"Der Mensch kann nur eine bestimmte Anzahl Zähne, Haare und Einfälle haben. Es kommt unweigerlich die Zeit, wo er seine Zähne, seine Haare und seine Einfälle verliert", dies soll der französische Philosoph Voltaire einst gesagt haben, als er in tiefen Reflexionen über das Leben, das Leiden und das Altern nachsann. Offenbar war ihm zu diesem Zeitpunkt selbst schon der sprühende Witz seiner Jugendjahre ausgegangen. Sonderlich einfallsreich ist der Ausspruch gerade nicht, und schon gar nicht ist er vorbehaltlos auf das Alter anzuwenden. Der Ex-Weltmeister Tigran Petrosjan war 1983 in Niksic zwar erst 54 Jahre alt, aber alt genug für Voltaires Wortspiel. Nur ließ sich das Bonmot ganz und gar nicht auf den armenischen Großmeister anwenden. Dieser zeigte seinem 21 Jahre jüngeren Kontrahenten Ljubomir Ljubojevic aus Jugoslawien im heutigen Rätsel der Sphinx durchaus noch die sprichwörtlichen Zähne. Im Diagramm hätte Petrosjan mir nichts dir nichts den schwarzen Turm auf e4 nehmen können, aber er verfolgte durchaus ehrgeizigere Pläne. Der Turm lief ja nicht weg, Wanderer.
Petrosjan - Ljubojevic
Niksic 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Züge gehören natürlich umgestellt. Erst 1.Lg2xe4! Te8xe4 und dann
2.Dd1-d5 und Weiß gewinnt einen Bauern, für den Schwarz ohne Ersatz
ist. In der Partie spielte Amado 2...Ta8-e8 3.Dd5xb5 Df6-b2?, weil er
sich mit dem Bauernverlust nicht abfinden wollte, überstrapazierte
damit jedoch seine Stellung und verlor rasch: 4.Tc1-c7 Db2xa2 -
4...Te4xe2 5.Db5xe2! - 5.Db5-f5 f7-f6 6.Df5-d5+ Te4-e6 7.Dd5-b7 und
Schwarz kapitulierte.
Erstveröffentlichung am 21. Januar 2006
20. Januar 2019
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