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SCHACH-SPHINX/06887: Tarrasch forever? (SB)


Wie heftig hatte Siegbert Tarrasch nach 1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4 e7-e6 3.Sb1-c3 gewettert, wenn der Nachziehende nun mit 3...Sg8-f6 fortsetzte, anstatt den von ihm mit dem Nimbus des Alleinseligmachenden versehenen Zug 3...c7-c5 zu spielen. Der Springerzug galt ihm als Ausbund mittelalterlichen Denkens, als ein Fauxpas gegen die feinen Schachsitten. Mit geradezu diskriminierender Strenge sprach er bei 3...Sg8-f6 von der "orthodoxen Verteidigung", orthodox im Sinne von starrsinnig, kleinkariert, hinterwälderisch. In seinen Schriften machte er keinen Hehl von seiner Meinung. Ganz im Gegenteil führte er allerhand Varianten an, die die Zweitrangigkeit des Springerzuges untermauern sollten. Die Schachtheorie ist über seine Ansichten hinweggegangen. Sie hielt es statt dessen mit der Toleranz. Nach gegenwärtigem Stande sieht sie beide Fortsetzungen für gleichwertig an, bemerkt jedoch, daß die nach ihrem Schöpfer benannte Tarrasch-Verteidigung zu beengten Stellungen führt, in denen der Nachziehende um den Ausgleich kämpfen muß. Im heutigen Rätsel der Sphinx zeigte sich, wie scharfkantig die Grenze zwischen Ausgleich und Niedergang war. Weiß am Zuge zerschmetterte den Tarrasch-Aufbau mit Hammerschlägen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06887: Tarrasch forever? (SB)

Granberg - Ingersiev
Fernpartie 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bukics Resignation nach 1.g3-g4 war berechtigt, denn nach 1...Kh7-g8 2.g4-g5 Lf6-e7 3.f5-f6! g7xf6 4.g5xh6! Kg8-h8 5.Tc1-g1 Lb7-c8 6.Tg1-g7 Tc5-c7 7.Tg7-h7+ Kh8-g8 8.Td2-d3 bliebe ihm das Matt nicht erspart.


Erstveröffentlichung am 5. April 2006

4. April 2019


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