsteigen des weißen Königs auf der c-Linie bis hinunter auf das Feld b2 hätte dem Freibauer die Umwandlung in eine Dame und Mr. Fenton einen leichten Sieg gesichert.


Erstveröffentlichung am 25. Februar 2005

21. Februar 2018


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