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SCHACH-SPHINX/06867: Ein wahrer Endspiel-Künstler (SB)


Mathematiker müßte man sein, dann bräuchte man kein Endspiel zu fürchten. Stellungen mit stark verminderter Figurenzahl, in denen letztlich die Bauernformationen den Ausschlag darüber geben, welche Partie gewinnt und welche nicht, sind auf den ersten Blick weniger kompliziert als Mittelspielgefechte. Dessen ungeachtet erfordern sie ein hohes Maß an Präzision. Selten lassen sich Fehlzüge, insbesondere mit Bauern, im Endspiel korrigieren. Es war schon immer das Malheur der schwächsten Steine auf dem Brett, daß sie als einzige nicht rückwärtsgehen können. Vielleicht stammt diese Regel tatsächlich aus der Kriegskunst. Die Fußtruppen mußten nach vorne marschieren. Sie siegten oder gingen unter. Für größere Operationen mitten in der Schlacht waren sie nicht geeignet. Ob es nun stimmt, daß die Bauern die Seele des Schachspiels sind, wie es der französische Schachmeister Philidor einst formuliert hatte, oder auch nicht, ein Spieler, der diesen Partieabschnitt nicht beherrscht, kommt in den Turnierhallen nicht weit. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus dem Kandidaten- Halbfinale um die Weltmeisterschaft des Jahres 1980 bewies Viktor Kortschnoj, daß er nicht nur zu kombinieren verstand. Seine schwarzen Bauern erwiesen sich als stärker als die von Lew Polugajewsky. Mit seinem nächsten Zug zementierte Kortschnoj diesen Vorteil, und kurz darauf gewann er in Buenos Aires die erste Wettkampfpartie, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06867: Ein wahrer Endspiel-Künstler (SB)

Polugajewsky - Kortschnoj
Buenos Aires 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß hatte die Hand schneller am Revolver, und seine Schüsse waren tödlich und präzise: 1.Dg4xg7+!! Kg8xg7 2.Tb3-g3+ Kg7-h6 3.La3-c1+ Kh6- h5 4.Lf1-e2+ Kh5-h4 5.Tg3-h3#


Erstveröffentlichung am 16. März 2006

15. März 2019


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