Anhänger der geschlossenen Eröffnungssysteme meiden gern die direkte taktische Konfrontation, wie sie bei den Vertretern der Könisgbauer- Eröffnungen zum spielerischen Alltag gehört. Ihr Planen und Denken ist auf den Rausch, die Kombination, angelegt. Von langer Plänkelei, betulichen Annäherungsversuchen halten sie nichts. Kampf heißt ihr Motto, und auf dieses Ziel gehen sie schnurgerade zu - es sei denn, man spielt den Spanier geschlossen wie einen zugeknöpften Frack. Von dieser Leidenschaftlichkeit halten sich wie gesagt die Eröffnungsstrategen, die 1.c2-c4, 1.d2-d4 oder 1.Sg1-f3 ziehen, fern. Sie lieben das allmählich Wachsende, das weitgefaßte Schmieden von Plänen. Das kokette Augenzwinkern und Abenteuer-Suchen lehnt ihre auf Gemütlichkeit ausgerichtete Philosophie ab. Zeit zum Verwirklichen finden, Details in den Vordergrund rücken und der Festigkeit vor den exzessiven Kapriolen den Vorrang geben, ja, das ist ihr Terrain, ihr Eins-in-Allem. Nun glaube man jedoch nicht, daß sie mit Komplimenten und Kombinationen geizen würden, wenn die Feuer auflohen. Nach gründlicher Reifezeit kann es durchaus zu heftigen Begegnungen kommen wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der Nachziehende zuletzt mit 1...Dc7-b7? auf zwei Hochzeiten tanzen wollte und damit vom Wege abkam. Die scheinbar sinnige Bedrohung des weißen b-Bauern entpuppte sich als verhängnisvoller Gedankenkollaps, Wanderer.
Pein - Engquist
Wrexham 1995
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1.Sf3-g5! zwang Polugajewsky seinen Kontrahenten zum Farbe-
Bekennen auf der e-Linie. Nach 1...Te6xe4 2.Sg5xe4 drohte 3.Dd2-h6,
weswegen Schwarz eigentlich die Qualität mit 2...Te8xe4 hergeben
müßte, bei verlorener Stellung indes. Gulko spielte jedoch 2...Sc6-d8
3.Dd2-h6 Sd8-e6, übersah dabei allerdings den sofort zur Niederlage
führenden Springerzug 4.Se4-d6! mit der Folge 4...c7xd6 5.Te1xe6 und
Schwarz müßte die Dame opfern, um das Matt zu verhindern.
Erstveröffentlichung am 16. August 2005
15. August 2018
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