Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06672: Kuriosität aus Krefeld (SB)


Wer Krefeld, die alte Samt- und Seide-Hochburg Deutschlands betritt, der vermißt ein wenig die für das Ruhrgebiet so typische Bauweise. Der Rhein fließt an der Stadt vorbei, und doch erinnert das städtische Aussehen und Gepräge eher an eine holländische Lebensweise. Umgeben von weitem Flachland, grünen Parks und viel Naturnähe fühlt man sich wie in der knapp 70 Kilometer entfernten Niederlande. In Krefeld wurde im September 1993 die wohl kurioseste Partie der Stadtgeschichte gespielt. Die beiden langjährig befreundeten Rentner Pagel und Schrammer setzten sich an einem verregneten Tag in die warme Stube und ließen ihrer Phantasie freien Lauf. Während von draußen her dicke Regentropfen gegen die Fensterscheiben prasselten zum Takt einer stürmischen Melodie, stakkatoartig und durchbrochen von grellem Blitzgeflacker, schritt die Partie in ebengleicher Rasantheit dahin. Innen wie außen, und plötzlich drohte Schrammer im heutigen Rätsel der Sphinx in dreifacher Manier mit einem Matt. Die Felder a1, b2 und e1 waren unmöglich mit einem einzigen weißen Zug zu decken. Zudem hatte Weiß seine Figuren allesamt an den Rand gespielt, während die schwarze Armee in geordneter Schlachtformation alle wichtigen Felder im Zentrum des Geschehens beherrschte. Nun wird erzählt, daß gerade in diesem Augenblick, als Herr Pagel die Partie aufgeben wollte, die Regengüsse verstummten. Es war, als sei er just in diesem Moment aus einem bedrängenden Traum aufgewacht, um was zu sehen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/06672: Kuriosität aus Krefeld (SB)

Pagel - Schrammer
Krefeld 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach 1.Sf1-g3! g7-g5?! lugte die Hexe mit der Nase hervor, schwang ihren Besen 2.Lc4xe6! f7xe6 3.Sg3-f5 De7-f8 4.Te1xe6 und brachte die gesamte schwarze Stellung in Unordnung. 4...g5xh4 hätte ein schauriges Hexengekicher heraufbeschworen: 5.Sf5-e7+ Kg8-f7 6.Ta1-e1! Lb7-e4 7.Te1xe4 Sf6xe4 8.Dd3xe4 Df8-g7 9.Se7-f5 Tc8-c1+ 10.Kg1-f2 und Schwarz wäre an Händen und Füßen gefesselt gewesen. Also spielte er 4...Td8- e8, aber auch damit war der Hexentanz nicht aufzuhalten: 5.Te6xe8 Tc8xe8 6.Lh4-g3 - drohte 7.Lg3-d6 - 6...Te8-d8 - ebenso kraftlos war 6...Te8-e6 7.Lg3xb8 Df8xb8 8.Sf5xh6+ - 7.Ta1-e1 Sb8-c6 8.Te1-e6 Kg8-h8 9.Sf5-d6 Lb7-c8 10.Sd6xc8 Td8xc8 11.Dd3-g6 Sc6xd4 12.Te6xf6 Sd4-e2+ 13.Kg1-f1 Se2xg3+ 14.h2xg3 Df8-g7 15.Dg6-f5 und Schwarz gab auf wegen der vernichtenden Drohung 16.Tf6-f7.


Erstveröffentlichung am 2. September 2005

1. September 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang